Wie effizient arbeiten die Vereine der Bundesliga?

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Für einen Verein sind seine Spieler und Trainer die Grundlage seines sportlichen Erfolgs. Konventionelle Logik besagt: Großer sportlicher Erfolg setzt hohe Ausgaben für Anschaffung und Unterhalt von Spielern voraus, denn großer Erfolg kommt nur über gute Spieler, und gute Spieler sind teuer. Kürzlich kam einer unserer langjährigen Leser und Mitglied…

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Die Auswertung zeigt ggf. auch, dass die „Grenzkosten“ eines zusätzlichen Punktes stark steigen. Das würde zumindest die Punkt- und Kosten-pro-Punkt Abstände zwischen Bayern, Dortmund und der Gruppe danach erklären können.

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Dass jeder weitere Leistungspunkt mehr kostet als der vorherige ist quasi überall so. In jeder Sportart, aber auch in der Wirtschaft. Die Tabelle beschreibt das nahe zu perfekt mit wenig statistischen Ausreißern.
Kosten, Punkte, Titel, Europapokalteilnahmen: Alle Spalten korrelieren, wie zu erwarten war.

Dass Frankfurt einen Titel hat, ist klasse für die Eintracht, aber man muss da auch bedenken, dass eine Mannschaft wie Dortmund, die normalerweise ins Achtelfinale der CL kommt, die Euroleague gar nicht gewinnen kann, weil sie nicht dabei ist.

Außerdem ist es statistisch schwierig, wenn ein Verein 7 der 10 nationalen Pokale holt. Da bleibt nicht mehr viel übrig.

Also viel Analyse, die letztendlich einen einfachen Sachverhalt zeigt: Viel Geld schießt viele Tore.

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Freiburg begleite ich sehr intensiv und mein Fazit wäre, dass die letzten Jahre praktisch das Maximum an Effizienz erreicht wurde: Trainer, Kadermanagment, Nachwuchsförderung, da passte einfach alles. Interessanterweise ist man jetzt aber an einer gewissen Schwelle angekommen und tut sich scheinbar schwer, die Mannschaft weiter zu verstärken ohne gewisse Prinzipien zu lockern. Es waren 34 Millionen an Transferüberschuss da. Es gab durchaus auch eins, zwei Positionen, wo man nachlegen wollte, aber man bekam innerhalb des selbst gesteckten finanziellen Rahmens (Stichwort: Gehaltsstruktur) einfach keine passenden Spieler. Union Berlin hat sich für einen etwas aggressiveren Ansatz entschieden und sich ein paar in puncto Gehalt relativ teure Spieler wie Gosens, Volland und Bonucci geleistet. Es wird spannend sein, zu beobachten, welcher Weg sich mittelfristig als der bessere erweist. Grundsätzlich könnte man sagen, dass je stärker das mannschaftlich Gebilde als Ganzes ist, desto kostengünstiger können die Spieler sein. Wenn man richtig hoch hinaus will und für den einen oder anderen Sturm gerüstet sein will, braucht es halt teure Stahlträger.

