Gegenpressing - die Debatte: Sollen die Bayern ihre U23 abmelden?

Also ich meinte das folgendermaßen: Nur die Zweitteams der Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga werden herausgenommen. An der bisherigen Struktur von Amateur- bis Profiligen mit Auf- und Abstieg würde sich gar nichts ändern. Lediglich gäbe es zusätzlich die 1. und 2. Liga der Zweitteams.
Hier müsste man entscheiden, ob die sich dann exakt nur aus der Zugehörigkeit der Teams der 1. und 2. BL ergibt - also solange die Erstteams dort vertreten sind, spielt auch das Zweitteam in der entsprechenden Zweitteam Liga (ZTL). Oder man nimmt alle Zweitteams der Erstklubs meinetwegen von 1. BL bis Regionallliga aus ihren Ligen raus und baut zusätzlich zum bestehenden System 3 oder 4 Ligen für Zweitteams, in denen sie unabhängig von den Erstteams auf- und absteigen können.

Die Kooperation mit Ulm ist sicher sinnvoll. Dahin bestehen schon seit der Zeit der Hoeneß-Brüder und ihrer Geschichte notorisch gute Kontakte.
Man sollte allerdings nichr vergessen, dass das mit Ulm schon der zweite Anlauf ist. Der erste ist dann irgendwann einfach eingeschlafen.

Meine 50 Cent:
Mein Herz sagt ganz klar „Ja“ zum Fortbestand der Amateure.

Mein Kopf dagegen ist da eher skeptisch. Als Sprungbrett zu den Profis sind sie quasi zu vernachlässigen. Ob das finanziell sinnvoll ist (Transfererlöse, Local Player Berechnungen…) kann ich nicht beurteilen.

Was hier aber auch noch gar nicht angesprochen wurde, ist die Wettbewerbsverzerrung durch solche Zweitverwertungen. Die Amas hatten in der dritten Liga mit Fiete Arp einen Spieler auf der Bank, der gerüchteweise 5 Mio im Jahr verdiente… Unvorstellbar, dass Dresden oder Rostock das zahlen könnten. Dann kommt dazu, dass die Amateure gegen Team A in Bestbesetzung auflaufen, aber gegen Team B Leute zu den Profis abstellen und mit einem schwächeren Team antreten.

Wenn ich auf die aktuellen Aufsteiger in die 3. Liga schau, kann ich mir einfach auch gar nicht vorstellen, dass man sich in Saarbrücken oder Dresden freut, weil Dortmund II kommt, und RW Essen es nicht geschafft hat.

Eine eigene Liga für Zweitverwertungen? Ich glaube schon, dass es für so einen 18jährigen was bringt, auch mal vor richtig viel Publikum gegen „gestandene“ Spieler anzutreten. Das hat man halt gegen Rostock, aber nicht gegen Freiburg II.

Bleibt einfach eine schwierige Frage… Habe aber dennoch natürlich ein Ticket für Freitag gekauft. :wink:

Ich habe gerade mal nachgeschaut: Wenn ich mich nicht verzählt habe, dann sind in den Regionalligen und der 3. Liga derzeit 18 Zweitteams vertreten. Wenn man diese also alle rausnähme (s.o.), dann würde man sich schon mal eine Liga sparen. So könnte man vielleicht auch dieses Dilemma der Regionalliga Meister, die nicht aufsteigen, lösen/verhindern.

Der genannte Punkt der Wettbewerbs Verzerrung würde so auch entfallen.

Und sicherlich wäre es aus Bayern Sicht besser, vor der Fan Kulisse gegen Rostock etc. zu spielen, als gegen Hoffenheim II, aber seien wir doch mal ehrlich: Objektiv betrachtet wäre für die anderen Teams besser ohne die Zweitteams als Gegner - finanziell, für die Fans und sportlich (in der Reihenfolge)…

Bin da auch Zwiegespalten und kann da einige Argumente beider Seiten nachvollziehen.

