Der gescheiterte DFL-Deal: Ein Kommentar

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Am vergangenen Mittwoch ist auf der Abstimmung der 36 Mitglieder des DFL e. V. der angedachte Investoren-Deal mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Unser Redakteur Alex kommentiert das Geschehen in Form eines fiktiven Dialogs. A und B treffen sich zufällig auf dem virtuellen Miasanrot-Flur. Sagt A: Gut, dass dieser DFL-Deal am…

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Super, Alex, erinnert von der Form her an philosophische Traktate in Dialogform, wie sie seit Platon bekannt sind und besonders im 18. Jahrhundert (Hume) gepflegt wurden. Schön dialektisch-didaktisch angelegtes Tischgespräch, das ich mit viel Gewinn (als ökonomisch Ahnungsloser) und Freude gelesen habe, tolle Aufbereitung einer recht komplexen Materie, die zeigt, wie schwierig einfache, eindeutige „Lösungen“ des angesprochenen Problems (DFL-Deal) sind.

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Das ist genau das Problem. Die selbe Leidenschaft der Fams, die die Vereine groß gemacht hat, wird missbraucht weil es oft nur „ganz oder gar nicht“ gibt.

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Der Fußball braucht nicht mehr sondern weniger Geld.
Zuviel Geld macht träge und korrupt.

Wenn ich sehe wie Hertha zugrunde gewirtschaftet wurde mit den Tennor Millionen. Herthas Jugend hat die beste Akademie in D und steht regelmäßig im Finale der U19, aber keiner der Jungs wurde hochgezogen und stattdessen des Geld an Berater und in Netzwerken versenkt.
Das Geld von Kühne und Tönnies hat ja auch mehr geschadet und erst die ganze Kultur von Korruption und Misswirtschaft aus Amigos und Beratern geschaffen.

Wenn Bayern ein Trainer für 25 Mio kaufen, ihn 1,5 Jahre später rauswerfen kann, Geld für sinnlose Showtransfers ala Mane oder Cancelo hat, überteuerte Rentenverträge mit 26+ Spieler schließt und einen CEO und Sportvorstand mit langfristigem Vertrag rausschmeißen kann um dann wohl wieder den nächsten Sportvorstand rauszukaufen, ist da mE eher zu viel Geld um sportlich und wirtschaftlich nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Deutschland ist voll von Traditionsvereinen, die 2., 3. Liga oder tiefer spielen, wo 20-, 30-, 40- Tausend ins Stadion kommen.
Der HSV liegt an 17. Stelle beim Zuschauerschnitt: in ganz Europa!
Zu Hertha werden nächste Saison auch 50.000 kommen, 1. FCK 40.000, Pauli ausverkauft, Hannover hat 30.000, Fortuna auch.
Warum sollen wir unseren Fußball an irgendwelche Investoren (und das viel zu billig verkaufen), zumal die Aufteilung hätte ja wieder v.a. die ohnehin schon reichen bevorteilt hätte und so den Klassenunterschied zementiert hätte.

Ehrlich gesagt: mir ist die Wettbewerbsfähigkeit der Liga mittlerweile scheißegal. Wie will man mit der EPL konkurrieren? Das geht ohnehin nicht, da die immer Geld nachpumpen können und keine Scham haben sich an Katar oder Saudi Arabien zu verkaufen, was hier in D kulturell ohnehin nicht geht.

Lass uns lieber über Ausbildung und Talentförderung, neue Formate, eine Ausweitung der BuLi auf 20 Vereine, gute Managementstandards, bessere Vermarktung, eine flachere Verteilung der Medienerlöse und eine stärkere und spannendere Liga sprechen.
Jetzt mal 2-3 Mrd. abgreifen die dann schnell wieder weg sind? Da verspreche ich mir ehrlich gesagt nicht so viel.

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Der Gedanke kann weiterentwickelt werden.

Wenn das mit immer mehr Geld im System und den sich dadurch vertiefenden Gräben so weitergeht, werden sich einige mehr vom Fußball abwenden (machen wir uns nichts vor, das passiert schon längst). Denn dann wird es noch viel, viel langweiliger …

Die jüngeren, digital affinen mit entsprechendem Tag- / Nacht-rhytmus begeistern sich dann für die weltweiten Rugbies und australischen Basketball (vormittags gucken, nachts arbeiten oder studieren). Andere wechseln zum Frauenfußball. Die alten weißen Männer verfolgen Handball und Eishockey (Greenwich Meantime + 1h).

