@justin: Also dieses Argument würde mich schon allein aufgrund der ständigen gegenteiligen empirischen Erfahrungen nicht wirklich überzeugen.
Ich glaube, dieses sich einfache bezirzen lassen von den Verantwortlichen im direkten Zwiegespräch ist psychologisch eher im Zusammenhang mit dem Ehrfurchts-Effekt zu erklären, den eine direkte Auseinandersetzung mit einem Idol erzeugen kann, zB wenn man zum ersten Mal in seinem Leben seinem Kindheitsidol Oliver Kahn von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht oder zum ersten Mal in seinem Leben in die heiligen Hallen an der Säbener Straße geht, die man man seit Jahrzehnten sonst nur aus dem Fernsehen kennt.
Als ich 2017 das erste Mal in meinem Leben an der Säbener Straße war, die Zentrale der Bayern mit dem großen Logo über dem Eingang zum ersten Mal „in echt“ von außen sah und dann sogar das Trainingsgelände betreten durfte, war das für mich ein erhebender Moment. Und wenn dann Karl-Heinz Rummenigge plötzlich aufgetaucht wäre und ich mit ihm über den Club und das Engagement in Katar hätte diskutieren können, hätte ich ihm wahrscheinlich wie ein betörter Groupie aus der Hand gefressen.
Ich möchte damit nicht sagen, dass es dir so geht, aber mir wäre es womöglich so gegangen und ich könnte mir gut vorstellen, dass es vielen so geht, wahrscheinlich auch vielen Journalisten (was vielleicht auch ein Problem in der Fußballberichterstattung insgesamt ist).
Leute, die sich schon das eine oder andere mal kritisch in der Öffentlichkeit geäußert haben, wussten das. Anderen ist es vermutlich auch einfach nicht so wichtig. Gibt ja da kaum Berührungspunkte.
Was ich der Führungsriege vorwerfe:
Dieses unverbindliche blabla aus dem Brief hätten sie auf der JHV vorbringen sollen. Sie hätten Ott und andere reden lassen sollen und mit diesem unverbindlichen, nichtssagendem blabla antworten sollen. Stattdessen haben sie sich vom tobenden Mob überrumpeln und aus dem Konzept bringen lassen. Bei solchen Kalibern wie Hainer für mich völlig unverständlich, dieses wischiwaschi blabla wird doch heutzutage anscheinend in jedem Studium und in jeder Führungskräfte-Schulung bis zum Erbrechen gelehrt.
Bei meinem Arbeitgeber schrumpft die Beteiligung und das Interesse an der halbjährlichen Betriebsversammlung stetig. Egal ob der (immer wieder mal wechselnde) Werkleiter oder ein Gesellschafter spricht, es wird viel geredet, aber nichts gesagt.
Am Ende der Punkt „Fragen der Belegschaft“, es gibt fast keine Fragen mehr. Weil der erste Satz der Antwort lautet nahezu immer: „Das ist eine gute und interessante Frage“, dann wird minimum zehn Minuten ohne Aussage rumgeeiert und am Ende weiß gar keiner mehr, was überhaupt die Frage war.
Klar, einen wütenden Mob gibt es bei unseren Betriebsversammlungen nicht, aber mit diesem blabla hätte man diesen auch auf der FC Bayern-JHV ins Leere laufen lassen können.
Michael Ott hatte ja seinen Termin noch nicht. Bin aber auch sehr gespannt was er berichtet.
Ich hatte meinen Termin am Dienstag und kann berichten, dass sich die Herren Hainer und Folkmann reichlich Zeit genommen haben, um meinen Argumenten zu lauschen.
Denn meine Sicht auf die Katar-Partnerschaft erfolgt mehr von der Geschichte des FC Bayern heraus.
Dieser Verein ist so stolz auf seine Geschichte. Da passt es einfach nicht zusammen, dass die Profis bei jedem Training am Denkmal von Kurt Landauer vorbei laufen und dabei das Badge von Quatar-Airways am Ärmel tragen. Einem Staat, der die Hamas unterstützt und die Politik vom Iran. Beide haben die Auslöschung Israels als Ziel.
Nach meinem Empfinden war diese Sichtweise für beide neu. Auf jeden Fall scheint diese Argumentation Eindruck gemacht zu haben und es scheint nicht unmöglich, dass dies Einfluss auf die Entscheidungsfindung in Hinblick auf 2023 hat.
Abschließend bleibt festzustellen, dass die Dialogbereitschaft bei diesem Gespräch kein Lippenbekenntnis war und hoffentlich der Austausch weiter geführt wird.
