Das Hauptproblem in dieser Saison hatte keiner auf der Rechnung - Bayer Leverkusen.
Wann hat denn in den letzten 12 Jahren eine Mannschaft außer dem FCB so eine Saison gespielt? Wer hat denn noch letztes Jahr im Frühjahr mit so etwas gerechnet?
Ja man war auch schon mal hinter dem Erzfeind - aber doch nicht so!
Welcher Verein hat denn so eine Serie hingelegt außer Pep in seiner besten Zeit.
Vor einem Jahr war man ohne Kane am 30. Spieltag Tabellenführer mit 18 Siegen und 62 Punkten. Und jetzt hat man trotz aller „Pleiten“ 21 Siege und 66 Punkte.
Aber da ist eben Bayer - ungeschlagen, 80 Punkte, Meister noch im Pokal.
Ohne Bayers phantastische Serie, die keiner auf der Rechnung hatte, wäre keiner auf die Idee gekommen, Tuchel zu kündigen - warum auch.
Aber das ist zum einen das Anspruchsdenken und zum andern die geschenkte Meisterschaft der letzten Saison.
Man könnte auch bösartig sagen, letzte Saison hatte von den ersten beiden eigentlich keiner die Meisterschaft verdient. Und dem FCB hat sie am meisten geschadet - nach dem Motto: geht doch, alles in Ordnung.
Nach Guardiola wurde immer der Trainer gefeuert, bei dem die Meisterschaft nach Auffassung der Vereinsführung in Gefahr schien.
Bei Ancelotti, bei Kovac, bei Nagelsmann, bei Tuchel.
Offensichtlich ist die Angst, den seit mittlerweile 12 Jahren besetzten Platz des Branchenprimus - wenn auch nur vorübergehend- zu räumen, größer als die Einsicht, notwendige Veränderungen planvoll anzugehen - zumindest bei bestimmten Herrschaften.
Man entlässt Tuchel, räumt im Nachinein ein, dass er mit seinen Analysen völlig richtig lag, bestellt einen neuen SV, der einen neuen Trainer finden soll.
Dass das Alonso nicht wird, war eigentlich in Kenntnis der Person von vorne herein klar. Und dann begann das Trauerspiel.
Nagelsmanns Verlängerung hat Eberl schon am 6.4. vorhergesagt.
Und dann wird plötzlich Rangnick der Topkandidat.
Ein Hoeneß sagt im Interview beim BR: Die Trainersuche ist Aufgabe von Eberl und Freund, aus dem operativen Geschäft halten wir uns raus.
Und heute morgen muss man bei diversen Medien lesen :
„Eberl hingegen - der nach zehn Monaten Leipzig mit Beigeschmack verlassen hatte und nach Xabi Alonso mit Nagelsmann und Roberto de Zerbi zwei andere Optionen im Sinn hatte - macht jetzt, nach knapp zwei Monaten beim FCB im Amt, erste Erfahrungen mit den beim FC Bayern greifenden Mechanismen und muss sich bei seiner ersten großen Aufgabe ein wenig der Mehrheit im Klub unterordnen.“
Der SV muss sich also unterordnen - Hoeneß hatte da was anderes gesagt.
Und wenn das dann wieder alles nicht hinhaut, wird der SV als Verantwortlicher gefeuert.
Es geht nicht um Plan, Konzept, System - sondern darum, die eigene Vorstellung durchzusetzen.