Podcasts auf x-facher Geschwindigkeit

Ich bin ein Podcast-Junkie und höre sehr viel. Ich habe jahrelang mit doppelter Geschwindigkeit gehört und bin inzwischen bei 2,2x angekommen, das ist meiner Erfahrung nach alles eine Frage der Gewohnheit.

Gesprochene Sprache zeichnet sich durch hohe Redundanz und Ineffizienz in Bezug auf die eigentliche Informationsübermittlung aus. Sprecher wiederholen sich, machen Pausen, fügen Füllwörter ein („ääh“, „em“, „sozusagen“), formulieren länglich, schweifen ab, setzen neu an und so weiter.

In Gesprächssituationen - die meisten Podcasts, die ich höre, sind Gesprächsformate - kommt hinzu, dass potentielle Unklarheiten oder Missverständnisse beim Hörer, die aus der Aussage eines der Gesprächspartner entstehen könnten, oft schon im Ansatz dadurch eliminiert werden, dass ein anderer der Gesprächspartner (der es auch nicht ganz verstanden hat oder noch ein zweites Mal hören möchte) den ersten unterbricht und eine Rückfrage stellt, woraufhin dieser sich noch einmal neu erklärt - was einerseits noch mehr Redundanz erzeugt, aber andererseits ultimativ auch den Grad der Klarheit des Gesagten erhöht.

Außerdem ist es ja ehrlicherweise so, dass die die meisten Gesprächspodcasts im Bereich Politik, Gesellschaft oder auch Sport (FC Bayern! :slightly_smiling_face:) weder inhaltlich noch rhetorisch mit jeder Folge aufs Neue die Grenzen des menschlichen Fassungsvermögens ausloten. Die Informationsdichte des gesprochenen Textes ebenso wie die Informationsrate der übertragenen Informations-Bits pro Zeiteinheit sind sind oft doch einigermaßen überschaubar, für mich sogar so sehr, dass ich das Zuhören im normalen Gesprächstempo von 1,0x inzwischen nicht mehr erträglich finde. :sleeping:

All das zusammengenommen sorgt dafür, dass ich im Prinzip jedes Gespräch bei 2,2x höre, ohne dabei das Gefühl zu entwickeln, ich würde dem Geschehen kognitiv und physiologisch (im Sinne der Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit meiner Sinnesorgane) nicht mehr folgen können.

Ich kann Euch das echt nur empfehlen, doppelte Geschwindigkeit heißt logisch doppelt so viel Inhalt in derselben Zeit. Anne Will dauert plötzlich nicht mehr 60, sondern nur noch 30 Minuten und sogar der Doppelpass wird akzeptabel lang (und glaubt mir, man bekommt in beiden Sendungen trotzdem alles mit :smile:). Wenn ich mir vorstelle, ich müsste diese Art von Sendungen noch mit 1,0x hören, wird mir gleich ganz anders…

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Sehr gute beschrieben! Deswegen höre ich gar keine Podcasts mehr. :upside_down_face:

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probier mal mit 0,5 zu hören ,dass ist auch eine ganz neue Erfahrung ;-), dazu Pilze…

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Das ist die Entschleunigung, von der immer alle reden. Auch gut zum Einschlafen.

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In den 90ern gab’s dafür Schlumpfen-Techno… :upside_down_face:

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Kenne ich, auch von Sprachnachrichten, etc.
Das Problem dabei: in vielen Gesprächen im echten Leben gibt es keinen Knopf zum Beschleunigen :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Ich hab das heute ausprobiert. Das ist nichts für mich. Das hat Vorteile, wenn es darum geht Infos abzugreifen. Total effizient. Aber Podcast ist doch mehr. Die vielleicht brüchige Stimme, das Zögern, das forsche Statement. Das kommt bei mir schon bei 1,5 nicht mehr richtig an. Vielleicht bin auch auch einfach zu alt :slight_smile: .

