Die obige Diskussion beschäftigt sich ja hauptsächlich mit dem Spiel im letzten Drittel. Das erinnerte mich direkt an dieses Video:
Kurzform: Vor einigen Jahren gab es bei Fluminense in Brasilien einen neuen Trend, bei dem man das System über den Haufen geworfen und sich stattdessen darauf fokussiert hat, Spieler, die gut miteinander harmonieren, in Kombinationen zu bringen.
Mittlerweile zeichnet sich auch im europäischen Fußball eine Variation in diese Richtung ab. Leverkusen ist das Paradebeispiel dafür. Kompanys Bayern werden eher als Antithese dazu genannt.
Meiner Meinung nach gilt letzteres aber nur für die ersten zwei Drittel im Spielaufbau. Da spielt man sehr star, sehr systemisch. Im letzten Drittel hingegen haben unsere Spieler doch relativ viel Freiraum, die Positionen werden rotiert, es wird versucht, gewisse Spieler in die Kombination zu bekommen, Vierecke zu bilden, in denen „gezockt“ werden kann, etc. Eben so wie es in der Diskussion von @justin und @LH25 aufgezeigt wurde. Sicherlich nicht so extrem wie Leverkusen, aber auch nicht komplett starr nach Schema F.
Diese Mischung hat natürlich den Vorteil, dass man sehr viel Stabilität und Kontrolle bekommt und erst dann ins Risiko geht, wenn man gut gegenpressen kann. Der Nachteil ist, dass man dem Gegner sehr viel Zeit lässt, sich in seine Verteidigungsformation zu begeben. Das konnte man auch gegen Union gut beobachten. Es gab ab und zu diese Situationen, in denen Unions Kette mal 30-40 Meter vor dem eigenen Tor stand. Statt dann aber mal in der Umschaltsituation einen langen Ball zu spielen, mit Vertikalität, mit Direkheit die Berliner ins laufen zu bringen, wurde gemächlich - strikt nach System - aufgebaut. Bis man dann vorne ankam, stand die 6er Kette wieder.
Bei aller Freiheit, die die Spieler dann im letzten Drittel bekommen, scheint es dennoch ein recht striktes Tabu zu geben: Die Spieler dürfen scheinbar nicht weit vor den Ball, sondern müssen so positioniert bleiben, dass sie schnell ins Gegenpressing kommen. Dass ein Flügelstürmer mal einen Sprint zur Grundlinie macht, passiert selten, weil der bei Ballverlust nichts mehr machen kann. Das Bild von @justin zeigt auch gut, dass durch Unions 6vs3 Dopplung, der lange Pfosten ein gefährliches Ziel sein könnte. Bälle dahin waren ebenfalls selten, weil kaum mal ein Lauf in diesen Bereich gemacht wurde. Denn dieser Lauf, würde die Seite für einen Konter aufmachen.
Gegen eine so tief verteidigende Mannschaft, braucht es da meiner Meinung nach etwas weniger System, etwas mehr Risiko, um Bewegung reinzubringen.