Der FC Bayern und sein Campus: Zeit für eine große Veränderung

Jahr für Jahr gibt es am Campus große Hoffnung für mindestens zwei, drei, teilweise sogar fünf, sechs Spieler

Wo genau siehst du die hohe Anzahl an diesen Toptalenten? An was machst du das fest? An Ligaergebnissen zum Beispiel? Wo waren wir da in den letzten Jahren besser als andere deutsche Clubs? Unser Abschneiden in der Youth League ist teilweise blamabel und von allen internationalen Topteams mit Abstand das Schlechteste. Und wo sind die Bayern-Juniors, die bei internationalen Turnieren (U17 oder U19-EM) plötzlich krass aufgetrumpft sind?
Da sind einfach Welten zwischen hier und zum Beispiel dem FC Barcelona. Die reißen nahezu jedes Jahr in der Youth League ab und stellen nahezu immer die halben spanischen U-Nationalmannschaften, die dann bei den Europameisterschaften dominieren.

Bayerns Toptalent (JG05-07, Wanner ausgenommen) war die letzten Jahre Adin Licina, der immer ein bis zwei Jahrgänge drüber gespielt hat und vom Paket her wirklich gute Ansätze mit sich bringt. Aber auch der hat jetzt in der vergangenen Regionalligasaison nur zwei Scorer vorzuweisen. Ist noch völlig in Ordnung für sein Alter, empfiehlt ihn aber halt auch nicht für den Bundesligakader.

Ich finde man kann nicht auf Krampf Jugendspieler reinbringen oder wegen irgendeiner Quote. Es dürfen jede Woche mehrere Jugendspieler mit der Mannschaft trainieren und sich zeigen. Aber die Unterschiede sind halt immer wieder so immens groß, dass es das Trainingsniveau enorm verschlechtert und eine Berücksichtigung im Spieltagskader oder gar in einer Startelf so gar nicht glaubwürdig machen würde. Und das ist meiner Meinung nach der große Punkt. Klar kannst du jetzt einen Karl für einen Coman reinbringen, aber wenn das komplett den Trainingsleistungen widersprichst, sorgst du extrem für Unruhe innerhalb des Teams. Du solltest schon wirklich auf einem ähnlichen Trainingsniveau performen, um den Startelfeinsatz zu bekommen.

Dann wäre halt noch der Punkt, ob man das Risiko eingehen sollte und den Kader auf einzelnen Positionen bewusst mit jungen Spielern, so wie es zum Beispiel Freiburg macht. Kannst du machen, kann aber auch ganz schnell in die Hose gehen, wenn der Spieler dann plötzlich in der Crunchtime mit wichtigen CL-, Pokal- und Ligaspielen ran muss und dann halt nicht verformt. Was machst du jetzt zum Beispiel mit einem Lovro Zvonarek? Ist jetzt 20 und vermutlich mit der Weiteste der Campus-Spieler, war aber zu schwach für Sturm Graz. Gibst du dem jetzt ein Kaderplatz als ZM Nr. 4? Und der soll’s dir dann im Notfall richten im CL-Viertelfinale gegen Real?

Ich sage, dass das Problem viel mehr der Campus ist und weniger der fehlende Mut bei den Profis. Ich finde die Spieler zum Großteil wirklich schwach aus dem U19-Bereich kommend. Man holt in der U14-U17 jedes Jahr Topspieler, die dann im letzten Juniorenjahr und im Profibereich plötzlich kaum mehr performen. Die Spieler werden daher nicht optimal ausgebildet.

Auch die Geschichte von Aleksandar Pavlović ist mehr oder weniger bekannt. Eigentlich wollte man den Mittelfeldspieler in der ersten richtigen Vorbereitung unter Thomas Tuchel noch gar nicht mit ins Trainingslager nehmen.

Pavlovic wurde aber vom Campus schwach gesehen, damit haben die Profis bzw. der Trainerstab erstmal wenig zu tun. So war Pavlovic ja auch mit der einzige 04er, der noch U19 spielen musste, während alle anderen schon in die U23 sind.

Und dann gibt es noch die Spieler, die vollkommen ohne Not abgegeben wurden, obwohl sie offensichtliches Talent mitbringen.

„die Spieler“ - also Mehrzahl?! Welche, außer Stiller, waren das noch?

Oder etwas anschaulicher formuliert: Wäre das eine Fußballsimulation, dann hätten Barça und Bayern als Ausgangslage jeweils zehn Spieler mit einer Stärke von 70. Sie alle haben das Potenzial, irgendwo zwischen 75 und 90 zu landen.