Der große Medienkonzern Axel Springer (egal ob man ihn mag oder aus tiefster Inbrunst ablehnt - hinschauen, was die tun, sollte man) hat das längst erkannt und kreiert gerade ein start-up namens Dyn (viel Sport, aber null Fußball).

Da man das viele Geld, das im System Fußball steckt, nicht mehr rausbekommt, muss eine Lösung her. Und wenn es die Super League ist.

Völlig egal was einige in D meinen was der Fußball braucht oder nicht.

Fußball ist ein signifikanter Teil (wenn nicht weltweit der größte Teil) der Entertainment Industrie. Es ist ein Wachstumsgeschäft, das mehr und mehr Top Investoren Manager und Verwertet anzieht. Und natürlich immer mehr zahlende Konsumenten und Fans weltweit.

EPL und UEFA CL werden sicherlich die Größenordnung der NFL erreichen.

In allen Ländern in Europa Süd Mittel und Nordamerika Asien Australien etc werden Fußball Clubs gekaut, und von Sponsoren finanziert. Das ist die Realität.

Einige deutsche Clubs und die sogenannte aktive Fanszene in D lebt in einem Paralleluniversum und baut sich ein Wolkenkuckucksheim mit Vorstellungen weit ab der Realität.

Sogar Clubs wie Freiburg Werder und Frankfurt haben das erkannt. Einige Erstligavereine u d die meisten Zweitligavereine offensichtlich nicht.

Da die DFL jetzt nicht in der Lage ist, in die Plattform für eine bessere Vermarktung insbesondre Auslandsvermarktung zu investieren, werden das der FCB und BVB jetzt eben selbst vorantreiben.

Eine Abspaltung der 2.Liga von der 1. Liga wohl unausweichlich.

Alles unterm Strich sehr positiv für den FCB, der jetzt eben sein eigenes Ding machen wird und mehr Einnahmen, da man auf Sicht weniger an die 2.Liga zahlen wird.

Für den deutschen Fußball geht die Verzwergung weiter, 23/24 wohl schon hinter Italien auf dem 4.Platz .

US Investoren investieren massiv in Spanien und Italien, nicht nur in England.

Man will Konkurrenz für den FCB? So sicherlich nicht.

Seifert wusste schon genau, warum er diese desolate Organisation die sich DFL nennt, verlässt, die von Amateuren in vielen Clubs durchzogen ist. Mal sehen wer sich diesen Laden antut.

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Ja? Größer als zB die Filmindustrie? MCU, Disney und Co? Die Musikindustrie? Ich würde es fast nicht glauben, wenn es nicht von dir käme…

Diese typisch deutsche „Kleinstaatlerei“ war jahrzehntelang ein Erfolgsgarant. Auch die Kleinen brachten Leistung und konnten Großes vollbringen (aufgrund gutem Managements konnte „im System Deutschland“ sogar Werder Bremen einen Europapokal gewinnen).

Heute gibt es weltweit so viel Geld, das sich weltweit seine Clubs und Vereinsstrukturen sucht, wo es gut investiert ist. Das, was früher Werder Bremen war, ist heute der FC Sevilla und morgen vielleicht Salernitana.

Ein Investor wird der Bundesliga nicht die Spannung von früher zurückbringen. Super League heißt die Lösung. Und dann muss jeder für sich entscheiden, ob er das überhaupt noch sehen will.

@918, @ralph et. al. Würdet Ihr BITTE wenigstens DIESEN EINEN Thread NICHT als Spielwiese für Eure hochgradig repetitiven und extrem nervigen „Konversationen“ benutzen. Ich möchte nicht die gleichen Nachrichten immer und immer und immer und immer und immer und immer und immer und immer wieder lesen müssen.

Lasst mir nur bitte wenigstens diesen einen Thread. DANKE!