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Man hört ja den Podcast nicht nur um ‘Informationen aufzunehmen’ sondern um sich bestenfalls seine eigenen Gedanken mit zu machen. Dafür macht die normale Geschwindigkeit mehr Sinn.

Jemand der in einer Stunde durch den Louvre heizt mag zwar alles ‘gesehen’ haben. Aber die Eindrücke lasse ich mir lieber schildern von jemandem der den ganzen Tag eingeplant hat.

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Im Allgemeinen bin ich auch ein Freund der einfachen Geschwindigkeit - es soll ja auch Menschen geben, die sich Netflixserien mit doppelter Geschwindigkeit reinbimsen, das würde ich niemals machen, da geht ja wohl so ziemlich alles an Stimmung verloren.

Bei Oliver Kahn würde ich in der Tat nach meinem Selbstversuch eine Ausnahme machen - die 1,5-fache Geschwindigkeit ist perfekt für mich. Dann klingt es wie eine normale Rede auf einer Pressekonferenz. Für mich zumindest. Soll jeder machen wie er will.

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Ich habe das Problem, dass ich einfach zu viele Podcasts für zu wenig Zeit habe und daher die meisten auf 1,5x, andere sogar mit 2,0 höre, je nachdem, was möglich ist. Ich habe zB auch einen englischen Columbo Podcast von zwei Schotten, den kann ich nur mit 1,0 hören, alles andere ist unmöglich für mich, obwohl ich sehr gut Englisch verstehe.

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Hear, hear, genauso sehe ich es auch. Ich möchte auch niemanden bekehren, denn es möchte sich doch bitte jeder sein Leben so einrichten, wie es ihm am angenehmsten ist.

Nun ja, damit suggerierst Du ja implizit, dass ich mir keine Gedanken mache - vielleicht sogar machen kann (weil ich gar nicht dazu komme) -, weil ich meine Podcasts auf höherer Geschwindigkeit höre. Ich darf Dir vorsichtig widersprechen? Ich kann Dir sagen, dass ich keine Probleme damit habe, bei den Podcasts, die ich höre, sowohl den Gesprächspartnern vollumfänglich zu folgen als auch mir über das Gesagte Gedanken zu machen.

Der Vergleich gefällt mir, aber bei allem Respekt glaube ich kaum, dass das ästhetische Wohlgefallen, das man durch kontemplatives Eintauchen in ein schönes Gemälde empfindet, wenn man ihm nur genügend Zeit widmet, als Bewertungsmaßstab für den Genuss beim Hören eines primär informationsorientierten Gesprächsformats herhalten kann. Das Hören eines Podcasts ist für mich ohnehin keine primär ästhetische Erfahrung, und dementsprechend variiert der Genussgewinn auch nur sehr begrenzt mit der Menge der für die Rezeption aufgewendeten Zeit. Für mich gilt, dass wenn ich alles Gesagte mitbekomme und mit der hohen Geschwindigkeit nicht gleichzeitig das Gefühl bekomme, kognitiv abgehängt zu werden, alles für mich in Ordnung ist und der Podcast-Konsum genau seinen Zweck erfüllt hat.

Aber wie gesagt, bitte jeder so, wie er mag.

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Ich höre auch sehr viele Podcasts, viele seit Jahren, meistens täglich - mit einer Grundeinstellung für x-fache Geschwindigkeit konnte ich mich jedoch nie anfreunden bisher, da mir da zu viel verloren geht, was nicht ausschließlich Information, sondern eben Stimmung und Gespräch ist. Kommt aber natürlich sehr darauf an, was ihr hört.

Was ich jedoch nutze über den Podcatcher meiner Wahl (https://overcast.fm/) ist das Thema „Smart Speed“. Die App erhöht adaptiv die Geschwindigkeit, um Pausen / Leere zu überbrücken, sodass man am Ende ein gleichmäßiges Gesprächstempo hat. Geniales Feature, ebenso wie Voice Boost, wenn die Aufnahmequalität nicht gleichmäßig bei allen Beteiligten ist.