Wenn sie aus der U19 kommen? Falls ja, dann würde ich da ganz klar widersprechen. Da hast du bei Bayern ein paar wenige und bei Barca halt doch eine ganze Menge. Was eben hauptsächlich an der Ausbildung im NLZ liegt und der klaren Philosophie, die von der U12 bis zu den Profis gelebt wird. Das hast du hier leider überhaupt nicht, so ehrlich muss man sein.

Wer sich im Umfeld des Campus umhört, wird auf viel Unverständnis treffen.

Im Grundsatz bin ich bei dir. Der FC Bayern hat ein Problem mit dem Campus. Aber dass der Campus Jahr für Jahr nationale und internationale Toptalente einkauft, die dann beim Übergang Durchschnittsspieler in der schwächsten Regionalliga sind, zeigt doch, dass der Campus mit solchen gezeigten Fingern eher vorsichtig sein sollte. Denn entweder ist es schwaches Scouting oder eben eine schwächere fußballerische Ausbildung.

Man hat ja jetzt einen gefühlten Standardweg für die Campus-Talente implementiert. Maximal ein Jahr U19, dann der Übergang in die U23 und anschließend eine Leihe nach Österreich oder die Schweiz, inzwischen vornehmlich der Partnerclub GC. Ob das ein sinnvoller Weg ist, kann ich absolut nicht beurteilen.

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Bayern will doch weiterhin in Europa in der Champions League eine Rolle spielen. Damit steht man automatisch in Konkurrenz zu den Superreichen Klubs, welche unter anderem ihren Reichtum Scheichs verdanken.
Um das zu schaffen, muss man sich andere Methoden überlegen Weltklassespieler zu bekommen und eine Möglichkeit ist die bessere Integration von Jugendspielern aus dem eigenen Campus.

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Das hat mit Arroganz nichts zu tun, nur mit meiner Verwunderung, dass man sich mehrfach vorgebrachten Argumenten, die teils im Artikel, teils von anderen, teils von mir, immer wieder entziehen kann.
Aber ist schon okay, niemand zwingt dich, deine Meinung zu ändern. Insofern hast du Recht, wir tauschen Meinungen aus. Nur frage ich mich, wieso man die jeweilig zugrunde liegenden Artikel in ihren Argumentationsketten ignorieren sollte. Und so habe ich deine Einwürfe eben aufgefasst.

Das war keineswegs meine Absicht, falls das so rüberkommt, sorry dafür. Ich habe lediglich deine sprachliche Wendung übernommen, um wiederum meine Vermutung nahezulegen, was die meisten Fans bewegt. Allerdings ist dir offenbar entgangen, dass ich durchaus darauf eingegangen bin, was du gesagt hast:

Siehst du, das ist unser Problem:
Genau das erklärt der Artikel, das habe ich versucht, dir darzulegen, auch @Armaster oder @Gut_Kick haben diesbezüglich Argumente vorgebracht in dem Sinne, dass da eben was falsch läuft.
Und zumindest ich sehe die Ursachen eben nicht zwingend beim einzelnen Spieler, sondern in der verbesserungswürdigen Struktur.

Auch das habe ich schon erwähnt:
Es geht eben nicht (nur) um Romantik, wenn man den Nachwuchs besser fördert, sondern um ein notwendiges Tool für die Gegenwart und Zukunft. Und ich halte das sehr wohl für umsetzbar.

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Ich frage einfach nochmal: Wieso geht das dann bei Barca und PSG?

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Da drehen wir uns im Kreis… es wurden genug kluge Argumente von Usern aufgezählt, warum es woanders funktioniert und bei Bayern nicht. Ich werde diese nicht wiederholen.
Was beim SC Freiburg funktioniert, funktioniert bei Bayern halt nicht.

Niemand redet von Freiburg. Wieso kann PSG eine Mischung aus Eingengewächsen und eingekauften Talenten aufs Feld bringen, aber wir nicht?

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Das Beispiel war ja nicht Freiburg, sondern Barcelona und PSG.

Ich habe den SC Freiburg nur exemplarisch genannt.

Aber selbst Barcelona und Paris sind nicht gerade die Paradebeispiele.

Barcelona: letzter CL-Titel ist 10 Jahre her, seitdem auch nur max. Halbfinale, ein paar Mal nicht mal die Gruppenphase überstanden. Stellt euch mal vor, diese Durststrecke gäbe es beim FC Bayern…

Paris: erst in diesem Jahr zum ersten Mal die CL gewonnen. Und die sollen plötzlich Meister darin sein, dem Nachwuchs eine Chance zu geben? Ernsthaft?