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Finde den Kommentar nicht besonders gut, da es unterschiedliche Perspektiven unausgegoren vermischt.
Z.B. sind die Punkte ob Profifussball einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen an sich ein eigenständiges Thema. Profisport ist nunmal Teil der Unterhaltungsindustrie und ob es volkswirtschaftlich sinnvoll ist da Geld zu allokieren darüber lässt sich trefflich streiten. Und das etwaige erwähnte Trickle-Down Effekte nicht viel bringen ist eigtl. auch unstrittig. Letztlich konkuriert man mit anderen Profisportarten, ja im Grunde auch mit dem Rosamunde-Pilcher Film der zeitgleich im Fernsehen läuft oder dem Helene-Fischer Konzert in der Olympiahalle. Ist das Geld da sinnvoller eingesetzt? Da dass eh nicht zu beantworten ist, kann man das auch den Leuten überlassen für was sie ihr Geld ausgeben bzw. wo sie einschalten.
Zum Punkt Transfer-/Gehälter Inflation. Die Diskussion gibt es seitdem ich Fussball in den späten 90ern verfolge. Und ich bin mir sicher dass es diese Diskussion davor auch schon gab. Ich wüsste auch nicht wie man das ändern könnte. Gehaltsobergrenzen / Financial Fair Play schön und gut, ist aber einerseits schwierig umzusetzen. Andererseits gibt es in den USA z.B. diese Budgetgrenzen, NFL & Co sind aber die durchkommerzialisiertesten Sportarten überhaupt. Da werden auch Spiele in Europa abgehalten, zig Werbeblöcke eingebaut und neue Märkte erschlossen. Der Untschied ist lediglich dass nicht alles die Profis bekommen sondern sich die Eigentümer ihren Anteil abholen. Einziger Hebel um die Inflation einzudämmen bzw. auf dem normalen Inflationslevel zu belassen, wäre m.E. gewesen, Investoren auf Clubebene nicht zuzulassen, den ManCity/PSG haben durch die Staatsinvestoren die Spirale zusätzlich angeheizt. Problem ist nur dass sich das jetzt nicht mehr zurückdrehen lässt und auf andere europäische Verbände haben wir nunmal keinen Einfluss. Dann ist aber eher die Frage ob man weiter in Europa mitmischen will und diese Situation annimmt oder eben nicht. Für mich gilt ersteres, ob der Deal dabei hilft oder nicht ist wiederum eine andere Frage, auf die eher wenig eingeganen wird.
Zu guter Letzt, den Punkt über den Verteilungsmechanismus kann ich einigermaßen nachvollziehen, denn Bayern und die Bundesliga braucht einen starken Wettbewerb, den es diese Jahr ausnahmsweise mal gab.

@anon9711618: Ich freue mich über Deinen Kommentar.

Ob Vereine weniger Geld brauchen, ist für mich noch nicht so final entschieden wie für Dich. Deine Beispiele Hertha, HSV und Schalke sind natürlich schlagend, auch Deine Kurzzusammenfassung der Geldverbrennungsbemühungen der Bayern in den letzten Monaten ist so amüsant zu lesen wie vernichtend, aber liegt oder lag das Problem dieser Vereine eher in einer üppigen finanziellen Ausstattung oder eher in einer unternehmerischen Unfähigkeit? Mir scheint, das nahezu rechenschaftslos verfügbare, üppige Geld für diese Vereine fungierte vor allem als „Problemaufdecker“, indem es die leitenden Personen in Versuchung geführt hat und dann darüber, wie sie mit dieser Versuchung umgegangen sind, deren eklatanten Mängel an Qualifikation und/oder mangelnde persönliche Ausstattung für die ihnen anvertrauten Funktionen offengelegt hat, wenngleich diese Mängel selbstverständlich auch ohne das Geld vorhanden gewesen wären. Kurzum, Schwurbelmodus aus, diese Vereine beziehungsweise ihre Manager konnten mit ihrer Kohle einfach nicht umgehen und dass sie so viel davon zur Verfügung hatten, hat ihre Unfähigkeit nur noch deutlicher zutage treten lassen. Aber das Problem liegt oder lag meines Erachtens in der Fähigkeit, nicht in der Kohle.

Andersherum glaube ich aber, dass selbst die qualifiziertesten Manager dieser Welt im seriösesten Verein dieser Welt ohne Geld sportlich nicht wirklich vom Fleck kämen. Über eine großzügige finanzielle Ausstattung zu verfügen, ist nicht hinreichend für sportlichen Erfolg, aber notwendig, statt dass sie notwendig zu Misserfolg führt. Sie stellt allerdings gleichwohl besondere Anforderungen an die Qualifikation der Verantwortlichen, sonst wird man eben zur Hertha.

