Veröffentlicht unter: FC Bayern: Mehr Überzeugung, bitte! – ein Kommentar
Der FC Bayern München steht vor einer kniffligen Saisonphase, an der alles hängt. Gerade jetzt braucht es wieder mehr Überzeugung von sich selbst. Ein Kommentar Als Thomas Müller nach dem 4:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt vor einigen Wochen in der Mixed Zone über seine Sicht auf das Spiel sprach, gab er einige interessante Einblicke. „Das muss man schon feststellen, dass in den letzten Wochen oder grundsätzlich, dass manchmal so ein bisschen dieses Selbstvertrauen fehlt bei dem einen oder anderen“, sagte der Angreifer. WICHTIGE INFORMATION: KONTOUMSTELLUNG BEI MIASANROT – BITTE DAUERAUFTRÄGE ANPASSEN Dabei gebe es ja gute Gründe dafür, dass man beim FC…
Ein wunderbarer Mutmach-Artikel von @justin, der so richtich mein Gefühl und meine Sichtweise ausdrückt:
„Also: Fuß zurück aufs Gaspedal. Die unbekümmerte und manchmal auch etwas riskante Herangehensweise des Saisonbeginns mag hier und da für kritische Stimmen gesorgt haben. Aber für diesen FC Bayern gibt es jetzt nur noch ein Credo für den einen oder anderen Titel: Angriff ist die beste Verteidigung.“
Unter anderem werden Fußballspiele auch im Kopp gewonnen (was natürlich nix nützt, wenn die Beine zu schwer geworden sind…):
So wie am Mittwoch gegen Inter - da hab’s meiner Meinung nach einen leichten Pillenknick nach Kanes Pfosten und einen etwas heftigeren nach dem 0:1 (das schon ein bisschen aus heiterem Himmel fiel).
Bis dahin gefielen mir Pressing und Offensivspiel ganz überwiegend.
Dann wurde es plötzlich zurückhaltender und weniger selbstsicher in Bayerns Zentrale; prompt traute sich Mailands Mittelfeld etwas mehr.
Das sollte mMn ins Blickfeld: Nicht locker lassen mit aggressivem Pressing, bei Ballverlust sofort drauf mit zwei drei Mann.
Und da sind unsere Erfahrenen gefragt: von Kimmich und Goretzka erhoffe ich mir da ein Pushing à la Effe oder Loddar. Auch der spätere Lahm, sogar Schweini konnten das auf den Punkt. Das braucht’s, wenn’s um die Wurst geht. Wer das auch ganz gut kann … Radio Müller!
Endlich mal ohne Einschränkungen: Die Mannschaft hat mMn weiterhin das Potential für die großen Kicks - wenn sie wieder an sich glaubt. Und das findet vor allem im Kopp statt: Raus aus der Opferschleife (all die Verletzungen, Dauerpech, dazu auch noch kein Glück, Schiedsrichter, warum immer wir) zurück zum Hinrunden-Narrativ „wir spielen euch übern Haufen, undzwar so, dass ihr‘s gar nicht mitkriegt“.
Noch mal O-Ton @justin :
„Die Bayern spielen nach wie vor einen Fußball, den ihnen im vergangenen Sommer kaum jemand zugetraut hatte. Es ist Zeit, an sich zu glauben.“
Und vielleicht auch Zeit, dass wir hier inner Kurve wieder dran glauben.
Volle Zustimmung, der richtige Kommentar zur richtigen Zeit!
Wobei mir der Glaube in der Kurve deutlich weniger wichtig ist als das Selbstverständnis in der Mannschaft.
Und noch eins möchte ich in in den Mittelpunkt rücken: wir haben da einen jungen Ersatztorhüter namens Jonas Urbig - der strahlt für mich genau den richtigen Spirit aus, fast noch mehr als das Original. Ich glaube inzwischen mehr und mehr dran, dass er tatsächlich der ersehnte Neuer-Nachfolger werden kann. (hat jemand ein Stück Holz zum Draufklopfen da ?? )
Ich habe den Ansatz so wahrgenommen, dass wir mit bis zu 7 Mann aggressiv pressen, d.h. alle Stürmer, Mittelfeldspieler und auch ein Verteidiger der druckvoll aus der Kette rückt. Werden diese 7 Mann überspielt, lässt sich die 3-Mann-Restverteidigung fallen, verteidigt und verschafft dem Rest Zeit, um hinter den Ball zu kommen. Zumindest habe ich das in Teilen der Partie so wahrgenommen, zugegebenermaßen hatte ich ziemlich häufig auch eine Flagge vorm Gesicht…
Sofern die Analyse richtig war, fände ich die Herangehensweise auch für das Rückspiel durchaus sinnvoll. Irgendwann wird es einfach sehr riskant weiterhin auf die Balleroberung zu gehen, das fällt einem dann - insbesondere uneingespielt - gerne auf die Füße.
