Taktik-Blog von der Alten Försterei: Der FC Bayern und seine Tiefenprobleme

Spannend, dass Du da auch eine große Gefahr siehst.

Aber ganz klar, das wird ein Brocken.
Freitag Abend bei formstarken Augsburgern, bei denen es evtl. um eine Teilnahme am internationalen Geschäft geht und beim FCB das danach anstehende Viertelfinal-Hinspiel im Hinterkopf…

in Augsburg? Da hat sich Bayern fast immer schwer getan. Ich hab mir gestern die Bilanz angeschaut, besser als meine Erinnerung hergibt, aber trotzdem nicht so gut in den letzten Jahren. Dazu Augsburg gerade sehr defensivstark und destruktiv unterwegs. Das wird Union 2.0. Hoffentlich dann mit besserem Ausgang.

Dein Wort in Gottes Ohr. :wink:
Im Grunde bin ich schon auch optimistisch. Ich habe aber wie gesagt ein paar Bedenken.
Die Spiele gegen Bochum und in Berlin gewinnt man normalerweise, da gebe ich dir Recht. Von daher könnte man schon sagen: Mund abputzen, ein paar Verbesserungen und dann wird es schon passen. Aber was passieren kann, wenn man ein bis zwei Spiele, die man normalerweise gewinnt, eben nicht für sich entscheidet, haben wir bei Bayern auch schon öfter gesehen. Erst stimmen die Leistungen, aber die Ergebnisse nicht und irgendwann stimmt auch die Leistung nicht mehr. Letztes Beispiel hierfür war der Saisonstart in die Saison 2022/23. Der Anfang war grandios. Im Supercup schoss man 5 Toren in Leipzig, dann waren es sogar 6 in Frankfurt und nach einem ungefährdeten 2:0 gegen Wolfsburg, gelangen 7 Tore in Bochum. Die Mannschaft schoss auch ohne Lewandowski Tore am Fließband und die Konkurrenz hisste die weiße Flagge. Dann kam ein Freak-Spiel beim 1:1 daheim gegen Gladbach (bzw. gegen Yann Sommer :wink:) und ein Unentschieden bei Union trotz einiger Chancen auf den Sieg. Das Selbstverständnis war auf einmal total weg und schon schlitterte man in eine kleine Krise mit insgesamt 4 sieglosen Spielen in der Liga am Stück, denn auch die folgenden Spiele gegen Stuttgart (2:2) und in Augsburg (0:1) konnte man nicht gewinnen.
Man kann schon sagen, dass jedes Spiel, das man nicht gewinnt, sich nicht gerade positiv auf die Psyche auswirkt und da spielt es dann nicht unbedingt eine Rolle, ob man eher schlecht spielte oder eine einigermaßen annehmbare Leistung zeigte, dabei aber ein paar kleinere Schwächen offenbarte.
Aber wie du richtig schreibst, ist es jetzt eben wichtig, die nächsten beiden Spiele zu gewinnen, damit sich gar keine Ergebniskrise einstellen kann.
Bezüglich Leverkusen und weiterer Punktverluste wäre ich mir nicht so sicher. Sie hatten in der Rückrunde eine wirklich schwache Woche mit den beiden CL-Spielen gegen Bayern und dem Heimspiel gegen Bremen dazwischen. Ansonsten war da in der Rückrunde schon viel Gutes dabei. Unmittelbar vor und nach ihrer Krisenwoche haben sie in Frankfurt und in Stuttgart jeweils 4 Tore erzielt, was man auch erst einmal so hinkriegen muss. Bei vielen Punktverlusten in dieser Saison haben sie einfach ihre Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt bzw. die Gegner trotz klarer oder mehrfacher Führung immer wieder ins Spiel zurückkommen lassen. Wenn sie jetzt plötzlich ohne englische Wochen und evtl. bald wieder mit voller Kapelle antreten können, erscheinen mir 24 Punkte aus 8 Spielen nicht komplett aus der Luft gegriffen. 8 Spiele am Stück hat u.a. auch der BVB bei seiner Aufholjagd 2022/23 gewonnen und da wusste eigentlich in und außerhalb Dortmunds niemand, wie das mit der Leistung ging. Zwischen dem BVB in der Rückrunde 2023 und Leverkusen würde ich schon noch einige Unterschiede sehen, die für Leverkusen sprechen. Aber natürlich nehme ich jeden Punktverlust gerne mit und gebe dir dann nachträglich gerne recht.
Mit der Einschätzung, dass ein Auswärtsspiel in Leipzig leichter ist als eines in Freiburg gehe ich nicht unbedingt mit. Die allgemeine Heimbilanz von Freiburg ist ein bisschen besser bisher, allerdings ist Leipzigs Ausbeute gegen die besseren Teams der Liga ziemlich stark. Leverkusen hat trotz 2:0 Führung nicht in Leipzig gewonnen, Frankfurt hat man in Pokal und Liga zweimal besiegt und auch Freiburg und Dortmund wurden geschlagen. Man ließ gegen schwächere Teams, die eher hinten drin stehen, Punkte liegen. Das hat Freiburg besser gemacht. Dafür waren unter den 4 Heimspielen, die sie nicht gewonnen haben nicht von ungefähr die Spiele gegen Bayern, Leipzig und Mainz dabei.