Auch ob Investoren gut sind oder schlecht, würde ich nicht grundsätzlich, sondern im Einzelfall beurteilen wollen. Aber Du hast schon recht, Gier essen Seele auf ist eine nicht gänzlich von der Hand zu weisende Befürchtung. Die Bundesliga ist vor dem Hintergrund ihrer Geschichtlichkeit als Ansammlung von von Straßenkickern auf den Stadtwiesen und Hinterhofplätzen dieser Republik ins Leben gerufenen und im Laufe der Zeit auf zehntausende und hunderttausende Mitglieder angeschwollenen Vereinen kulturell inkompatibel zu einem Wettbewerb zwischen von vermögenden Einzelpersonen wie Mäzenen und Investoren gehaltenen und alimentierten Mannschaften, wie es etwa überwiegend in Frankreich, Italien oder England der Fall ist. Die Vorstellung, dass in der Bundesliga demnächst nicht mehr etwa zum Beispiel die Ergebnisse regelmäßiger Mitgliederversammlungen, sondern Proklamationen Saudi-arabischer Investoren in Vereinsmagazinen veröffentlicht werden, ist einigermaßen skurril.

Nichtsdestotrotz halte ich es nicht für grundsätzlich verkehrt, dass sich Vereine, die sich dafür das Einverständnis ihrer Mitglieder eingeholt haben, einen (wie auch immer definierten) Investor ins Haus holen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Wahrscheinlichkeit, dass Vereine wie Arminia Bielefeld, Jahn Regensburg oder St. Pauli innerhalb anthropologischer (und nicht geologischer) Zeiträume unter die ersten Vier der Bundesliga vorstoßen können, ist sonst einfach extrem gering. Ein offener Wettbewerb setzt mehr finanzielle Gleichheit unter den Teilnehmern voraus. Mit einer Umverteilung der DFL-TV-Einnahmen allein ist es jedoch nicht getan, und die anderen Mittel, die Du erwähnst („Ausbildung und Talentförderung, neue Formate, eine Ausweitung der BuLi auf 20 Vereine, gute Managementstandards, bessere Vermarktung“) werden auch nicht zu mehr Wettbewerbsgleichheit führen, denn sie ändern nichts an den strukturellen Ursachen der gegenwärtigen Ungleichheit.

Unabhängig davon hakte ich die Idee, als Bundesliga mit der EPL konkurrieren zu wollen, was das finanzielle Erlöspotential angeht, ebenso wie Du für mindestens mittelfristig illusorisch. Ein zentraler Faktor sind die bereits angesprochenen Investoren, ein anderer ist der enorme zeitliche Vorsprung der englischen Liga, die bereits 10 bis 15 Jahre mehr an gezielter organisatorischer Evolution hin auf ein international attraktives Produkt durchlaufen hat als die Bundesliga. Das hat zu positiven Feedback-Mechanismen in der weltweiten Adoption geführt (Interesse → Geld → tolle Spieler und Trainer → toller Wettbewerb → mehr Interesse → mehr Geld → noch tollere Spieler und Trainer → noch tollerer Wettbewerb → noch mehr Interesse → …), die die Bundesliga in der mittleren Frist schwerlich wieder aufholen können wird.

Mit Deiner Vermutung, dass die 2 Mrd. EUR, die die DFL mit ihrem Deal eingelöst hätte, mutmaßlich schnell wieder weg gewesen wären (in Gedanken: sinnlos verpufft), liegst Du wahrscheinlich nicht ganz falsch, aber immerhin waren 40% davon ja für die Stärkung der internationalen medialen Vermarktung, also die Stärkung der Bundesliga im globalen Wettbewerb angedacht gewesen und hätten damit das Problem der enteilenden englischen Premier League immerhin grundsätzlich adressiert.

Etwas pathetischer könnte man vielleicht von einem „race to the moon“-Moment des Fußballs sprechen. Der Fußball ist in einem rasanten globalen Aufstieg begriffen, und die Bundesliga versucht, noch so gerade eben auf den letzten Waggon eines sich bereits mit zunehmender Geschwindigkeit vom Bahnhof entfernenden Zuges aufzuspringen, um von den anderen Ligen unter Anführung der EPL sportlich und finanziell im Weltkontext nicht endgültig zurückgelassen zu werden.