Dass sie euch überhaupt einladen, ist erstmal ein guter Schritt. Inwiefern das dann letztendlich auch tatsächlich zu einer Verbesserung der Situation führt, kann man jetzt noch nicht beurteilen. Ich persönlich bin da etwas skeptisch, auch weil ich weiß, wie vergangene Dialoge häufig abgelaufen sind. Aber die Hoffnung vieler, dass die neue Vereinsführung das souveräner und besser löst, will ich da keinesfalls nehmen. Für den Klub wäre es gut, würde die JHV ein Ausrutscher in die falsche Richtung bleiben.
Also der FCB versucht in einer öffentlichen Erklärung Deeskalation. Dass öffentliche Statements, insbesondere zu einem kontroversen Thema immer etwas unverbindlich und blumig geschrieben sind sollte wohl klar sein. Der Tenor ist aber ja doch Deeskalation, zeigt ja auch die auf zweitem Gleis geschehene direkte Kontaktaufnahmen durch Hainer & Co.
Was erwartest Du denn von einer öffentlichen Erklärung zu einem kontroversen Thema? Oder anders gefragt, warum musst Du jetzt wieder mit dem Öl ins Feuer vergießen beginnen?
Der erste Teil war in Ordnung, wenngleich ich einige Punkte anders sehe, die da inhaltlich durchscheinen. Das hätte ausgereicht. Den zweiten Teil finde ich ablenkend und unnötig. Es ist halt PR-Arbeit des Klubs, deshalb wäre es aus ihrer Sicht dämlich, den zweiten Teil nicht so mit reinzubringen. Aber das bedeutet ja nicht, dass ich dazu nicht auch meine Meinung preisgeben darf.
Wenn das schon „Öl ins Feuer“ ist, dann braucht es für einen Brand aber echt wenig. Gegenfrage: Was erwartest du denn als Reaktion darauf? Dass durchgängig alle jetzt zufrieden sind? Es ist ein erster Schritt, der zwischen den Zeilen durchscheinen lässt, dass ein Kompromiss weit weg sein könnte. Nicht mehr, nicht weniger. Gut, dass der FC Bayern es diesmal nicht einfach aussitzt, das wäre für ihn schädlicher, aber deshalb muss ich ja jetzt auch nicht Beifall klatschen.
Eine gesunde Skepsis schadet glaub ich nie. Aber alleine die Atmosphäre, der Ablauf des Gesprächs und auch die Reaktionen nach dem Termin lassen mich ganz vorsichtig optimistisch in die Zukunft schauen. Denn eine weitere Eskalation oder nochmal so eine JHV können sich die Verantwortlichen nicht erlauben.
Auf eine deeskalierende Pressemitteilung zu einem kontroversen Thema erwarte ich erstmal gar nix. Erster Schritt und gut soweit.
Es kommt darauf an wie weiter vorgegangen wird, z.B. wie die Gespräche laufen, auf welche Punkte man sich zukünftig einigen kann und auf welche nicht und wie das dann kommuniziert wird. Diese Ergebnisse kann man dann kritisieren wenn einem das Resultat und/oder die Form dabei nicht passt. Bei Dir wird gefühlt wieder eine volle Breitseite ausgefahren, bevor überhaupt diskutiert wird. Das zeugt eher von Voreingenommenheit und das sollten beide Seiten vermeiden.
Ich sehe da keine volle Breitseite. Ich habe lediglich erläutert, wo ich meine Bedenken habe und die sind nach den letzten Jahren sowie der Kommunikationsstrategie, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe, nicht unbegründet. Alles andere habe ich genauso offen gelassen wie du. Ich lasse mich da in Zukunft sehr gern überraschen.
Freue mich, dass man mit Dir persönlich gesprochen hat. Das habe ich so ähnlich in der Vergangenheit auch häufiger erlebt. Das Problem an dieser Art des Dialoges ist, dass es „intern“ und quasi „off the record“ ist. Oft darf man nicht mal öffentlich schreiben, worüber man mit den Vereinsverantwortlichen gesprochen hat. Und dass sich aufgrund so eines Dialoges (und, wie Du schreibst, wahrgenommener Argumente contra QA-Sponsoring) tatsächlich etwas im Verhalten des Vereins ändert - habe ich noch nicht erlebt. Und bin da mittlerweile auch sehr skeptisch. Skeptischer als früher, als ich das erste Mal an der Säbener vorsprechen konnte.
Meiner Meinung nach muss dieser Dialog öffentlich geführt werden.
Sieht für mich derzeit nach dem klassischen Krisen-Management aus: Man spricht persönlich mit ein paar kritischen Mitgliedern, hält natürlich diesen Dialog unter der Decke und will dadurch für Ruhe an der Front sorgen. Was früher meistens auch gelang. Bin gespannt, ob das diesmal auch wieder so passieren wird.