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Auch wenn die Profivereine mittlerweile eher Wirtschaftsunternehmen sind, es es eben nicht unbedingt das Geld alleine.
Da gibt es gerade im Profibereich genügend Beispiele, die deutlich machen, dass es eben sehr viele andere entscheidende Dinge gibt, die für den Erfolg oder Misserfolg entscheidend sind.
Ginge es nur um das Geld alleine, dürfte ein HSV nicht seit mittlerweile 6 Jahren in der 2.Liga spielen.
Ginge es nur um Geld, hätte der FCB nicht nur aufgrund des Torverhältnisses Meister werden dürfen.
Entscheidend sind andere Dinge - die Entscheidungen einer Vereinsführung in Sachen Trainer, Spieler, Spielphilosophie.
Ein Nagelsmann mit seiner Spielphilosophie hat halt nicht gepasst und das hätte letztlich fast den Titel gekostet.
Ein Rose passte nicht zu den Ansprüchen eines BVB aber anscheinend genau zu denen von RB.
Ein Sponsor, der jedes Jahr Geld gibt, aber trotz mangelndem Fußballverstand immer mitentscheiden will, ist eher kontraproduktiv, wie man am Beispiel Kühne deutlich sehen kann.
Ein Geschäftsführer, der nicht mit einem Trainer kann und ihn ohne sportliche Gründe entlässt, um den Nachfolger dann nach 4 Monaten wege Erfolglosigkeit zu entlassen, ist auch nicht das Paradebeispiel einer erfolgreiche Vereinsführung.
Das absolute Paradebeispiel ist Chelsea, wo der Vereinsbesitzer den Alleinherrscher gibt, obwohl er vom Profifußball völlig unbeleckt ist. Der Verein spielte in den letzten 20 Jahren regelmäßig in der CL, gewann diese genau wie die EL jeweils zwei Mal und steht nach dem Tabula rasa des Beitzers am Saisonende auf Platz 12 der PL - am Geld kann es ja, wenn man die Einkäufe betrachtet, nicht gelegen haben.
Ein Verein wie S04 verschleißt nach Rangnicks Abgang 2011 innerhalb von 10 Jahren ohne diverse Kurzeinsätze zu zählen 10 verschiedene Trainer incl. einer Berg- und Talfahrt von CL-Quali bis zum zweimaligen Abstieg. Da ist der Grund sicherlich nicht nur beim Geld zu Suchen.
Ein Sportdirektor Mayer hat mit seinen Finanzeskapaden zuerst fast den BVB und anschließend fast den FC Köln in den Ruin getrieben. Hätte es damals nicht den Kredit von UH gegeben, wäre der BVB nach den damals geltenden Statuten bis in die Kreisliga abgestürzt.
Bei Alemannia Achen, war man so größenwahnsinnig unbedingt ein neues Stadion zu brauchen. Das Ende war die Insolvenz und letztlich der Absturz bis in die Regionalliga, von dem man sich bis heute nicht erholt hat.
Missmanagement erster Güte ist in vielen Fällen der Grund für das Abschneiden vieler Vereine und nicht alleine das Geld.
Ein Beipiel aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Da steigt trotz den vollmundigen Ankündigungen des Investors 1860 aus der 2. Liga ab und muss in der Regionalliga antreten, weil der Herr Investor die Lizenzgebühr für die 3.Liga nicht zahlt. Geld hatte er doch eigentlich genug.

Man muss es eben richtig einsetzen. Tut man das nicht, geht es bergab.

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Freiburg und Union in den Top 4 braucht dauerhaft kein Mensch. Freiburg hat sich ja in den europäischen Wettbewerben nicht unbedingt den A…. aufgerissen. Union muss man abwarten.
Freiburg ist wirtschaftlich absolut solide, Union eigentlich überschuldet. Bei denen hängt der Erfolg mMn noch mehr am Trainer und weniger an Runert.
Das heuchelhafte Verhalten von Streich und den Fans geht trotzdem auf den Sack.

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Freiburg war noch nie in den top 4. In der EL die Gruppe souverän gewonnen. Im Achtelfinale dann gegen Juve (!) relativ chancenlos ausgeschieden. Mehr geht eigentlich nicht. Das andere ist Geschmackssache. Dass der Bundesliga mehrere „grosse“ Vereine an der Spitze gut tun würden, gebe ich Dir Recht. Leider haben sich Vereine wie HSV oder Schalke schon lange verabschiedet. Leipzig und Leverkusen haben interessante Mannschaften, sind als Vereine aber auch nicht unbedingt prickelnd. Letztlich füllen Freiburg und Union nur das Vakuum, das andere Vereine haben entstehen lassen.

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Man meinste im speziellen bei Streich?
Klingt doch alles eigentlich immer recht vernünftig was der so von sich gibt?