In England haben sie eine U23 Profiliga eingeführt in der quasi die Nachwuchsspieler der EPL Clubs eine Meisterschaft und einen Ligapokal ausspielen( und wo auch manchmal Spieler der A Kader nach Verletzungen oder Aussortieren zum Einsatz kommen). Die U19 spielt fast ausschließlich international die UEFA youth champions league (analog der Senioren) und den UEFA Champions Cup an dem nur die vorhergehenden u18 Landesmeister der uefa teilnehmen. Die reinen Academy Spieler der U18 spielen einen eigene Meisterschaft und den FA youth cup aus.
Die Kader sind nach oben und unten durchlässig. Chelsea und ManCity haben hier seit Jahren dominiert obwohl man darüberhinaus viele Spieler bei deren Farm Teams „parkt“.

Vielleicht ist dieser Ansatz, der selbst it Jahren enorm viele Talente hervorbringt, besser um den Übergang zu den Profis zu gewährleisten.
Hier mal zB von der Chelsea Website die Struktur, wenn man die Spieler durchblickt bekommt man ein Gefühl dafür wieviele Spieler aus anderen Clubs dazu gekauft worden sind

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Die Diskussion ging jetzt ja den letzten Posts ein wenig in die Richtung: Eigene Liga für die U23s, ja oder nein?

Der für mich entscheidende Punkt bei der Bewertung dieser Frage, die ich mir auch in Anbetracht des ausgeklügelten englischen Systems stelle, wo es auf U23-Ebene eine „Premier League 2“ für die besten Nachwuchsakademien und eine darunter liegende „Professionell Development League“ für die Tier-2 Akademien gibt, ist für mich, wie sehr den Jugendspielern an der Schwelle zum Profitum dieser echte „Männerwettbewerb“ mit Auf- und Abstieg in einer „echten“ Herren-Liga gegen 30- und 33-jährige, mit allen Wassern gewaschene Abwehrspieler, wie es ihn in Deutschland momentan gibt, wirklich fehlt, bzw. wie sehr sie ihn wirklich brauchen, um die letzten Schritte geistiger und körperlicher Reifung in Richtung Profitum zu gehen.

Denn braucht es dieses Eintauchen in einen „realen“ Fußball nicht, dann könnte man mit Fug und Recht sämtliche U23-Mannschaften aus der 3. Liga und den Regionalligen usw. herausnehmen und in eine eigene Nachwuchsliga packen (eben wie in England) und sie sich dort ohne Entwicklungsnachteile für die Spieler untereinander bespielen lassen.

Es gibt so viele Beispiele für Nachwuchsspieler, die den Sprung direkt aus der Jugend (U19) in den Profibereich geschafft haben ohne den weiteren Zwischenschritt U23, und es gibt noch viel mehr Beispiele für Spieler, die es trotz Zwischenschritt U23 nie (dauerhaft) in den Profibereich geschafft haben und Zeit ihrer Karriere ein Dasein als Regionalliga- oder Oberliga-Spieler fristen oder gleich ganz aus dem organisierten Fußball ausgeschieden sind und sich umorientiert haben.

Ich bin kein Psychologe und ich bin auch kein Sportwissenschaftler, daher traue ich mir kein endgültiges Urteil zu, aber das Nachwuchsspieler-Problem, das wir im deutschen Nachwuchs ganz offensichtlich wohl in den nächsten Jahren bekommen werden (Oliver Bierhoffs Aussagen dazu diese Woche sind ja nur das neueste Beispiel einer ganzen Reihe von Klagen in diese Richtung) legen mir nahe, dass die Frage, ob ein Nachwuchsspieler das athletische, technische, taktische und geistige Rüstzeug dafür hat bzw. entwickelt, es am Ende seines Weges in den hochklassigen Profifußball zu schaffen, schon viel früher entschieden wird als erst in der U23.

Dies gepaart mit den empirischen Belegen aus England lässt mich zumindest stark ins Grübeln kommen, wie notwendig und sinnvoll die U23s in ihrer jetzigen Form, eingebettet in den regulären DFB-Amateurfußball der Herren, als Ort für den ultimativen Entwicklungsschritt junger Spieler wirklich sind.

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Ja genauso ergeht es mit wenn man darüber nachdenkt. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, das viele wohl schon früh anfangen, gezieltes Kraft und Widerstandstraining zu machen.

Habe versucht das französische Nachwuchssystem zu verstehen, aber da scheint es weder das eine noch das andere zu geben. Dort wird wohl gezielt auf Lehrgänge in Fontainebleau gesetzt.