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@Petex: Danke für Deinen kritischen Beitrag.

Genau diese Position hat einer der beiden Diskutanten in dem Dialog vertreten, hast Du das gesehen?

Ich diskutiere das Problem steigender Gehälter und Transfersummen ja nicht grundsätzlich, sondern nur im Kontext des Geldes, was mit dem gerade vorläufig gescheiterten DFL-Deal erlöst worden wäre. Ich artikuliere die Sorge der Fans, dass dieses Geld zu einem großen Teil nur zur Inflation von Ablösesummen und Gehältern geführt hätte und keinen realen Gegenwert bzw. Nutzen für ihre Vereine gehabt hätte.

Die grundsätzliche Diskussion über steigende Gehälter und Ablösesummen im Fußball ist eine ganz andere Diskussion. Die können wir gerne fühlen, aber darum ging es hier im Konkreten nicht.

Nein, der entscheidende Unterschied im amerikanischen System ist der, dass es sich dort um ein geschlossenes System mit fester Mitgliedschaft der Teams und weitgehender Umverteilung der Gewinne handelt. Alle profitieren von den Gewinnen jedes Einzelnen und jeder Einzelne profitiert von den Gewinnen aller. Die Teams sind damit viel mehr Partner auf der finanziellen Ebene, als sie Konkurrenten auf der sportlichen sind. So etwas funktioniert in einem offenen System wie dem europäischen Fußball, wo jeder wirtschaftlich auf eigene Rechnung spielt, natürlich nicht. Die Profis bekommen übrigens in Amerika ähnlich viel Gehalt wie die Fußballer hier in Europa.

Das ist alles richtig, aber darum ging es in dem Artikel doch gar nicht. Der Artikel beschreibt ja nicht die Weltformel, sondern er hat sich einem konkreten Sachverhalt in einem konkreten Kontext gewidmet. Dass ich damit Deiner Erwartungshaltung, die im europäischen Fußball vorherrschenden finanziellen Zusammenhänge in ihrer Gänze bis hinein in die einzelnen Verästelungen zu erklären, nicht gerecht geworden bin, tut mir leid, aber das konnte ich wirklich nicht leisten.

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Die gab es tatsächlich schon Ende des 19. Jahrhunderts. Also vor weit mehr als 100 Jahren. Damals gab es Uni- und Werksteams. Letztere durften nur Spieler einsetzen, die in den Fabriken eingestellt waren. Also fingen die Fabrikbesitzer mit Scheinanstellungen an, damit der Spieler offiziell in der Fabrik arbeitet, aber hauptsächlich Fußball spielen kann. (Ich kann dazu die Miniserie The English Game empfehlen.)

Diese Spirale der Transfers- und Gehälter gibt es im Grunde von Anfang an und die wird sich in einem offenen System auch immer weiter drehen. Selbst heute in der Kreisliga kommt es oft genug vor, das Spieler z.B. mit einem Arbeitsvertrag beim Hauptsponsor angelockt werden.

Was man sich nur Fragen muss, ist, ob die finanzielle Distanz in der Bundesliga (aber auch anderen nationalen Ligen) mittlerweile zu groß ist. Diese Distanz verringert man aber nicht, in dem man kurzfristig Geld reinholt. Die kann man nur verringern, in dem man entweder das System geschlossen macht oder die Top-Vereine in eine eigene Liga (Superleague) bringt. Mit dem, was die DFL da jetzt vor hatte, würde man die Distanz zwischen den europäisch spielenden Klubs und dem Rest eher noch vergrößern.

Danke für die Antwort, ich kann Deine Antworten im Einzelnen schon nachvollziehen (und die eine Position habe ich auch gesehen). Ich finde aber den ganzen Kommentar aber äußerst unkonkret z.B. werden u.a. gesamtvolkswirtschaftliche Argumente mit trickle-down Effekten gebracht. Daher habe ich auch selber weiter ausgeholt.