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Ich habe das auch mal ausprobiert. Man hat ja mittlerweile so einige Podcasts und man kommt nicht immer dazu. Bin oft im Auto unterwegs und höre dort gern. @Alex hat recht, dass man durchaus alles aufnehmen kann an Infos und damit natürlich viel Zeit spart.
Für mich habe ich gemerkt, dass mir das nicht taugt. Ich finde einfach die Stimmen ganz schlimm. Das kann ich mir auf Dauer nicht geben. Zumal doch Sachen verloren gehen. Wenn Micky Beisenherz auf MML wieder den Uli parodiert zum Beispiel. Oder die sehr angenehme Stimme und Moderation von @GNetzer beim Rasenfunk. Und noch so einiges.

Da verzichte ich dann mal lieber auf eine Folge und höre mir das dann eben in normaler Geschwindgkeit an. Wie @ChrisCullen schon bemerkte: vielleicht bin ich dafür dann auch zu alt… :wink:

Aber wie schon bemerkt: jeder so wie er es am liebsten mag. Gibt da kein richtig oder falsch.

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Interessantes Thema, Alex! Ich höre meine Podcasts auf 1,8 und schaue Youtube-Videos auf 1,75-facher Geschwindigkeit. Negativ daran ist natürlich, dass es wohl mit verkürzter Aufmerksamskeitsspanne zusammenhängt, wenn man in möglichst kurzer Zeit das Maximum an Informationen aufnehmen möchte… Allerdings bin ich die auch die schnellen Stimmen jetzt gewöhnt und bei einem zurückstellen auf 1x würden diese alle zu Kahn-Parodien werden und mir dadurch den Spaß am hören rauben. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch schon auf Netflix die Geschwindigkeit auf 1,25x erhöht hatte bei 2 Serien, wo mir jeweils nur noch 2-3 Folgen gefehlt haben um sie abzuschließen, aber die Handlung mich nicht mehr ganz so gepackt haben.

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Spanned. Auf die Idee bin ich noch garnicht gekommen, vielleicht sind ja Podcasts doch was für mich. Ich sehe auf meiner Spotify app kein obvious speed button, bin ich Bild oder gibt es den?

Neben dem 15 sec zurückspul-Button steht bei mir 1,8x geschrieben, bei dir sicherlich standardmäßig 1x

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Lieber @faenger, Du bist jetzt ja schon der Zweite oder Dritte, der in dieser Diskussion das Phänomen der hochgepitchten Stimmen bei beschleunigter Wiedergabe anmerkt.

Ich habe keinen umfassenden Überblick über alle einschlägigen Podcast-Apps, aber bei meinen Apps jedenfalls habe ich dieses Problem nicht*. Die Zeiten der Helium-artigen Stimmen, wie manche sie vielleicht noch aus den Zeiten der Kassettenrekorder kennen, wenn man beim Abspielen gleichzeitig vorsichtig auf den „fast forward“-Knopf gedrückt hat, sind vorbei. Die heutigen Beschleunigungsalgorithmen behalten die Tonhöhe bei.

Mein gnetzer jedenfalls hört sich auf 2,2x genauso an wie im real life, nur eben schneller. :wink:

*Podcast Addict für Podcasts und MX- und VLC-Player für Videos.

P.S. Für alle, die es wie @BayernExpat einfach mal ausprobieren möchten: es ist meiner Erfahrung nach wirklich eine Frage der Gewohnheit. Im Zweifelsfall mit 1,5x einsteigen, einen Tag hören, dann auf 1,8x erhöhen und schließlich bei 2x (oder auch darüber) landen. Ich möchte wetten, das wird für die meisten hier prima funktionieren.

Ich höre in der Regel über Spotify. Heliumartig sind die Stimmen jetzt nicht, aber natürlich wirken die auch nicht auf mich.

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siehe hier:

und dann hier:

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Ich höre Podcast eher aus Langeweile…
Zum einschlafen…
Beim Auto fahren…

Da wäre es eher kontraproduktiv wenn ein 60 Minuten Podcast nur noch 30 Minuten geht

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