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Streich blickt manchmal über seinen Tellerrand heraus, wodurch er sich fast zwangsläufig gesellschaftspolitisch positioniert. Man muss aber fairerweise sagen, dass er es erstens in den meisten Fällen ohnehin abblockt (kann ich mich nicht qualifiziert zu äussern) und zweitens, wenn er dann mal etwas sagt, die Medien ihn sofort als das soziale Gewissen instrumentalisieren. Streich gibt jede Woche eine in etwa 45-minütige Pressekonferenz vor und eine 10 minütige nach dem Spiel. In der geht es fast nur um Sportliches und selbst bei den seltenen kontroversen Randthemen äussert sich Streich durchaus differenziert. Natürlich werden dann aber aus den jährlich 40 Stunden Pressekonferenz genau die 5 Sätze herausgepickt, aus denen die überregionalen Medien ihre gewünschte Story basteln können.

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Sehr schön alles auf den Punkt gebracht bzgl Streich, so würde ich das auch sehen.

Und wo er doch mal anprangert ist es selten umsonst…

Letzte Saison hat Freiburg die Gruppe klar gewonnen und ist im Achtelfinale an Juve gescheitert - IMHO ganz ordentlich.

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Vielen Dank @Gut_Kick und @Petex für das Feedback.

Es ist selbstverständlich so wie ihr sagt, dass jeder Bundesliga-Punkt den ein Verein zusätzlich erreichen möchte, immer etwas teurer wird, als der vorherige. Daher ist Platz 5 bzw. EL-Quali eigentlich schon recht „billig“ zu kommen im Gegensatz zu einer Meisterschaft.

Ich habe mir auch noch einmal das Verhältnis von Punkte/Gehälter vs. Tore/Gehälter angeschaut und Letzteres korreliert sogar noch stärker. Das heißt: Geld schießt ganz klar Tore, Geld ermöglicht mehr Punkte (haben wir gezeigt) aber Geld ermöglicht eben nicht automatisch immer mehr Titel. Das ist das Schöne am Fußball und praktisch sehen wir das ja bei den „neureichen“ Vereinen in der CL, die trotz gewaltiger Transferausgaben und Gehältern oft früh scheitern (auch wenn der Turniermodus hier natürlich ein großes Planungsrisiko bedeutet. KHR hat nicht umsonst die Liga immer als den „fairsten“ Wettbewerb bezeichnet).

Genau deswegen befindet sich Deutschlands „Nummer 2“ der BVB auch im Niemandsland. Die Anzahl der Titel ist begrenzt (wie ihr richtig sagt). Etwas mehr Gehälter und damit mehr Punkte bringen den BVB bei weitem noch nicht in statistisch sichere Meisterschafts-Regionen (es müssten schon deutlich mehr Gehälter sein und dann stellt sich wiederum die Frage, ob man die richtigen Spieler anzieht oder nur „Söldner“). Die CL-Quali (also Platz 3 oder 4) ließe sich mit geringeren Ausgaben erreichen, wie es Leipzig vormacht. Deswegen sind statistische Ausreißer, wie letzte Saison, in der der BVB den Titel schon in der Hand hat, doppelt schmerzlich.

Denn streng genommen muss man - national - die Frage stellen, für was Dortmund eigentlich soviel Geld ausgibt. Titel sind zu selten und wirtschaftliche Gewinne als an der Börse gelistete Firma nur über Verkäufe ihrer besten Spieler zu garantieren, die jedes Jahr weh tun. Überspitzt könnte man sagen, der BVB macht einen riesen Aufwand, um den ersten Bayern-Jäger zu stellen. Gerade was den letzten Punkt angeht, läuft RB dem BVB gerade den Rang ab. So gesehen hat der BVB eigentlich nur 2 Optionen: Titel über den DFB-Pokal, wo der Finaleinzug deutlich geringer mit Gehältern korreliert; oder Fokus auf die CL, um zusätzliche Einnahmen zu generieren und die Reputation als europäischer Spitzenclub aufrecht zu erhalten. Bei beiden Wettbewerben sah es die letzten Jahre mau aus. Die dritte Option wäre eine radikale Umkehrung der Saisonziele: Herunterfahren der Kostenposition, Fokus auf einen regelmäßigen Titel in der EL und dem nationalen Pokal (ein deutsches Sevilla sozusagen) und die Meisterschaft in Ausreißer-Spielzeiten wenn der Primus alle 5 Jahr schwächelt. Ob das dem Dortmunder Anhang zu vermitteln ist, ist eine andere Frage. Andererseits ist das aktuelle Modell langfristig eigentlich ohne Perspektive und der Frust bzw. die Identitätskrise der Schwarzgelben inzwischen entsprechend ausgeprägt.

