Weil das hier jetzt schon öfters zur Sprache kam, mal meine „unpopular opinion“ zu dem Thema. Ich glaube Sane wird beim Aspekt spielerische Fähigkeiten/Technik überschätzt und gleichzeitig unterschätzt, was seine Einstellung/Mentalität angeht. Es wundert mich, dass hier im Forum bei schlechten Leistungen von Sane fast immer sein Wille auch mit nach hinten mitzuarbeiten und so Bälle zu erobern, gelobt wird, aber dann anscheinend trotzdem die einhellige Meinung herrscht, Sane müsste „nur“ an seiner Einstellung arbeiten um konstant weltklasse Leistungen abrufen zu können.
Wenn es ein Attribut gibt, bei dem ich Sane im Vergleich zu seiner Zeit bei City Fortschritte attestieren würde, dann wäre es genau dieses: Die Arbeit gegen den Ball. Das spricht mMn deutlich dafür, dass Sane gewillt ist an sich zu arbeiten und seine schwachen Leistungen nicht einfach nur mit „ihm fehlt die richtige Einstellung“ erklärbar sind. Gegen Ende der Rückrunde war er dann in einem solchen Leistungsloch, dass zugegeben auch die Einstellung nicht immer einwandfrei war, aber das steht mMn eben gerade NICHT stellvertretend für seine bisherigen Auftritte im Bayern Trikot.
Gleichzeitig lassen die Scorerwerte von Sane ihn mMn besser wirken, als er auf dem Platz tatsächlich performt. Scorerwerte sind sicherlich ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung von Offensivspielern, täuschen aber in manchen Fällen über das wahre Leistungsvermögen eines Spielers hinweg. Der Bayern-Kader hat sogar mehrere Spieler auf die dieses „Phänomen“ zutrifft.
Einerseits Coman, dessen Scorerwerte nicht den höchsten Ansprüchen genügen, der aber in fast jedem anderem Bereich zur weltklasse gehört. Dann Müller, bei dem früher nach 2-3 Spielen hintereinander ohne Torbeteiligung sofort die Stimmen laut wurden, die ihn deutlich in Frage stellten. Mittlerweile hat sich das gelegt, weil allseits bekannt ist, dass Müller auch ohne direkte Torbeteiligung unglaublichen Einfluss als Führungsspieler und Organisator aufs Bayern Spiel ausübt.
Stellt man dem Sane gegenüber, fällt das Urteil relativ ernüchternd aus. Sane braucht mMn die Scorerwerte aus der vergangenen Hinrunde um seinen Platz im Bayern Team zu „verdienen“, weil er anders als Coman oder Müller abseits davon zu wenig zum Spiel beiträgt, was seine negativen Attribute ausmerzt. Sane funktioniert auf Topniveau eigentlich nur im linken Halbraum, da ihm als klassischer Flügelspieler die Fähigkeiten im Dribbling abgehen und er mit dem begrenzten Raum an der Seitenlinie Probleme hat. D.h. er sorgt schon mal für eine enorme taktische Eingrenzung. Zusätzlich sind seine technischen Fertigkeiten - insbesondere die Ballannahme - schlicht nicht gut genug, weswegen er für deutlich zu viele Ballverluste verantwortlich ist. Seine Entscheidungsfindung lässt zu wünschen übrig und sein Durchsetzungsvermögen, wenn er gepresst wird genauso. Das sorgt dafür, dass er von den gegnerischen Mannschaften gezielt unter Druck gesetzt wird, weil sie sich dadurch Ballgewinne erhoffen.
Klingt jetzt alles sehr negativ, aber der Maßstab muss eben das sein, was sich der Verein von ihm erhofft hat: Der neue Superstar in der Offensive. Deswegen war der Verein bereit, derart in die Tasche zu greifen (Gehalt und Transfersumme) und ihm selbst nach seiner schweren Verletzung den roten Teppich auszurollen (Rückennummer 10 und sehr viel Geduld und keinerlei öffenltiche Kritik im ersten Jahr). Sane kann immer noch ein guter Spieler für Bayern werden, aber die Jubelarien, die es in der Hinrunde zur Genüge gab, fand ich damals wie heute übertrieben. Da war von weltklasse die Rede, die ich bei Sane bisher und auch in Zukunft nicht sehe. Vielleicht bin ich bei ihm jedoch einfach nur überkritisch…