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Das wird vermutlich bis zum Saisonende durchgeritten, aber die Kompany-Bayern hinterlassen bei mir einen komplett anderen Eindruck. Wir hatten in dieser Saison mMn schon ausreichend Beispiele, um feststellen zu können: Die sind zu einer Reaktion bereit. Sei es nach der Ergebniskrise rund um Villa und Barca, sei es nach der Niederlage gegen Mainz, sei es nach dem Pokalaus oder nach der leichten Schwächephase vor den CL-Spielen gegen Leverkusen.

Wenn diese Mannschaft in dieser Saison nicht schon Widerstandsfähigkeit bewiesen hat, die Hoffnung macht, dann weiß ich auch nicht weiter. So stabil habe ich die Bayern schon lange nicht mehr gesehen.

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Ich möchte dir so gerne in allen Punkten zustimmen :slight_smile:
Leider haben mich die letzte Saison und die knappe Meisterschaft 2023, wo wir 9 (!) Punkte Vorsprung hergegeben haben, etwas in Sachen Pessimismus geprägt! :wink:
Eigentlich war das Verspielen eines Punktepolsters immer so ein BVB-Ding bzw. generell das Problem unserer Kontrahenten, aber 2023 war echt erschreckend. Wobei es am Ende ja doch noch gut für uns ausging. Danke noch mal an Mainz und Jamal :slight_smile:

Ärgere mich ja selbst, dass ich heuer unseren Bayern auch nicht so wirklich „traue“, was aber primär an den beiden letzten Buli-Partien und den zukünftigen Sandwich-Spielen liegt!

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Wenn es so bleibt, haben wir keinen Grund zur Besorgnis. Sollte es so bleiben, wäre das im Übrigen die erste Saison seit 2015/16 ohne gravierenden Durchhänger weder in der Vorrunde noch in der Hinrunde und dann müsste man wirklich noch mehr Respekt vor VK haben als er es ohnehin schon verdient.

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Menschen vergleichen ja immer gern Äpfel und Birnen. Und in dem Fall sind es sogar Äpfel und Häuser. Irgendwas, was gar nicht zusammengeht. Denn 2023 war eine kompett andere Situation. Wirklich komplett.

Erstmal hat sich das sportliche Tief damals angebahnt. Und das nicht nur durch Ergebnisse, sondern auch konkret durch Leistungen und dann hat man sich mitten hinein dazu entschieden, den Trainer auf eine denkwürdige Art und Weise abzusägen und damit so richtig Unruhe in den Klub zu bringen. Zumal Aussagen von damals und heute bestätigen, dass nicht jeder einverstanden mit dieser Entlassung war UND viele Spieler sich bis heute für Nagelsmann aussprachen und aussprechen. Was damals passiert ist, lässt sich nicht allein auf die Mannschaft abwälzen. Da war ein Umfeld am Werk, in dem kein Erfolg entstehen kann. Dieses Jahr ist das ganz anders. Da bahnt sich gerade auch sportlich nicht wirklich etwas an. Sicher, nach dem Augsburg- und Pauli-Spiel kann man nochmal sprechen, wenn man sich vielleicht doch von den Ergebnissen beeinflussen lässt, aber das sehe ich einfach nicht. Dass jetzt zwei Wochen Pause sind, ist vlt. auch gar nicht verkehrt.

