Thomas Müller 710: Tiefpunkt gegen Atlético

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So wie jede Karriere ihre absoluten Highlights hat, so gibt es auch den ein oder anderen Tiefpunkt. Ein Abend an dem der Superstar plötzlich menschlich, weil fehlbar wird. Ein Heimspiel gegen Atlético wird für Thomas Müller zu einem dieser Tiefpunkte. Hier geht’s zur Übersichtsseite der Serie Nach dem schmeichelhaften Weiterkommen…

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Nach dem Spiel hatte ich keine Trauer, Enttäuschung, Leere oder Wut empfunden wie meistens bei Niederlagen, sondern Stolz. Das Gefühl hatte ich davor und danach so nie wieder.

Für mich war es wohl das dominanteste Spiel, das ich je gesehen habe.

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„Der 2:1-Siegtreffer von Lewandowski kam zu spät.“

Tja, heutzutage hätte der die Verlängerung gesichert. Und womit - mit Recht:

Die Auswärtstor Regel abzuschaffen war ein sehr guter und richtiger Schritt - und nicht nur weil wir zumindest gefühlt massiv öfter wegen ihr ausgeschieden als weitergekommen sind.

Sie war ein Überbleibsel aus Zeiten wo Auswärts/Heim in Europa noch Welten um waren und es wirklich eine besondere Leistung auf total fremden Boden ein Tor zu schießen. Heutzutage ist man das total gewohnt, man spielt ja auch anders als früher immer CL als Topverein und nicht nur wenn gerade Meister geworden.

Und so ne schöne Verlängerung bei Tor Gleichstand - das ist viel gerechtere Lösung als daß gewinnt wer doch eher zufällig heutzutage auswärts mehr Tore geschossen hat. Und daß es jetzt generell weniger Tore gäbe, weil Auswärtsmannschaft defensiver ohne die spezielle Belohnung mit Auswärtstorregel antritt - mir wäre nix aufgefallen…

Von daher hätte man sich womöglich das ganze Drama um seinen Elfmeter im Nachhinein total schenken können weil trotzdem ins Finale eingezogen wäre…

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Bayern und die Elfmeter war ja in den 2010er Jahren ein Kapitel für sich.
2011/12 war es ja ähnlich. Robben galt als sicherer Schütze und als beim vorentscheidenden Spiel um die deutsche Meisterschaft beim BVB noch kurz vor Schluss Elfmeter für Bayern gepfiffen wurde, hatte auch niemand Zweifel daran, dass jetzt der Ausgleich fallen würde. Es war eher so, dass man als Fan darauf hoffte, vielleicht nach dem Ausgleich sogar noch gegen müder werdende Dortmunder den Sieg zu holen und die Tabellenspitze zu erobern. Und was passierte: Robben vergab den Elfmeter.
Interessant war, dass er danach innerhalb weniger Wochen zwei weitere wichtige Elfer verwandelte nämlich im Rückspiel des CL-Halbfinals bei Real, als es darum ging, beim Stand von 0:2 wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen und dann auch im DFB-Pokalfinale gegen den BVB zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Der Elfer bei Real war eher reingezittert, aber der gegen den BVB ziemlich souverän. Zur Erlangung der alten Sicherheit reichte das aber scheinbar auch nicht aus, denn der noch schlimmere Fehlschuss sollte eine Woche später erfolgen, als Robben in der Verlängerung des CL-Finales gegen Chelsea an Cech scheiterte.
Bei Müller kam es ja auch - trotz eher schwächerer Quote im Verlaufe der Saison 2015/16 - eher unerwartet zum Fehlschuss gegen Atletico. Auch Müller schien sich vom Fehlschuss erholt zu haben, denn ein paar Wochen nach dem Spiel gegen Atletico verwandelte er im Pokalfinale gegen den BVB im Elfmeterschießen ganz souverän. Diesen Elfer schoss er übrigens ganz anders. Es wurde nicht gewartet, was der Torwart macht, sondern Müller schoss den Ball in den linken Winkel. Eine neu gewonnene Sicherheit brachte das aber auch nicht, denn wiederum ein paar Wochen später, vergab Müller im Elfmeterschießen gegen Italien bei der EM 2016 wieder ähnlich kläglich wie gegen Oblak. Angesichts der Elfmeterschwäche zahlreicher Akteure an diesem Tag (auf deutscher Seite scheiterten auch noch Schweinsteiger und Özil, bei Italien sogar 4 Schützen) hatte dieser Fehlschuss keine Auswirkungen.
Bei Robben und Müller war es dann aber so, dass sie sich nach dem zweiten Fehlschuss aus dem Geschäft Elfmeterschießen eher zurückzogen bzw. zurückziehen mussten.

