Solange die Umsätze im Fußball weiter steigen, werden auch die Einkommen der Spieler weiter steigen, und sei es nur aus dem banalen, aber zwingenden Grund, dass Fußballvereine nicht viele andere Möglichkeiten haben, mit ihren ganzen Einnahmen etwas Sinnvolles anzufangen. Normale Unternehmen können höhere Einnahmen nutzen, um in die Entwicklung neuer Produkte zu investieren, in andere Branchen zu diversifizieren, mehr Mitarbeiter einzustellen und Maschinen anzuschaffen, um die Produktion zu steigern, und so weiter. Normale Firmen können wachsen, Fußballvereine nicht. Diversifikation ist nicht möglich, Produktionsausweitung auch nicht, und man kann pro Zeiteinheit auch nur so und so viele neue Stadien und Vereinsheime bauen. Am Ende landen die höheren Einnahmen damit fast zwangsläufig bei den Spielern, die die einzige natürliche Absorptionsmöglichkeit für all das viele Geld sind, das die Fußballvereine in immer größeren Mengen verdienen, und da die Zahl der Spieler pro Verein begrenzt ist (max. 25 - 30), kommt man nach Jahrzehnten stetig steigender Einnahmen eben auf diese ziemlich absurden Ausgaben pro Spieler (Gehälter und Transfers), die wir heute sehen.
Das gilt natürlich auch für den FC Bayern und die Spieler des FC Bayern. Weder kann man einem Spieler wie Jamal Musiala vorwerfen, dass er versucht, seine Marktmacht gehaltstechnisch bestmöglich auszunutzen und die im Fußball systemimmanent für Spieler sehr generösen finanziellen Spielräume für sich auszuschöpfen, noch kann man dem FC Bayern vorwerfen, dass er versucht, seine sportlichen Interessen bestmöglich zu verteidigen, wenn er es sich finanziell leisten kann.
Das Ausgabenproblem des FC Bayern, über das im vergangenen Sommer so intensiv diskutiert wurde (und das natürlich nach wie vor besteht), besteht nicht in der Zahlung von Spitzengehältern an Stars wie Kane oder Musiala, sondern darin, dass der FC Bayern seit mehr als zehn Jahren eine jährliche Wachstumsrate der Gehälter in der Gruppe der Top-10-Verdiener zugelassen hat, die so viel höher ist als die Wachstumsrate des Umsatzes über denselben Zeitraum, dass der Verein bei unveränderter Fortsetzung dieses Trends in etwa zwei bis drei Jahrzehnten seinen gesamten Umsatz für die Gehälter seiner zehn teuersten Spieler ausgeben müsste – klarerweise not sustainable.
Die nachhaltige Antwort darauf ist nun aber nicht die, bei den Gehältern der obersten zwei oder drei Topverdiener anzusetzen (Musiala, Kane, Mr. X in 2025) oder bestehenden Spielern wie Kimmich das Gehalt zu kürzen (nicht erhöhen reicht wegen der Umsatzsteigerungen schon, damit es relativ sinkt), sondern auf den Plätzen 4 bis 12 der Einkommenshierarchie, etwa bei Spielern wie Goretzka, Coman, Gnabry, Sané, Mané, Hernández, Costa, de Ligt etc. die Gehälter zukünftig im Schnitt deutlich geringer zu gestalten, mindestens aber so, dass sie maximal so schnell wachsen wie der Umsatz, und nicht – wie heute – signifikant schneller.