Ich fand ihn kohärent und Du hast den einen, zentralen Punkt, den Du machen wolltest, in meinen Augen nachvollziehbar argumentiert.
In Deiner Antwort movest Du jetzt aber die goalposts. Im Podcast stieß Dir noch die (systematische) Verzerrung durch den „Garbage Time“-Effekt auf, in Deiner Antwort jetzt konterkarierst Du Deine eigene Aussage, indem Du jetzt erklärst, der Mittelwert sei bis auf extreme Ausreißer-Fälle modellbedingt stabil. Was Dir hingegen jetzt nicht mehr schmeckt, ist die systematische Über- und Unterschätzung der wahren Punkte beider Mannschaften bezogen auf ein Spiel.
Deine neue Argumentation ist ja sachlich nicht falsch, Deine modellmathematische Erklärung ist korrekt, aber auch, sagen wir, langweilig in einem informativen Sinne. Sie erzählt nichts Überraschendes. Die kumulierten xP beider Mannschaften in einem Spiel bleiben mathematisch zwingend immer unter drei und über zwei Punkten, ja, und xP auf ein Spiel bezogen überschätzt immer die wahren Punkte des Verlierers und unterschätzt die des Gewinners. Aber xP auf nur ein Spiel zu beziehen, ist doch auch wenig sinnvoll.
Die eigentliche Erkenntnis/Frage ist doch die, dass wenn sich xP in einer Liga im Mittel über eine Saison, d. h. über 30+ Spiele und 18/20 Mannschaften, die wahren Punkte den xP fast gänzlich angleichen (hohe empirische Evidenz) und wenn es dann dennoch Teams gibt, die ihre xP im zweistelligen Bereich (+/- >10) unter- oder überperformen, was sagt das dann über diese Teams aus? Was können wir über diese Teams lernen?
Gerade weil sich xP im Mittel so schön ausgleichen, wie du ja auch selbst methodisch fundiert ausführst, ist doch eine langanhaltende und signifikante Abweichung einer Mannschaft so spannend, oder nicht?
Schön, dass Du Dir die Zeit nimmst, hier an der Diskussion teilzunehmen. Danke.
@Georg: Dann noch kurz ein paar Takte zum DFL-Deal, wie angedrohtkündigt:
Ich fand Deine Analyse im Podcast sehr gut, stimme Dir in vielem zu, sehe insbesondere die Segnungen, die der Fortschritt dem Fußball gebracht hat, exakt genauso wie Du. Moderner Fußball, ja bitte.
Nur bei der Frage des „Dammbruchs“ im Bezug auf die Finanzierung bin ich nicht Deiner Meinung.
I. Eigenfinanzierung ist im modernen Fußball, auch im traditionsbewussten, durchaus nichts Ungewöhnliches. Die DFL ist ein Dammbruch? Nimm nur das Beispiel BVB, Aktionäre sind unter anderem die „Investoren“:
- Evonik Industries AG: 8,19 %
- Signal Iduna: 5,98 %
- Puma SE: 5,32 %
- Ralph Dommermuth Beteiligungen GmbH: 5,03 %
Oder nimm das Beispiel FC Bayern, Aktionäre unter anderem die „Investoren“:
- Audi: 8, 33 %
- Allianz: 8,33 %
- Adidas: 8,33 %
Oder nimm RB Leipzig, VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen…
Ich sage, Eigenfinanzierung mit Hilfe von „Investoren“ ist im modernen Fußball in Deutschland bereits seit langem gang und gäbe und dass die DFL sich dieser Methode nun auch bedient, ist nur ein weiterer Fall dessen, aber kein Dammbruch.
II) Selbst wenn die DFL die erste betriebswirtschaftliche Entität im deutschen Profifußball wäre, die ein geplantes Projekt über Eigenmittel von Investoren (teil-)finanziert, wäre das für mich immer noch kein Dammbruch, sondern lediglich eine von mehreren prinzipiell gleichrangigen Finanzierungsformen, deren Vorteilhaftigkeit sich lediglich nach den organisatorischen, juristischen und kapitalmarktlichen Rahmenbedingungen entscheidet.
Die DFL verkauft hier ja nicht gewissermaßen als Teil eines faustischen Deals auf ewig ihre Seele an eine gesichtslose Finanzheuschrecke, deren Sinnen und Trachten sie fürderhin ohnmächtig ausgeliefert ist, sondern sie rechnet sich hiermit unter den gegebenen Kapitalmarktbedingungen einen finanziellen vorteilhaften Weg der Finanzierung eines Großprojekts aus. Ich sehe diese Sache wesentlich leidenschaftsloser als Du als entweder schlechte oder gute, aber auf jeden Fall in erster Linie Finanzierungsentscheidung, und nicht als mehr als das.
Deine Kritik am Mangel an Ambitioniertheit, Größe, Radikalität und visionärem Gehalt des ganzen Projekts bereits im Ansatz ist hiervon unbeschadet. Die teile ich.