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Rückblickend sicher einer der Top 5 CL-Abende der jüngeren Vergangenheit. Die Arena glich einem einzigen Tollhaus. Was die Mannschaft auf dem Platz fabrizierte war die Spitze aus Leidenschaft und spielerischer Qualität. Das Stadion war 90 Minuten wie elekrifiziert. Feuerwerk trifft es zu 100%. Dass es am Ende einer von vielen CL-Dramen unter Pep war, tat damals ziemlich weh. Der Trainer musste dabei auch viel Kritik einstecken, eben genau weil er Müller im Hinspiel nicht brachte.

Gleichzeitig muss man sagen, dass so ein Spiel heute wohl ganz anders beurteilt werden würde. Man wäre verdammt froh, einmal so einen Auftritt zu sehen. Vermutlich würde man wochenlang diskutieren, zu was die Mannschaft eigentlich fähig ist und optimistisch in die Zukunft schauen. 2016 herrschte dagegen Katerstimmung und man nörgelte am Trainer herum. Wir waren damals eben alle sehr verwöhnt.

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Was dann im Endeffekt aber auch gut und richtig so oder so gewesen wäre - denn wenn Lewandowski was konnte, dann doch Elfmeter wie ein Roboter verwandeln:

Da liegt er bei den Leuten mit deutlich 2 stelligen Versuchen ganz knapp hinter Lothar und schon weit (grob halb so viele Fehlschüsse wie die beiden im Schnitt) vor Müller und Robben.

Interessanterweise hatte ein Gerd Müller sogar fast 3 Mal soviele Fehlschüsse wie sein Torschützenkönig „Kollege“ Lewandowski.

Der hatte es damals in seiner Rekordsaison ja sogar geschafft sämtliche Elfmeter zu verschießen weil nach 3 Fehlversuchen in Serie zu Beginn der Saison das Elfmeterschießen vorübergehend aufgab…

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Auch Lothar Matthäus schien am Schluss sein Mojo vom Punkt verloren zu haben. Ich habe da noch einen ganz schwachen Elfer gegen die Blauen 1996 in Erinnerung, der uns den möglichen Derby-Sieg kostete und sein Scheitern im Elfmeterschießen im Pokalfinale 1999 gegen Bremen.

Ja, außer vor Lewandowski hat der „Elfmeter-Teufel“ (also halt die brutal schwere Herausforderung nach Fehlschüssen weiterzumachen als wäre nix gewesen) anscheinend vor wirklich niemand bei den Bayern Halt gemacht…

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Da hat sich nach 1984 einfach der Kreis geschlossen. :wink:

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Hat Lewandowski eigentlich jemals einen Elfer vergeben, der wirklich wichtig gewesen wäre?
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass einer seiner wenigen Fehlschüsse uns jemals den Sieg gekostet hätte.

Genau das wird ihn wohl „gerettet“ haben…

Denn ja, siehe der Müller Fehlschuss aus dem Artikel, der wohl nicht erwähnt worden wäre, wenn man trotzdem weitergekommen wäre.

Das schnelle „Abhaken“ von Fehlschüssen - das geht natürlich viel viel leichter wenn sie nix wirklich gekostet haben…

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Laut der von @Ibiza verlinkten Statistik haben wir alle Spiele gewonnen bei denen er verschossen hat. Es waren auch nie die Topspiele.
Ich war auf jeden Fall noch nie so gelassen beim Thema Elfer wie in der Ära Lewandowski.

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Werde nie vergessen, dass Simeone nach dem Spiel sagte, er habe in der ersten HZ gegen den besten Gegner seiner Karriere gespielt. Da haben wir wirklich atemberaubend gespielt.
Stimmen zum Champions-League-Halbfinale FC Bayern - Atletico Madrid (sport1.de)

Ich weiß, das Leben ist kein Konjunktiv, aber wenn der Elfer rein geht, bekommen die 5 Stück. In dem Jahr war Bayern die beste Vereinsmannschaft und die N11 die beste Nationalmannschaft. Und beide haben den Titel nicht geholt…

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Ich möchte an Arsenal erinnern. In einem besorgniserregenden Rückspiel zeigten die Bayern eine der schwächsten Saisonleistungen 2012/13. Man verlor das Heimspiel mit 0:2, wackelte nach dem Tor in der 85. nochmal gehörig, kam aber dank des Auswärtstreffers weiter.

Kaum auszumalen, was passiert wäre, wäre man in die Verlängerung gegangen. Vielleicht hätte es Robben 2013 nie gegeben.

Ich möchte auch ergänzen, dass Bayern für mich immer noch eine Okay-Leistung gezeigt hat. Vielleicht hätten sie hochschalten können. Aber besorgniserregend war dennoch, wie am Ende die Luft ausging. Aber das hat sich ja dann schnell wieder erledigt.