Vielen Dank @cj76 für die Ergänzung zu Freiburg. Unabhängig davon, wie man zu Streich und dem „underdog“-tum des Vereins steht, kann man sicherlich eine Aussage treffen: der Zusammenhang zwischen Kontinuität beim Trainer und sportlichem Erfolg ist gewaltig. Das gilt nicht nur in der Bundesliga so, sondern eigentlich in jedem Spitzensport. Witzigerweise ist gerade unserer Verein hier ein bisschen die Ausnahme. Mit 5 Trainern in den letzten 5 Jahren erinnert das eher an einen Club, der nicht genau weiß, was er will. Aber das ist eine andere Diskussion…

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Es gibt im Grunde zwei Arten von Effizienz: Was man aus den aktuell vorhandenen Mitteln macht und was man aus seinem wirtschaftlichen Potential macht. Die hängen aber miteinander zusammen.

Wenn man effizient arbeitet und erfolgreich ist, bekommt man mehr Geld und dann sinkt automatisch die Effizienz, da ein höheres Leistungsniveau generell ineffizient ist. Irgendwann erreicht man ein Limit, wo der nächste Leistungspunkt nicht mehr bezahlbar ist.

Freiburg ist eines der Beispiele, die mit ihren vorhandenen Mitteln effizient umgegangen sind. Dadurch konnten sie wiederum ihr wirtschaftliches Potential maximal ausschöpfen. Dadurch konnten sie sich gegen Klubs mit ähnlichem Potential durchsetzen. Dennoch hat Freiburg keine Chance über dieses Potential hinaus zu wachsen, weil die Möglichkeiten limitiert sind.

Schalke und der HSV hingegen sind Klubs, die ihr Potential sehr ineffizient nutzen, aber dadurch, dass sie mittlerweile kleine Brötchen backen müssen, mit den vorhandenen Geldern vermutlich effizienter sind als Top-Klubs.

Man kann also durch gute Arbeit sein Potential ausschöpfen oder dieses durch schlechte Arbeit verhunzen. Man kann aber nicht über sein Potential hinauskommen. Es gibt immer ein Limit. Dieses Limit hat Freiburg erreicht. Das volle Ausschöpfen des Potentials ist im Grunde auch das allerhöchste, was man auf Management-Ebene erreichen kann.

Im Grunde müsste man dieses Potential quantifizieren und dann den sportlichen Erfolg gegenüber stellen.

Hier zu muss bedacht werden, dass Erfolg auch wieder zu mehr Einnahmen führt. Theoretisch wäre es aus rein wirtschaftlicher Sicht am effizientesten, genau so viel zu tun, dass man gerade so in die CL kommt. Also so, dass man genau die nächste Einkommensschwelle überschreitet und dann sämtliche Überschüsse als Gewinn verbucht.

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Genau diese Kalkulation habe ich probiert, in Ansätzen darzustellen. Zwei Vereine eignen sich dafür gut als Anschauungsbeispiel: die (statistische) Schwelle für eine sichere CL-Teilnahme liegt bei 150 Mio. Gehältern pro Jahr. Das ist insofern großzügig, da dies 65 Punkten entspricht. In den letzten 5 Jahren haben Bundesligisten auch mit weniger Punkten die CL-Quali geschafft.