Im Kommentar wird hauptsächlich auf den Negativeffekt der Preisinflation eingegangen. Ok, das kann ich nachvollziehen soweit es das im Sinne des Einmaleffektes der 2 Mrd betrifft, bezweifle allerdings ob diese Summe den europäischen Markt soviel ausmacht. Den Tenor des Kommentars habe ich als Allgemeinkritik an der Geldspirale verstanden, und die gibt es eben seit dem es Profisport gibt. Eine Weltformel erwarte ich hier auch gar nicht, weil es sie auch nicht gibt.

Zum konkreten Thema gibt’s m.E. im Grunde nur zwei Grundsatzfragen die man sich stellen kann. Soll die DFL versuchen mehr Einnahmen zu generieren z.B. durch bessere Auslandsvermarktung? Und wenn ja, ist das Investorenmodell auf DFL-Ebene der richtige Weg?
Wie wäre denn die Meinung, wenn von Haus nur 40% veräußert werden und der ganze Betrag bei der DFL für Investitionen bliebe. Das wäre für mich eine konkrete und interessante Fragestellung, auf die wird aber eben kaum eingegangen,.

Und ja ich habe gelesen, dass dazu beim nächsten Mal mehr kommt :wink:
Will Dir auch nicht zu nahe treten, weil ich Deine Meinungen i.d.R. gerne lese und gut zu diskutieren, aber ich finde den Kommentar einfach nicht gelungen.

Aber gerne doch! Ich bin Dir dankbar, dass Du Deinem Missfallen ausführlich und verständlich Ausdruck verleihst, so dass ich konkret darauf eingehen kann. Außerdem mag ich Widerspruch, der mich herausfordert. Wenn wir uns immer alle einig wären, wäre die Welt grau und langweilig.

Nein, würde sie nicht, da gebe ich Dir recht. Dafür hätte jeder einzelne Verein auch in absoluten Beträgen zu wenig Geld erhalten. Aber mir ging es um die grundsätzliche Entwicklung zu einem immer kapitalintensiveren Fußball, für die dieser Deal nur das letzte Beispiel ist. Diese Entwicklung beklagt der fiktive Fan in dem Dialog - aus seiner Sicht verständlicherweise - weil sie aus Fan-Sicht primär mit zusätzlichen Kosten, aber nicht zusätzlicher Qualität dessen, was er dafür bekommt, verknüpft ist.

Fast, nicht ganz. Auf diesem allgemeinen Niveau war der Tenor eher eine Kritik an der Geldspirale ohne entsprechende Steigerung des Gegenwerts. Der Fan in dem Text fühlt sich übervorteilt und frustriert davon, dass er gezwungen wird, für das bloße Zuschauen bei „seinem“ Fußball immer mehr Geld ausgeben zu müssen, ohne dass er dafür eine entsprechende greifbare Gegenleistung erhält.

Soweit ich das überblicke, sind sich in dieser Frage eigentlich alle Experten (bis hinein sogar in manche Fanlager) einig, weil die Bundesliga mit ihrer Auslandsvermarktung tatsächlich objektiv deutlich zu wenig Geld erlöst. In dem Artikel habe ich ja von einem Siebtel der Einkünfte der Premier League geschrieben, die Relationen im Vergleich zum spanischen Fußball sehen ähnlich aus. Sogar die französische Ligue 1 nimmt mehr aus ihrer Auslandsvermarktung ein als die Bundesliga. Die Bundesliga muss hier deutlich besser werden, und sei es nur allein schon aus einem intrinsischen unternehmerischen Ethos heraus, sich hier nicht so kolossal unter Wert zu schlagen.

Meiner Meinung nach schon, denn es braucht eine zentrale, den einzelnen Vereinen übergeordnete, aber gleichwohl in ihrem kollektiven Interesse agierende Instanz, die den wirtschaftlichen Willen der Vereine zentral bündelt und in einer Geschäftsbeziehung mit Partnern im Außenverhältnis vertritt und mobilisiert. Denn am Ende ist die Auslandsvermarktung der Bundesliga eine Leistung, die von der Bundesliga als Ganzes wahrgenommen wird und von der die Bundesliga als Ganzes profitiert. Die genaue Umrechnung dieses Nutzens auf die einzelnen Vereine im Innenverhältnis kann dann so oder so geschehen, aber nach außen ist die Bundesliga in dieser Frage eine Einheit. Folglich scheint es mir auch höchst sinnvoll, die Auslandsvermarktung zentral gebündelt zu organisieren.

