Mbi hat nach der RL-Runde noch Youth League und DFB-Pokal mit der U19 gespielt. Seine Pause war mit dem BL-Team vergleichbar. Wenn ich den Spielrhythmus vor der Pause vergleiche, wäre er auch Spielern wie Tillman, Wanner und Copado voraus gewesen.
Zu den Spielen vor der Pause mit Musiala und Roca: Ich will ihre Leistung nicht kleinreden, aber da war schon viel den Gegnern und deren Auftreten geschuldet.
Ich habe da schon bei Roca auf das perfekte Setting für ihn verwiesen. Wenn du völlig unbelästigt vom Gegner die Bälle vor dem eigenen Strafraum von links nach rechts spielen darfst, macht das vmtl. Basti Schweinsteiger noch mit 50 Jahren.
Dann mag es vielleicht bei Mbi auch an den fehlenden Trainingseinheiten im Vergleich zu Tillmann gelegen haben?
In den ersten 25 Minuten habe ich gestern nicht erkennen können, dass der Gegner höheres Niveau gehabt hätte als Stuttgart und Wolfsburg. Der Mut zu aggressiverem Spiel kam bei Gladbach erst nach den Patzern in der Defensive. Unter Druck war Roca dann aber wirklich überfordert. Evtl. wäre es auch denkbar gewesen, ihn ab der 2. Halbzeit als LV zu stellen, Sabitzer nach rechts und Kimmich in die Mitte zu ziehen.
Aufgrund der Konstellation war ich sehr gespannt auf das Spiel. Im Nachhinein bin ich schon enttäuscht, auch unter Berücksichtigung der Umstände. Besonders enttäuscht haben mich unsere etablierten Spieler. Individuell war das mMn. zu wenig. Technisch nicht auf der Höhe. Schlampige und langsame Ballverarbeitung, schlampiges Passspiel und auch im Kopf langsam.
Die jungen Spieler haben es mMn. einigermaßen ok bis überraschend gut gemacht.
Tillman ist für mich kein Stürmer/Angreifer. Seine besten Aktionen hatte er in der zweiten Halbzeit, als er ein paar Mal aus einer zentralen Position heraus agiert hat. Er selbst sieht sich auch auf 8/10 am stärksten.
Copado hats in der kurzen Zeit ok gemacht.
Das Ibrahimovic und Wanner überhaupt in den Kader berufen wurden, war aufgrund des Alters überraschend.
Wanner gilt als Toptalent in seinem Jahrgang und hat gezeigt warum. Mit so einem Auftritt macht man sich für die Profis interessant.
Die Niederlage bzw. ihr Zustandekommen war bestimmt ärgerlich, ist aber mit Blick auf die Tabelle auch kein Beinbruch. Vieles war eigentlich recht gut angelegt, nur schlecht bzw. mit abenteuerlich hoher Fehlerquote ausgeführt. Die Pässe aus dem Mittelfeld waren oft so getimt, dass man sie unmöglich hätte erreichen können. Die Fehlerstreuung ging jedoch quer durchs Team, war z.B. auch bei dem hochtalentierten Musiala erkennbar. Sabitzer gerät hier aber immer mehr in die Sündenbock-Rolle. Bei Tillman hat mir gefallen, wie oft er nach Ballverlust hinterherging und sich den Ball wieder erobert hat. Kimmich auf außen macht in meiner Wahrnehmung nur dann Sinn, wenn man dadurch auf der Flanke auch offensiv mehr Druck macht, z.B. im Zusammenspiel mit Gnabry. Das ist aber kaum passiert, zumal Gnabry oft auch eingerückt war. Das alles bringt mich zu einem grundsätzlichen Thema, und ich spreche es auch nicht zum ersten Mal an: JN sollte vielleicht mal den Zentrumsfokus überdenken. Gladbach hatte gestern einfach, teilweise mit 3 Mann fast Schulter an Schulter, die Mitte dicht gemacht, und wir haben uns ein ums andere Mal festgerannt bzw. zu umständlich agiert mit elaborierten Passversuchen auf engstem Raum. Da fehlen mir erstens mehr Gradlinigkeit, zweitens die Optionen über Außen. Das - und die Verbesserung der Abstimmung bei den Laufwegen sehe ich als grundsätzliche Desiderate, welche es mit Blick auf die CL zu beheben gilt.
Das lag auch definitiv am Personal, was gestern vorhanden war. Coman, Sane und Davies hätten die Außen definitv mehr bearbeitet. Mir war gestern die Sechser Position deutlich zu offen. Kimmich dahin zu ziehen wäre auch meiner Meinung nach die beste Option.
Ich finde auch, dass es noch Optimierungsbedarf gibt. Gravierende Änderungen erwarte ich aber erst einmal nicht. Ich denke der Zentrumsfokus ist einer der zentralen Aspekte in Nagelsmanns taktischem Konzept. Ballverluste im vorderen Drittel wegen des knappen Raums werden mMn bewusst einkalkuliert, weil in Nagelsmanns Vorstellung durch den Zentrumsfokus ein schnellerer Zugriff nach Ballverlust garantiert ist. Es ist somit nicht nur sein Ansatz für die Offensive sondern auch sein Ansatz, wie man die Abwehr stabiler bekommt. Die Anzahl an Gegentoren und zugelassenen Chancen spricht momentan dafür, dass diese Vorstellung nicht unrealistisch erscheint. Es gibt definitiv auch weniger Situationen, in denen gegnerische Angreifer 1:1 auf unseren Torwart zulaufen und die Konterabsicherung funktioniert über weite Strecken auch ganz gut und vor allem besser als unter Flick.