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Auch Manchester City oder Liverpool kann man als Beispiele nennen, die es jedenfalls besser hinbekommen als Bayern

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:smirk::+1: / :100:(…:anger:)


Und die Fragen, die man sich in München stellen muss: Warum eigentlich? Was führt dazu, dass Trainer diesen Mut nicht aufbringen? Wie wird der Kader geplant? Was passiert, wenn man Talente einbindet und Spiele verliert? Bekommt der Trainer Unterstützung oder wird er nach und nach abgesägt?

Mit der Verpflichtung von Christoph Freund gingen immerhin schon einige positive Veränderungen einher. So installierte der Österreicher mit Richard Kitzbichler beispielsweise eine Art Betreuer für die Leihspieler. Das soll dem Vernehmen nach sehr gut funktionieren und den Spielern ein positives Gefühl vermitteln. *

#…>oderAberHat-MATTHÄUS-Alle-Tassen-Im-Schrank(…)?[…>NächsterHaltVer(-)kauf_oderJenePositive-nVeränderung-en/…Gefühle(…Dah!ngehendRespektiveKulturell)InwieweitKonkret(Fort-schritts-)Funktionabel?!?] :wink: :face_with_peeking_eye: :cowboy_hat_face:(…:face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth: :grimacing: :woozy_face: :flushed:) / :thinking: :face_with_monocle: :confused:
:face_in_clouds:(…:face_with_thermometer: :face_with_head_bandage: :sneezing_face:)

:ghost: / :alien:(…:zzz: / :hole: :bomb:)

Das beanstandete Problem der Gegenwart liegt nun aber doch in der Unmöglichkeit für eben genau diese Ausnahmetalente, eingesetzter Teil des Kaders zu werden. Und wenn die Ausnahmetalente wie Pavlovic es nur schaffen können, wenn Weihnachten und Ostern auf den Namenstag von St. Ulrich fallen, ansonsten jedoch Spieler wie Boey den Weg versperren, ist das aber sehr wohl ein Drama in zweimal 17 Akten (plus Pokal & CL).

Dabei wird in der Betrachtung ein Talent regelmäßig übersehen, obwohl es durchgehend eingesetzt wurde/wird:
Kompany selbst erfährt haargenau diesen Rückhalt, den auch ein, zwei, womöglich drei Jugendspieler erfahren sollten. Sooo schwer ist es nicht, die Bewertung abhängig von seiner relativem Unerfahrenheit statt vom theoretisch möglichen Maximalerfolg zu machen. Würde dieser Blickwinkel ausgeweitet werden statt völlig aufgegeben, dann käme das umgekehrt gerade Kompany wieder zugute. Wenn ein Verein geprägt ist von der Überzeugung, dass Jugendförderung und entsprechende Geduld und Nachsicht sich auszahlen werden und einfach gescheit sind, dann wird auch der Trainer nicht so schnell seine Sporttasche packen müssen.

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Ich kann dem Beitrag grundsätzlich voll und ganz zustimmen. Ich würde es sehr gerne sehen, wenn junge Spieler sich festspielen könnten und immer wieder ihre Minuten bekommen.
Es wird ja immer wieder von Belastungssteuerung gesprochen. Spielzeit für die Jungen ist die Erholung für die gesetzten Spieler. Vielleicht bekommt man dann auch die Problematik der Verletzungen im letzten Drittel der Saison hin.

Ich würde an Justins Artikel lediglich die Klub-WM als Aufhänger weniger in den Fokus rücken. Ja, wir haben aktuell diese „Nicht-Minuten“ vor Augen, aber gleichzeitig ist das Turnier nicht geeignet, um die Spielminuten derart in den Vordergrund zu rücken.
Ich glaube, dass VK hier tatsächlich eine andere Rolle einnimmt. Er ist jetzt sozusagen N11 Trainer.
Da geht es um den kurzfristigen Erfolg und nicht um Einsatzzeiten der Spieler.

Ich fürchte (bzw. das Gegenteil davon, wobei „freuen“ das falsche Wort ist). Dass nach der WM die Verletzungen im kommenden Vierteljahr zunehmen werden und VK gezwungenermaßen auch die Jungen ins kalte Wasser werfen werden muss.

Vielleicht kann da ein Talent auf sich aufmerksam machen. Aber das sollte jetzt nicht unbedingt der Weg sein, denn die Talente müssen dann liefern oder sie werden direkt als nicht gut genug aussortiert. Und das man in so einer Drucksituation vielleicht nicht automatisch seine besten Leistungen abrufen kann, ist ja eigentlich auch logisch.