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Ist doch völlig klar, dass die 2023er Saison und die jetzige nicht zu vergleichen sind. Alleine schon wegen dem destruktiven Tuchel-Fußball, der halt nullkommanull Bayern-like war… Und die Kompany-Bayern machen mir einen wesentlich gefestigteren Eindruck… ABER, und DAS allein wollte ich mit dem „Vergleich“ ausdrücken: Es ist nun mal nicht 100%ig ausgeschlossen, dass man 6 Pkt. Vorsprung verspielen kann!
Wie gesagt, Bochum, Union und Feyenoord waren die besten Bsp. Oder hätte jmd. vorher auf die jeweiligen Ergebnisse getippt. ICH nicht!

Wie auch immer: Hoffentlich waren die beiden Spiele vs Bochum und Union plus der Laterkusen-Sieg gestern ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit!

Vielen Dank, dass Du das subjektive Gefühl so schön mit Zahlen hinterlegst. Diese Schankungen in den Ergebnissen bzw. der immer mal wieder auftretende Abwärtstrend nach ausbleibenden Ergebnissen ist das, was mir auch immer irgendwie im Kopf rumschwirrt. Und die wichtigen Spieler sind ja schon die Gleichen (mit Ausnahme von Kane und Musiala, aber Sané, Kimmich, Gnabry, Upa, Goretzka waren damals da und sind auch jetzt da). Und denen traue ich nicht so ganz über den Weg, weil sie mental bisher dann doch immer wieder labil wirkten und das Mia-san-Mia nicht so richtig verkörpern.

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Eine Lösung könnte auf dem Papier ein 4-1-4-1 sein:

Kimmich - Upa - Dier - Davies
Goretzka (Pavlovič)
Olise - Müller (ab Sommer Wirtz :wink: ) - Musiala - Gnabry (eher Sane oder Coman)
Kane

Man würde also für den RV einen weiteren Spieler in der Offensive bringen und Kimmich rückt nominell auf RV. Seine Rolle würde sich mMn aber nicht wirklich verändern. Er lässt sich auch als Sechser oft im Aufbau (cca. auf höhe der Mittellinie) rechts neben Upa fallen und der RV schiebt nach vorne in den Halbraum. Im letzen Drittel (gegen einen tiefen Block) könnte er so wie jetzt als rechter Sechser einrücken.

Der RV (Laimer, Stani oder in der Hinrunde auch Guerreiro) positionieren sich sehr oft im Halbraum. Diese Rolle könnte Müller (in Zukunft eigentlich auch perfekt für Wirtz) in Ballbesitz auch übernehmen. Olise und Müller könnten sich natürlich auch abwechseln oder Müller besetzt die Box und bindet die IV und Musiala verschiebt auf rechts, um mit Olise und Kimmich zu kombinieren.

Musiala könnte den linken Halbraum besetzen und Sane oder Coman links breite geben.

Upa und Kim (Ito, Dier) würde ich leicht nach rechts schieben, um hinter Kimmich abzusichern.

Davies würde ich im linken Rückraum (Halbraum) „absichern“ lassen. Er könnte von dort ins Dribbling gehen oder als „Sicherheitspassoption“ dienen. Insgesamt auch mehr oder weniger die gleiche Rolle die er jetzt spielt.

Der zweite Sechser hält das Zentrum. Mit Pavlovic sehe ich überhaupt keine Probleme. Für Goretzka könnte hier der Druck vielleicht zu viel werden. Er agiert lieber aus etwas tieferer Position.

Unterm Strich sehe ich mit Ball eigentlich nur Vorteile und ohne Ball gegen schwächere gegner auch wenig Risiko. Mit Guerreiro hat es auch funktioniert.

Das Bild von Justin zeigt auch die Positionierung gegen einen tiefen Block sehr gut. Ich würde Davies (der Punkt ganz links) ein wenig mehr nach innen und hinten zeichnen.

Spannende Idee. Alternativ zu Florian (dessen Schwester nicht zum FCBayern will - sie ist Hosen-Fan :crazy_face:) bring ich Xavi ins Spiel. Gnabry hingegen ist von meinem Zettel - ich glaube nicht, dass er den Turnaround noch kriegt.