Im Fall von Wolfsburg bedeutet dies: der Verein müsste „nur“ 25 Millionen mehr an Gehältern zahlen und hätte den sicheren Zugang zur CL. Nimmt man beispielsweise die CL-Einnahmen von Leverkusen letzte Saison, ist das ein „no-brainer“: obwohl Bayer in der Gruppenphase lediglich 1 Spiel gewann (2 Unentschieden), kam der Verein auf immerhin 48 Mio. ausgeschütteter Preisgelder für 2022/2023 UND konnte danach noch in der EL weitermachen. Voraussetzung dazu aber wäre, dass das Wolfsburg-Management anfängt, mindestens so effizient zu arbeiten, wie der Durchschnitt der Liga. Denn wie gezeigt ist der Verein einer der Ineffektivsten und erkauft sich seine Bundesligapunkte, die nur für das bessere Mittelfeld reichen, äußerst teuer.

Das Beispiel Dortmund habe ich im Artikel genannt. Dortmund könnte seine Gehälter um durchschnittlich fast 60 Mio. pro Jahr kürzen und würde trotzdem sicher an der CL jedes Jahr teilnehmen. Da Dortmund die letzten 2 Jahre in der Gruppenphase und Achtelfinale ausschied aber trotzdem 70 Mio. (2022/2023) bzw. 62 Mio. (2021/2022) an Preisgeldern einnahm, wäre das aus finanzieller Sicht eine effektive Herunterstufung auf das nächst-niedrigere Niveau, das identischen sportlichen Erfolg bei deutlich geringeren Ausgaben gewährleistet. Die eingesparten 60 Mio. wären entweder ein satter Überschuss pro Jahr und könnte an die Aktionäre/Eigentümer per Dividende ausgezahlt werden (der Sinn einer öffentlich notierten Firma). Oder in noch mehr (internationale) Jugendspieler investiert werden, um breitere Einnahmequellen in Zukunft zu generieren.

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Wow, so viele schöne Kommentare hier.

Das ist ein sehr kluger Hinweis, aber ich vermute mal, korrigiere mich, @Turbo_Batzi, dass Daniel genau aus diesem Grund seine Betrachtung auch erweitert und nicht nur die Punkte, sondern auch die Anzahl der Qualifikationen und Titel in seine Analyse einbezogen hat. Und wenn man beispielsweise Input an Geld und Output an Titeln in Relation setzt und unterstellt, dass jeder andere Bundesligaverein mit denselben Ausgaben wie die Bayern auch dieselbe Anzahl Titel einfahren könnte wie sie (ja, keine vollständig realistische Unterstellung, denn die Anzahl der Titel ist endlich und genau definiert und jeder Titel kann nur einmal gewonnen werden, also entweder gewinnen ihn die Bayern oder einer der anderen, wie auch @Gut_Kick sehr richtig bemerkt hat), dann sieht man, dass die anderen Bundesligavereine in dieser Kategorie noch ineffizient arbeiten, also ihre Durchschnittskosten pro gewonnenem Titel noch deutlich reduzieren könnten, wenn sie ihre Ausgaben weiter erhöhen.

Richtig, aber da ja die Kosten in dieser Konstellation auch die einzig echte unabhängige Variable ist, auch wenig überraschend, oder denkst Du nicht? Dass die Anzahl der erzielten Punkte mit der der Europapokalteilnahmen stark positiv korreliert, liegt auf der Hand, und dass die Anzahl der Titel auch mindestens schwach positiv mit der Anzahl der Europapokalteilnahmen korreliert und damit mittelbar auch mit den Punkten, ebenso, me thinks.

Kleiner BWL-Nerd-Kommentar am Rande: Korrekt, aber das Gesetz des abnehmenden Grenzertrags gilt nur kurzfristig, das heißt bei Gleichsetzung aller anderen Produktionsfaktoren bis auf den betrachteten (also zum Beispiel Arbeit). Langfristig, also unter der Annahme der Variabilität aller Produktionsfaktoren, können in vielen Kontexten mit höherer Ausbringungsmenge auch die Stückkosten pro Einheit reduziert werden, das Stichwort lautet hier positive Skaleneffekte.