Die Alternative wäre, dass jeder Verein seine eigene Auslandsvermarktung für sich selbst organisiert, aber genau diesen Weg wollte man hier ja nicht beschreiten.

Wie darf ich das verstehen? Ich habe Schwierigkeiten, Dir zu folgen. Würdest Du das für mich netterweise noch einmal umformulieren? Welche Investitionen?

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Ok, dann sind wir ja in den Details gar nicht so weit weg. Aber den Punkt der generellen Preissteigerung ohne entsprechenden Gegenwert kann ich trotzdem nicht nachvollziehen. Die Qualität ist ja eher subjektiv, aber zumindest die Kosten-/Preisseite kann man bewerten.
Habe zwar keinen genauen Überblick über die Ticketpreisentwicklung, aber mein Eindruck ist das diese eher stabil und in Ordnung sind, v.a. im Vergleich zur allg. Inflationsrate der letzten 2 Jahre. Dann bleiben nur noch die TV-/Streaming-Gebühren. Die sind tatsächlich gestiegen, aber da hat die DFL aber eh nur begrenzten Einfluss welchen Abo-Preis die Anbieter aufrufen, es sei denn sie würden nicht mehr an den Höchstbietenden verkaufen, was zudem auch ziemlich dämlich wäre. Den meisten stört m.E. eher die Zersplitterung der Anbieter und nicht der Preis, aber das wurde kartellrechtlich vorgegeben. Auf die Einnahmen/Kosten aus Free-TV/Öffentlich-Rechtlichen hat man sowieso keinen Einfluss.
Schließlich wäre der Investorendeal dann das schlechtgewählteste Beispiel für diese Kritik, denn es soll ja mehr Geld in den ausländischen Märkten generiert werden und nicht auf dem deutschen Markt. Und ich vermute mal Du hattest eher den deutschen Fan im Blick. Aus der Perspektive wäre es sogar zu befürworten, denn je mehr Geld aus dem Ausland kommt, desto geringer ist der Zwang auf dem Heimmarkt alles auszureizen was geht.

Mit den 40% meinte ich Folgendes. 12,5% sollen veräußert werden, 40% gehen an die DFL, 60% an die Klubs. Also wenn man stattdessen nur 5% veräußert (ca. 40% von 12,5%) und dieser Betrag bleibt bei der DFL für die Internationalisierung/Digitalisierung. Den zweiten Teil streicht man, d.h. die Klubs erhalten nichts. Das wäre für Dich dann in Ordnung so wie ich Dich verstanden habe.

Danke einmal mehr für Deine Antwort. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einmal eine Sache klarstellen: Ich habe diesen Kommentar nicht als einen Ausdruck meiner Meinung, sondern als fiktiven Dialog zwischen zwei Fans verfasst, von denen der eine in etwa die Haltung eines Traditionsfans verkörpern sollte, der der zunehmenden Vermarktung des Fußballs grundsätzlich skeptisch gegenübersteht und dementsprechend argumentiert. Dieser Fan war so angelegt, dass er den zur Debatte stehenden Verkauf von Medienrechten, zu welchem Zweck auch immer, als nicht mehr als nur ein weiteren Zug in Richtung einer noch totaleren Kommerzialisierung des Fußballs grundsätzlich ablehnt oder wenigstens sehr skeptisch beäugt. Dementsprechend habe ich versucht, die Einlassungen dieses Fans sprachlich und inhaltlich so zu gestalten, dass sie diese Haltung möglichst lebensnah reflektieren.

Ich schließe aus Deinen Kommentaren, dass mir dieser stilistische Kniff nicht sonderlich gut gelungen ist, denn sonst wäre unsere Diskussion nicht in dieser Form zustandegekommen. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich an, dass es mir nicht gelungen ist, die Opposition der beiden in dem Artikel präsentierten Sichtweisen überzeugend, trennscharf, nachvollziehbar und differenziert darzulegen. Ich gelobe Besserung! (Ohne Ironie.)