Also meine Variante:

Kimmich - Upa - Dier/Kim (wer grad besser drauf is‘) - Davies

Goretzka/Pavlovič - (wer grad besser drauf is‘)

Olise - Müller (ab Sommer Xavi - und Müller weiter als Spezialist für Beton-schwere Fälle) - Musiala - Sane / Coman (wer grad besser drauf is‘)

Kane

… und Wirtz können wir ja bis 2026 oder 27 überzeugen, selbst kommen zu wollen… :smiley:

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Die obige Diskussion beschäftigt sich ja hauptsächlich mit dem Spiel im letzten Drittel. Das erinnerte mich direkt an dieses Video:

Kurzform: Vor einigen Jahren gab es bei Fluminense in Brasilien einen neuen Trend, bei dem man das System über den Haufen geworfen und sich stattdessen darauf fokussiert hat, Spieler, die gut miteinander harmonieren, in Kombinationen zu bringen.
Mittlerweile zeichnet sich auch im europäischen Fußball eine Variation in diese Richtung ab. Leverkusen ist das Paradebeispiel dafür. Kompanys Bayern werden eher als Antithese dazu genannt.

Meiner Meinung nach gilt letzteres aber nur für die ersten zwei Drittel im Spielaufbau. Da spielt man sehr star, sehr systemisch. Im letzten Drittel hingegen haben unsere Spieler doch relativ viel Freiraum, die Positionen werden rotiert, es wird versucht, gewisse Spieler in die Kombination zu bekommen, Vierecke zu bilden, in denen „gezockt“ werden kann, etc. Eben so wie es in der Diskussion von @justin und @LH25 aufgezeigt wurde. Sicherlich nicht so extrem wie Leverkusen, aber auch nicht komplett starr nach Schema F.

Diese Mischung hat natürlich den Vorteil, dass man sehr viel Stabilität und Kontrolle bekommt und erst dann ins Risiko geht, wenn man gut gegenpressen kann. Der Nachteil ist, dass man dem Gegner sehr viel Zeit lässt, sich in seine Verteidigungsformation zu begeben. Das konnte man auch gegen Union gut beobachten. Es gab ab und zu diese Situationen, in denen Unions Kette mal 30-40 Meter vor dem eigenen Tor stand. Statt dann aber mal in der Umschaltsituation einen langen Ball zu spielen, mit Vertikalität, mit Direkheit die Berliner ins laufen zu bringen, wurde gemächlich - strikt nach System - aufgebaut. Bis man dann vorne ankam, stand die 6er Kette wieder.

Bei aller Freiheit, die die Spieler dann im letzten Drittel bekommen, scheint es dennoch ein recht striktes Tabu zu geben: Die Spieler dürfen scheinbar nicht weit vor den Ball, sondern müssen so positioniert bleiben, dass sie schnell ins Gegenpressing kommen. Dass ein Flügelstürmer mal einen Sprint zur Grundlinie macht, passiert selten, weil der bei Ballverlust nichts mehr machen kann. Das Bild von @justin zeigt auch gut, dass durch Unions 6vs3 Dopplung, der lange Pfosten ein gefährliches Ziel sein könnte. Bälle dahin waren ebenfalls selten, weil kaum mal ein Lauf in diesen Bereich gemacht wurde. Denn dieser Lauf, würde die Seite für einen Konter aufmachen.

Gegen eine so tief verteidigende Mannschaft, braucht es da meiner Meinung nach etwas weniger System, etwas mehr Risiko, um Bewegung reinzubringen.

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Ich würde aber behaupten, dass man mit dem aktuellen System trotzdem mehr oder weniger zuverlässig gewinnen kann, wenn die Spieler alles geben und keine Fehler machen.

Mein Punkt ist der, dass das System dafür gebaut ist, Fehler zu minimieren und zu kompensieren. Würden wir fehlerfrei, theoretisch perfekt spielen, könnten wir offensiv aggressiver spielen und noch mehr rausholen.

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Ich würde sagen, dass man mit dieser Taktik auch destruktive Gegner wie Union irgendwann zermürbt bekommt weil sie eben überhaupt kein Ballbesitzspiel haben oder sehr wenig. Gegen Feyenoord war man offensiv sehr gut, hat aber schlussendlich defensiv doch dreimal gepatzt. Und das will Kompany aktuell verhindern. Also lieber wieder nur 1-0 gewinnen und dem Gegner gar keine Chance bieten im Gegensatz zu offensiv ins Risiko gehen und dadurch dem Gegner doch noch eine Chance bieten.

Sehr interessant, hier paar mehr Gedanken und Links zu dieser „Taktikrevolution“ (die aber wohl einfach auch wieder nur ne Evolution eher sein wird) - mir total neu dieser „Relationismus“ im Fussball:

https://www.perplexity.ai/search/was-steht-im-zentrum-der-neuen-xmFzp7NmSXGWKADOezN70A