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Dem Lob kann ich mich nur anschließen. Super Beitrag von @justin!

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Das sagt übrigens Jürgen Klopp zum Thema Nachwuchsförderung.

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Ob an dieser Geschichte überhaupt was dran ist, wenn der gleiche Trainer sich Dantas wünscht und Roca Chancen gibt?

Naja, dieser Spieler wurde stets früher hochgezogen und hat immer den nächsten Schritt auf Anhieb geschafft.

Da ist schon einiges dran. National kamen unsere Toptalente in den KO-Spielen an Grenzen, so war es auch in der UN11. In der YL konnte eigentlich nur der spät zugekaufte Aznou den fußballerischen Nachweis erbringen, auf dem Level der Toptalente anderer Vereine zu sein.

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Man kann trefflich über die Quantität und Qualität unserer Talente diskutieren. Wenn mal dann allerdings die Argumentation mit Mannschaftsergebnissen führt, hat man relativ wenig von Jugendarbeit und Talententwicklung verstanden.

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Es werden keine Ergebnisse erwähnt sondern die Tatsache, dass unseren Toptalenten in Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe individuell Grenzen aufgezeigt wurden.

Und weiter? Schau dir mal Jamal Musiala im Youth League Achtelfinale Anfang 2020 gegen Dinamo Zagreb an. Der hat da keinen Stich gemacht. Das ist doch eben genau das Ziel, dass Toptalente stets maximal gefordert werden. Förderung durch Forderung, nicht durch Unterforderung. Ich hab auch von Aleks Pavlovic in der Jugend Spiele gesehen, da hätte ihn von euch jeder für alle Zeit abgeschrieben. Josip Stanisic hat 2021 beim Abstieg aus der dritten Liga am Saisonende seinen Stammplatz bei den Amateuren verloren, weil er defensiv so viele Aussetzer hatte. Im Alter von 21 (!) Jahren.

Ich habe Sandro Wagner für die Amateure spielen sehen, als er in der Regionalliga damals sagenhafte 2 Tore über die gesamte Saison erzielte. Ich habe Mats Hummels gesehen, wie er in der Regionalliga von Feierabendkickern im Sprint abgehängt wurde.

Wichtig beim Scouten von Talenten ist nicht die Tagesleistung, nicht die Scorerstatistik. Wichtig ist es, die Anlagen zu erkennen. Eine Fantasie dafür zu entwickeln, wie sich die Stärken und Schwächen des Spielers im Herrenbereich ausschlagen.

Ich war persönlich bei Lennart Karl auch erstmal skeptisch, weil alleine von der U17 zur U19 der körperliche Sprung schon extrem ist, den viele in der U17 herausragende Spieler nicht meistern (Jahn Herrmann, Marcel Zylla, auch Franck Evina sind da Beispiele bei uns). Aber ich habe Karl im Profitraining sehen können und sein Spielstil hat dort sehr offensichtlich auch funktioniert. Am Ende des Tages ™ findet man das wahre Potential eines Spielers nur dann heraus, wenn man sie ins Wasser wirft und schaut, wie gut sie schwimmen. Manche gehen gleich unter, manche quälen sich und lernen mehr oder weniger schnell das Schwimmen und nur die wenigsten laufen sofort mit den Füßen auf dem Wasser.

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Ich möchte noch was hinzufügen:

Lennart Karl ist in den letzten drei Monaten zwischen 4 Mannschaften hin- und hergesprungen: Profis, U19, U17, DFB. Für ihn war keine Trainingswoche wie die andere und ganz nebenbei geht der Junge auch noch zur Schule, holt verpassten Stoff nach und schreibt Prüfungen.

Parallel prasselt plötzlich die öffentliche Wahrnehmung auf ihn ein, jeden Tag steht sein Name in der Presse, überall auf Instagram und Tiktok und weiss der Geier was schreiben ihm Leute und wollen seine Aufmerksamkeit.

Er ist keine Maschine, sondern ein Mensch. Er hat eine überragende Saison gespielt, die meiner Meinung nach beste eines individuellen Talents des FC Bayern seit vielen Jahren. Er hat in entscheidenden Spielen für die U19 gegen Dortmund und auch für die Nationalelf in der EM-Qualifikation richtig starke Spiele gemacht. Seht das Glas, wie es ist: Nämlich zu 90% gefüllt und nicht zu 10% leer.

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