Auch das finde ich eine wahnsinnig spannende und scharfsinnige Beobachtung. Aber auf den ersten Blick sinkt die Effizienz beim Anstreben höherer Leistungsniveaus nicht monoton ab, sondern sie verhält sich sprunghaft und kann auch erst einmal wieder steigen, denkst Du nicht? Denn wenn man zum Beispiel, vereinfacht gesagt, den Sprung von dauerhaft Platz 5 auf dauerhaft Platz 4 schafft, arbeitet man erst einmal effizienter als vorher, denn man muss für diesen Sprung von 5 auf 4 mutmaßlich das Niveau der Ausgaben weniger stark steigern als das Niveau der Einnahmen dadurch steigt, und vermutlich wird man noch weitere solcher Stufen in der Tabelle finden können.

EDIT: Oh, ich sehe gerade, dass Du einen sehr ähnlichen Punkt wenig später auch noch machst, also ist uns dieser Umstand beiden aufgefallen.

Um einmal eine Anleihe an meinem BWL-Kommentar von gerade zu nehmen, kurzfristig wahrscheinlich ja, aber langfristig? Ich kann mir gut vorstellen, dass der SC Freiburg als einziger (?) größerer Club ganz im Südwesten von Baden-Württemberg ein wirtschaftlich in Sachen Sponsoring und Zuschauerzuspruch viel höheres Potenzial hat, als er es momentan bereits ausschöpft, oder wie seht Ihr das?

Das wird sogar extrem spannend. Ich habe keine besondere emotionale Bindung zu Union Berlin, finde den Verein diffus sympathisch, aber auf Basis dieser Personalentscheidungen werde ich diesen Verein diese Saison deutlich enger beobachten als sonst und bin wirklich schon gespannt, was ihnen gelingen wird.

Übrigens, @cj76, ich finde Deine sehr informativen und von intimer Kenntnis der Materie zeugenden Einlassungen zum SC Freiburg hier im Forum immer ausgesprochen wertvoll, ich lese sie immer sehr gerne, vielen Dank dafür.

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Beim Fußball ist die „Produktion“ limitiert, da am Ende des Tages immer nur 11 Spieler auf dem Platz stehen. Bei der Nachwuchsarbeit kann man argumentieren, dass so ein Campus mit steigender Zahl Jugendmannschaften effizienter wird. Bei den Profis wird man keinen Vorteil durch Skalierung bekommen.

Ich sehe da nicht viel mehr Potential. Freiburg ist zu weit weg von der Herzschlag-Ader der deutschen Wirtschaft (also im konkreten Fall von Stuttgart). Da muss man dann schon eher Richtung Straßburg und Basel schauen, die aber auch nicht gerade um die Ecke liegen. Ob es da großes Interesse an einem deutschen Fußballclub gibt, weiß ich nicht, klingt aber nicht sehr wahrscheinlich (zumal es in diesen Orten auch Profiklubs gibt). Wirtschaft + Bevölkerung sind letztlich die wichtigsten Faktoren für das Potential eines Klubs.

In Deutschland liegen fast alle Profi-Klubs entweder auf der Linie München-Stuttgart-Mannheim-Frankfurt-Köln-Ruhrgebiet-Wolfsburg, im neuen Wirtschafts-Hub im Osten (u.a. Leipzig, Dresden), in Hafenstädten (v.a. Bremen, Hamburg) oder der Hauptstadt Berlin.
Das ist auch in so gut wie allen anderen Profi-Ligen so. In England kommen die Klubs der ersten beiden Ligen fast alle entweder aus den drei Metropolregionen London, Birmingham und Manchester oder aus den Hafenstädten.