Ich gebe dir in vielen Punkten recht. Andererseits vermischst du hier Dinge. Das erste Gericht hat lediglich die Dringlichkeit abgesprochen, inhaltlich sowie juristisch aber nichts zu beanstanden gehabt. Das Landesgericht wiederum hat entschieden, dass es nicht der Zuständigkeitsbereich der Mitglieder sei, was zumindest im Nachhinein (auch von unbeteiligten Jurist:innen) diskutiert wurde. Dieses zweite Urteil gilt es tatsächlich dennoch erstmal zu akzeptieren. Hat Ott übrigens auch getan. Im Gespräch mit mir sagte er, dass es eine nachvollziehbare Begründung sei, die zwar nicht ganz unstreitbar sei, letztendlich aber so getroffen werden könne. Dennoch war es für das Anliegen insgesamt wichtig, dass er es auch mit dem letzten Werkzeug Spontanantrag versucht hat. Sonst wäre es womöglich auch nie zum Dialog gekommen.
Was ist denn das am Ende schon wieder für ein Geunke?! „Ott & Co“ - schon wieder die Verschwörungstheorie, das hier eine Gruppe aktiv ist?
Ott (und Weinreich) beziehen sich NUR auf den QA-Deal. Sie stehen darüber hinaus komplett hinter dem FCB und versuchen sicher nicht den FCB zu „marginalisieren“ etc. Meine Güte.
Magst du kurz zeigen, wo C12 das fordert?
Oder ist das wieder nur so ein Geunke, bei dem du auf Nachfrage eine Erläuterung schuldig bleibst, wie bei der Frage, was genau dich zum großen Experten im Führen großer Organisationen macht, oder bei der Frage, was dein Problem mit dem Anwalt ist, oder bei der Frage, warum es dir so wichtig war, einen Fan, dessen Name geschützt werden sollte, namentlich zu outen?
Dass deine Aussagen zu den beiden Urteilen ja auch wieder Quatsch waren, hat dir Justin ja aufgezeigt.
Ich weiß, ich weiß, dass deine Fragen nicht gestellt werden um die Antwort von mir zu erhalten. Aber, da ich selbst nicht der größte Freund der organisierten Fanszene bin, mache ich es trotzdem.
Auf ihrer Website haben sie am 28.09.2021 einen Beitrag mit dem Titel „Stop UCL Reforms“ veröffentlicht. In diesem Schrieben sie folgendes:
Die gesamte Reform geht zu Kosten des nationalen Wettbewerbs
Mehr sichere Einnahmen für die großen Klubs bedeutet, dass die Schere in den heimischen Ligen immer weiter auseinander geht. Serienmeister und klar segmentierte Ligen sind die Folge. Wir Fans wünschen uns mehr Spannung in den nationalen Ligen, keine Zwei- oder Dreiklassengesellschaften. Europäische Spiele sollen Highlights bleiben, denen man wochenlang entgegenfiebert.
Der FC Bayern ist auf jeden Fall ein Serienmeister (Aktuell hat nur eine bulgarische Mannschaft eine längere, noch laufende Serien). Wenn der C12 sich also gegen Serienmeister ausspricht, dann muss daraus auch automatisch Folgen, dass der FC Bayern nicht Meister werden soll.
Das ist ein etwas ungewöhnlicher Ansatz, aber andererseits ist das ja auch die Motivation von 918…
Das ist allerdings nur deine Interpretation. Ich würde lesen: „uns ist eine Meisterschaft am letzten Spieltag doch lieber als eine am 28.“
Ich frage mich auch, ob es mittel- und langfristig wirklich im Interesse des FCB liegt, dass die BL zu einer an der Spitze komplett vorhersehbaren Liga wird. Gerade im Hinblick auf die internationale Vermarktung.
Ungewöhnlich kann man das auf jeden Fall nennen. Ich hatte schon immer das Problem, dass Fans öfter die Aufwertung der eigenen Mannschaft über die Abwertung einer Anderen erreichen. Beleidigungen im Block gegen andere Spieler/Funktionäre war für mich dann spätestens der Schlussstrich. Tatsächlich würde ich mich selbst auch niemals als Fan irgendeiner Mannschaft betrachten.
Das Thema passt natürlich nicht in dieses Thread, deswegen die kurze Ausführung, dass ich ernsthaft daran Zweifel, dass die Bundesliga selbst mit wechselnden Meistern eine große Rolle in der internationalen Vermarktung spielen würde.