Interessante Idee. Auf den Gedanken war ich noch gar nicht gekommen. Ich habe zwar Zweifel daran, dass die DFL mit ihrem neuen Partner aus der Private-Equity-Branche in der Lage ist, eine vernünftige Streaming-Plattform auf die Beine zu stellen, aber wenn ich von diesen praktischen, handwerklichen Zweifeln einmal abstrahiere und die Idee der Stärkung der Auslandsvermarktung grundsätzlich begrüße, ist ein auf genau diesen Aspekt reduziertes Finanzierungsvorhaben vielleicht sogar die schlüssigere Idee, als über den Verkauf weiterer Rechte den Clubs Geld zur Verfügung zu stellen, das dann am Ende doch nur in Transfers und Gehältern für Spieler landet.

Für 800 Millionen kann man mit Sicherheit eine Plattform auf die Beine stellen. Den bei „normalen“ Plattformen deutlich höheren Posten des Conenteinkauf hat die DFL ja nicht.
Die Frage ist eben wer die dann solide Plattform mit dem DFL Content abonniert bzw besser gesagt, wer sie nicht anstatt des normalen TV Abo abonniert.
ZB kaufen sich in der Schweiz die Leute das Sky Sport Paket u.a. mit PL, Seria A, 1+2. Bundesliga und Formel 1 etc für 19,99 pro Monat. Und damit hast die Fussballfans bedient. Vielleicht abonnieren dann einige deutsche Expats die reine Bundesligaplattform für einen 100er p.a. Aber diese kündigen dann mehrheitlich Sky Sport. Deutlich mehr verdient hätte man dann aber kaum. Das gleiche in anderen relevanten Märkten.
Die Bundesliga Fans in Ländern in denen man kein Bundesliga Angebot buchen kann und die in dann ohne OTT Plattform in die Röhre schauen würden, kannst in Zeiten des (verbotenen) Streamings vergessen.
Derzeit bekommt die Bundesliga rund 150 Mio für die Auslandsvermarktung. Mit einer Plattform wären es wahrscheinlich 100 Mio mit TV Einnahmen im Ausland und 55 Mio über die OTT Plattform.
Das EPL Träumchen weltweit 15 Mio ZUSÄTZLICHE Abonnenten a 100 Pfund mit der OTT Plattform hinzugewinnen kann die Heidenheim vs Augsburg Bundesliga mal sowas von vergessen.

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Interessanter Artikel.

Habe Gestern ein wenig im Internet nachgeschaut über TV Vertrag etc. und gefunden das Sportcast (Tochtergesellschaft der DFL) die TV Bilder produziert. Sportcast hat cca. einen Umsatz von 120 Mio. Euro (genaue Zahlen habe ich nicht gefunden). Diese Kosten trägt wohl die DFL (falls ich es richtig verstanden habe) und verkauft diese Videorechte an Sky etc. Die Medien müssen also „nur“ das Audio liefern.

TV Vertrag National: 1,1 Mrd. pro Jahr (davon 50 Mio. Sponsoren)
TV Vertrag International: 200 Mio.
Gesamt: cca. 1,3 Mrd. Euro

Beispiel:

DFL streamt selber die Spiele. Das Videomaterial bezahl die DFL sowieso. Man muss also „nur“ noch das Audio liefern (deutsch und englisch). Sagen wir mal es sind 150 Mio. Euro pro Jahr.

Abokosten: 200 Euro pro Jahr (25 Euro pro monat + man könnte auch einzelne Spiele kaufen)
Abonnentenzahl: 10 Mio.
Gesamt: 2 Mrd. Euro

Die DFL könnte auch weiterhin an die ARD und ins Ausland verkaufen. So kann man die Mehrkosten für Audio und Streamingplattform vielleicht decken?

Wie realistisch ist, das es 10 Mio. Abonnenten weltweit gibt?

Was sagt das Kartelamt dazu?

Was für Mehrkosten/Einnahmen habe ich vergessen?

Vielleicht ein zukünftiger Artikel von @Alex :slightly_smiling_face:

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19 Mio Abonnenten halte ich für zu optimistisch. Sky Deutschland hat ca. 4 Mio Abonnenten.
Ich denke mal, die wenigsten Ausländer holen sich nen Streaming Dienst, der „nur“ die Bundesliga zeigt.

La Liga ist bei DAZN dabei. Schaue hin und wieder mal die Highlight Spiele, weil der Dienst eh da ist. Nur für diese eine ausländische Liga würde ich kein Geld ausgeben. Oder soll das Produkt dann wieder an andere Dienstleister weiterverkauft werden?