Freiburg ist da schon ein interessanter Outlier, weil es dort eine punktuelle Fokussierung von Wirtschaft gibt, obwohl die Stadt eigentlich ziemlich abgelegen ist. Dadurch ist zwar ordentlich Geld da, es wird für den Klub allerdings sehr schwierig werden, aus dieser Region heraus zu wachsen (so denn sie das überhaupt wollen).

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Du unterschätzt die wirtschaftliche Kraft der Region. Freiburg mag in D abgelegen sein, aber nicht in Europa.

Hohe Mieten, hohe Immobilienpreise, hohe Gehälter. Sehr viel Kapital, das auf den ersten Blick nicht sichtbar ist.

Im übrigen wird der SC Freiburg auch eine überregionale Marke aufgrund der hohen Beliebtheit.

Diese Saison ist leider nur Mittelmaß drin, da man die Nüsse lieber vergräbt. Aber grundsätzlich ist genug Geld da um aus den Klub einen ständigen Euroleague contender zu machen.

Mich nerven sie manchmal mit ihrer moralischen Underdog Gehabe. Trotzdem großen Respekt für den Weg den sie gehen.

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Ja, habe ich andernorts schon selbst mal geschrieben und es war auch lediglich ein etwas oberschlauer Hinweis aus dem akademischen Elfenbeinturm.

Mag sein, ja. Ab einer bestimmten Schwelle löst sich das Vermarktungspotential eines Clubs aus seinen örtlich lokalen Gegebenheiten heraus, die größten Sponsoren der großen internationalen Clubs zum Beispiel haben mit der Herkunftsregion dieser Clubs überhaupt nichts zu tun, oder wenn, dann nur zufällig. Wenn es der SC Freiburg wie durch ein Wunder schaffen sollte, sich nach und nach und irgendwann auf Dauer erst in den Europa-League- und dann den Champions-League-Plätzen festzusetzen, dann hätte er die Schwelle erreicht, wo er für sein weiteres wirtschaftliches Wachstum auf die Günstigkeit der Bedingungen seiner Region nicht mehr angewiesen ist. Ja klar, zusätzliche Stadionbesucher könnte er mit einem Fingerschnips selbstverständlich nicht so einfach herbeihexen, aber die Einnahmen aus dem Spielbetrieb machen für einen großen Bundesligaclub auch nur zwischen 10 und 15 % der Gesamteinnahmen aus, das wahre Geld steckt in der Champions League und dem Sponsoring.

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Diese Schwelle überschreiten international nur Klubs, deren regionales Potential bereits sehr hoch ist. Das ist quasi überall so. Egal ob Deutschland, England, Spanien oder auch die etwas kleineren Ligen wie Portugal (alle Klubs aus Raum Lissabon oder Raum Porto).
Die Top-Klubs in der CL kommen nicht aus reinem Zufall aus München, London, Paris, Madrid oder Mailand und eben nicht aus Hoffenheim oder Norwich.

Gerade das Sponsoring hängt auch direkt von der Zuschauerzahl ab; schließlich geht es da um Reichweite. Natürlich müssen diese Zuschauer nicht alle im Stadion sein, das ist auch klar. Für jemanden, der in Berlin wohnt, muss es aber erstmal einen Grund geben, wieso er den SC Freiburg verfolgen sollte.
Bei den Elite-Clubs sind diese Gründe die besten Spieler der Welt und der Mythos durch Erfolge in den höchsten Wettbewerben. Um das zu erreichen braucht man aber wiederum Geld. Ein Henne-Ei-Problem. Ebenso kommt man an regelmäßige CL-Kohle erst, wenn man genug Kohle hat, um regelmäßige CL-Teilnahmen zu generieren.

Abseits davon gibt es dann auch immer noch die weichen Faktoren. Wenn ein Spieler die Wahl zwischen Freiburg und München hat, bei gleichem Gehalt, gleichen sportlichen Erfolgsaussichten, dann würden sehr viele immer noch München bevorzugen.