Bezüglich dieses Spiels habe ich eine noch etwas andere Wahrnehmung, v.a. bzgl. der Schlussphase. Natürlich begann auch bei mir, wie wahrscheinlich bei jedem Bayernfan nach dem 0:2 das große Zittern. Bis dahin war es ein Spiel, in dem zumindest offensiv wenig zusammenlief und es sehr selten gelang, die Feldüberlegenheit in Torchancen umzuwandeln. Das war aber dank der Auswärtstorregel zumindest beim Stand von 0:1 nicht so dramatisch, da Arsenal ja noch 2 Tore brauchte und nach dem frühen 1:0 nicht unbedingt auf ein zweites Tor spielte. Große Chancen waren deshalb auch auf Arsenal-Seite eher Mangelware (evtl. noch Gervinho ca. 5 Minuten vor dem 2:0).
Als das 2:0 fiel, befürchteten viele, dass es jetzt noch zum Super-GAU kommen könnte. Zu frisch waren noch die Erinnerungen an das Finale dahoam 9 Monate vorher und auch Manchester 1999 spielte in einigen Erinnerungen wohl noch eine Rolle.
Was dann passierte, hat mich persönlich sehr beeindruckt:
die Mannschaft schaffte es, die letzten 8 Minuten ziemlich ruhig runterzuspielen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und Arsenal nicht mehr annähernd zu Torgefahr kommen zu lassen. Im Nachhinein war das für mich ein Beweis, dass das Team in Sachen Nervenstärke überragend ist.
Zum Nachlesen hier noch der Ticker vom kicker. Man wird für die 8 Minuten nach dem 2:0 nichts wirklich gefährliches mehr von Arsenal finden.
Liveticker | Bayern München - FC Arsenal 0:2 | Achtelfinale | Champions League 2012/13 - kicker
Von gehörigem Wackeln nach dem Tor in der 85. Minute oder Bayern, denen die Luft ausging, finde ich da nichts.

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2009/2010 kamen wir gleich zweimal hintereinander weiter, gegen Florenz und ManU.

Daheim 2:1 gewonnen, auswärts 2:3 verloren. Brutal nervenaufregende Duelle.

Aber vielleicht erinnert man sich auch eher an die bitteren Niederlagen als an die glücklichen Siege. Gefühlt denke ich auch dass wir deswegen öfter ausgeschieden sind.

Ja, also das ist wirklich so unglaublich, daß ich es gerade auch nochmal Nachschauen musste.

Ausgerechnet Arsenal - wo man ja eigentlich nur noch im Kopf hat, daß ne Weile lang der absolute Traumgegner im Achtelfinale war, die man in Serie mit fetten Packungen heimgeschickt hat…

Aber daß uns die um ein Haar das Erste Triple versaut hätten, Wahnsinn!

Sowas wird in der Erinnerung einfach komplett ausgelöscht…

Dein Gefühl täuscht dich. Wir haben insgesamt 9mal wegen der Auswärtstorregel die nächste Runde erreicht und sind 5mal deswegen ausgeschieden.
Hier die genauen Zahlen aus FC Bayern München/Europapokalstatistik – Wikipedia
Weitergekommen wegen Auswärtstoren:
71/72 gegen Steaua Bukarest (Pokalsieger)
82/83 gegen Torpedo Moskau (Pokalsieger)
88/89 gegen Inter Mailand (UEFA-Cup)
94/95 gegen Göteborg (CL)
06/07 gegen Real Madrid (CL)
07/08 gegen Getafe (UEFA-Cup)
09/10 gegen Florenz (CL)
09/10 gegen Manchester United (CL)
12/13 gegen Arsenal (CL)
Ausgeschieden wegen Auswärtstoren:
80/81 gegen Liverpool (Landesmeister)
89/90 gegen AC Mailand (Landesmeister)
10/11 gegen Inter Mailand (CL)
15/16 gegen Atletico Madrid (CL)
20/21 gegen PSG (CL)
Man erinnert sich mMn wirklich eher an die bitteren Niederlagen. 3 der 5 Ausscheiden nach Auswärtstorregel habe ich bewusst selber erlebt und ich hatte in allen 3 Fällen das Gefühl, dass Bayern auf 2 Spiele gesehen immer die bessere Mannschaft war, sowohl gegen Inter als auch gegen Atletico und gegen PSG.

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Also vor allem wohl der recency bias…

Weil das letzte Mal daß davon profitiert dann eben schon über 10 Jahre her mittlerweile.

Dafür dann aber eben wie @justin ausgeführt umso mehr wo uns das sonst das erste historische Triple versaun hätte können…

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Upps, dann wurde ja die falsche Regel reformiert. :wink: