Zum Thema „Das Geld an Berater fließt aus dem Fußball“, das Hasenhüttl in dem o.g. Kicker-Interview und viele andere immer wieder ansprechen.
Das hört sich erst einmal griffig an, und wer möchte schon, dass die Raiolas und Zahavis und Struths dieser Welt das Geld, das die Fans mit ihren Trikotkäufen und Sky-Abos in den Fußball geben, aus diesem mit vollen Händen wieder abziehen.
Aber was heißt eigentlich „aus dem Fußball“? Was ist denn „der Fußball“? Wo fängt er an, wo hört er auf? Das müsste man erst einmal sauber definieren. Sind die Bauunternehmer, die die Stadien der Vereine bauen, Teil des Fußballs? Sind die Handwerker, die die Vereinsheime ausbauen, Teil des Fußballs? Sind die Bäcker, die Feinkostläden, die Autohändler, die Fashion-Designer, bei denen die Spieler ihr üppiges Geld lassen, Teil des Fußballs?
Ich glaube, wir alle können uns darauf einigen, dass die Spieler und die Clubs und ihre Angestellten Teil des Fußballs sind, aber darüber hinaus wird es schon schwierig. Berater machen ja eigentlich letztlich nichts anderes als auch die Spieler: Sie stellen ihrem Arbeitgeber - oder in diesem Fall Auftraggeber - eine Dienstleistung zur Verfügung und werden dafür bezahlt. Und genau wie die Spieler und Angestellten der Vereine tragen sie dann ihr verdientes Geld in die weite Welt hinaus, also heraus „aus dem Fußball“.
Und was ist eigentlich mit der Einnahmen-Seite? Sind die Sponsoren „Teil des Fußballs“? Die Pay-TV-Anbieter? Beklagen sich die Mitarbeiter von Audi und der Telekom, dass das Sponsoring-Geld ihrer Unternehmen an die Bayern „aus der Automobilindustrie“ oder „aus der Telekommunikationsindustrie“ abfließe? Die Kunden von DAZN & Co. überweisen ihr in aller Regel außerhalb des Fußballs verdientes Geld sogar freiwillig „in den Fußball“.
Man kann bei den Geldflüssen im Fußball empirisch sicherlich eine höhere Frequenz und auch ein höheres Volumen zwischen den Vereinen untereinander als zwischen den Vereinen und dritten Parteien feststellen, aber ein lebendiges Wirtschafts-Ökosystem lebt davon, dass sich das Geld möglichst breit verteilt und einzelne Sektoren überschreitet.
Versteht mich nicht falsch, ich finde die Höhe der Beraterprovisionen heutzutage auch enorm, aber in meinen Augen haben diese Summen eine viel größere Aussagekraft über den Zustand des Fußballs an sich und ich glaube, es wäre besser, über diese Summen einmal insgesamt nachzudenken, als mit dem Argument, zu viel Geld fließe „aus dem Fußball“ (an die Berater) sich in letztlich nur symptomatischen Nebenkriegsschauplätzen zu verlieren.