Die These, dass es durch den Zentrumsfokus an offensiver Durchschlagskraft mangelt, kann Nagelsmann momentan auch noch mit Blick auf die erzielten Tore und die erspielten Chancen einigermaßen souverän wegmoderieren, oder? Nimmt man mal das Debakel im DFB-Pokal beiseite, dann haben wir bei keinem Sieg wirklich unverdient gewonnen und bei jeder Niederlage haben wir uns selbst durch Unfähigkeiten sowohl hinten als auch vorne um die Punkte gebracht.
Nachwievor muss man fairerweise auch anfügen, dass Nagelsmann noch immer kein Trainingslager mit der gesamten Mannschaft absolvieren konnte und der eigentlich entzerrte Januar mit 3 Spielen in 4 Wochen wohl auch nicht in dem Maße wie von Nagelsmann erhofft dafür verwendet werden kann, Feinheiten zu justieren, weil man dazu eben auch Spieler bräuchte, die verfügbar sind und nicht in Quarantäne sitzen.
Müllers verrücktes (hölzernes) Genie gab es nie und wird es nicht werden. Musialas durchgeschlängel in den engen Zonen 11, 14, 17 ist vielleicht kein Alleinstellungsmerkmal aber so fing Messi auch mal an, ehe er die Effizienz dazu lernte. Bleibt nur zu hoffen, dass man ihn nicht mit zu viel Passspiel Götzisiert
Mit Zentrumsfokus meine ich die Massierung direkt in und am Strafraum, die BMG gestern wiederholt gut verteidigen konnte. Da alle wirklich sehr eng zusammenstehen, sehe ich nicht, dass sehr viele zweite Bälle auch abgefangen werden, dazu müsste m.E. die Staffelung etwas anders sein. Andererseits haben wir so auch eine Menge an Ballverlusten. Und was die Vergleichbarkeit der Spielzeiten angeht: man könnte durchaus auch argumentieren, dass z.B. Teams wie Leipzig oder Wolfsburg letzte Saison stärker waren, Ffm., BVB und Lev bestimmt nicht schlechter als diese Saison. Relativiert eventuell auch die Statistiken.
Edit: letzte Saison hatten wir zu diesem Zeitpunkt drei Unentschieden und zwei Niederlagen, jetzt sind es ein Unentschieden und drei Niederlagen. Sind eher marginale Unterschiede, aber ob das jetzt den Schluss auf eine entscheidende Verbesserung der Abwehrleistung erlaubt bzw. der Zentrumsfokus dafür verantwortlich ist, lasse ich mal dahingestellt. Auch Flick hatte schwierige Umstände zu bewältigen, btw, so z.B. die Tatsache, dass der FCB bis im August das CL-Turnier hatte, die andern aber die Beine hochlegen konnten. Und Flick musste die Saison davor quasi einen Kaltstart hinlegen…
Die eierlegende Wollmilchsau ist das System sicher auch (noch) nicht. Wirklich nahe an der beinahe perfekten Balance aus Defensive und Offensive inklusive Spielkontrolle waren wir seit 2015/16 mMn aber ohnehin nicht mehr. In der allgemeinen Einschätzung sehe ich uns auf keinem schlechten Weg, finde aber auch, dass es noch einigen Spielraum nach oben gibt.
Das Argument mit dem höheren Niveau mancher Gegner im Vorjahr überzeugt mich persönlich nicht. Wir können es aber gerne aufnehmen. Union war letzte Saison etwa auf dem Niveau von diesem Jahr und wir haben ihnen 5 Tore eingeschenkt. Bielefeld hatte im Vorjahr und heuer eine eher schwache Offensive, schoss aber im Vorjahr 3 Tore in München und diese Saison gefühlt nicht ein einziges Mal aufs Tor. Hertha hätte im Vorjahr beim 4:3 fast einen Punkt geholt und war dieses Mal chancenlos.
Geht jetzt eher in Richtung Fun-fact, aber Nagelsmann kann alles außer Unentschieden.
Wir hatten jetzt in 27 Pflichtspielen diese Saison nur ein einziges Unentschieden. Und das im ersten Pflichtspiel in Gladbach.
Danach also 26-mal kein Remis. Ich weiß gar nicht, ob es das so schon einmal gab.
Tja, „Reus & Mentalitätsscheiße“ machen aus einem 0:2 ausgerechnet am Ende noch ein 3:2. Diese Mentalität ging einigen Bayern-Spielern gestern leider ab - auch wenn imho einfach das Spielglück fehlte. Waren genug Möglichkeiten da, wenigstens ein Unentschieden gegen Gladbacher zu holen. Wie auch immer: Berauschend waren beide Spiele nicht. Aber so ist das nach der Winterpause.