Rein bezogen auf die Frage, wie hoch, wie mannorientiert und wie agressiv man verteidigen soll, würde ich hinsichtlich dem BVB und dem Inter Spiel differenzieren. Gegen den BVB v.a. ohne Schlotterbeck gerne volle Kapelle mannorientiert über das ganze Feld pressen, bis das Spiel entschieden ist. Ohne Schlotte und auch mit dem fußballerisch schwachen Kobel sehe ich nicht, wie die sich da gefährlich draus befreien sollen. Da also volle Zustimmung
Im Bezug auf das Inter Spiel sehe ich es ein Stück weit anders. Für mich hat das Hinspiel da genau die Stärken, aber auch die Gefahr der von dir geforderten Spielweise gezeigt.
Die Anfangsphase hat man mit dieser Spielweise dominiert und auch durch einen hohen Ballgewinn in der 15. Minute eine gute Schusschance für Olise provoziert. In der Folgezeit ist es Inter aber immer besser gelungen das mannorientierte Pressing auseinanderzuziehen, zu überspielen und dadurch in gefährliche Situationen zu kommen. Letztlich resultieren beide Gegentore aus überspieltem mannorientierten Angriffspressing. Ebenso die Chance von Augusto in der 30. Min. sowie die Situation in der Kim in letzter Sekunde gegen Thuram klären kann, nachdem Barella mit einem Pass die ganze Mannschaft überspielt hat.
Aus meiner Sicht liegt das an zwei Faktoren:
Erstens: der Klasse von Inter. Nicolo Barella hat ein so tolles Spiel gemacht. Der versteht es wirklich wie kaum ein anderer sich in den richtigen Momenten auf außen fallen zu lassen, dadurch einen gegnerischen 6er mit sich zu ziehen und dadurch die Mitte zu öffnen, gleichzeitig dann doch wieder selber gefährlich in der Aktion an den Ball zu kommen und dann überragende linienbrechende Pässe zu spielen. Einfach wow. Dazu hat Inter mit Bastoni, Sommer und Pavard auch Spieler, die technisch sehr sauber die Bälle in die letzte Linie spielen können, wo mit Thuram ein guter Abnahmespieler wartet. Bastonis Stärke im Andribbeln nicht zu vergessen.
Zweitens ist die Mannschaft einfach nicht mehr so frisch wie zu Saisonbeginn. Die Intensität, mit der die Spielweise in den ersten Saisonwochen durchgezogen wurde, war schon damals absurd und kann auf individualtaktischer Ebene aktuell augenscheinlich angesichts der Verletztensituation und der Belastung nicht mehr über ganze Spiele durchgezogen werden. Im Hinspiel empfand ich da ein Nachlassen nach den ersten 20-25 Minuten. Danach hat man in den Situationen, in denen man hoch und mannorientiert gepresst hat, ein wenig nachgelassen, wodurch sich Inter da immer wieder gefährlich befreien konnte. Mannorientiertes Pressing wird halt wirklich harakiri, wenn die Intensität aller nicht bei 100% ist. Bestes Beispiel das 1:2, wo zuerst Goretzka nicht nah genug an Barella ist, dann halbgar draufschiebt, ihn nach dem Doppelpass nicht mehr halten kann und die restliche Fehlerkette ist bekannt. Gegen diese individuelle Klasse Inters sind die 5 Meter, die Goretzka vor dem Pass zu weit von Barella wegsteht, aber halt tödlich. Ich sehe aktuell einfach nicht, dass man die notwendige Intensität über weite Strecken des Spieles bringen kann.
Mein Fazit ist daher für das Spiel gegen Inter, dass ich immer wieder Phasen davon sehen will: gerne wieder die ersten 15 Minuten, dann nochmal 10 Minuten vor der Halbzeit usw. Man liegt auch nur mit einem Tor hinten, da muss man nicht von Anfang an volles Risiko gehen. Dazwischen habe ich auch keine Schmerzen Phasen der tiefen Blockverteidigung zu sehen. Ich habe zur Saisonmitte mehr Stabilität im tiefen Block gefordert und seither auch bekommen.
"Aber gleichzeitig wirkt es oft so, als kämen die Bayern nur schwer wieder aus ihrer Defensivhaltung heraus, wenn sie vom Gegner mal überspielt werden und sich zurückziehen müssen. "
Justin hat zwar recht, dass Inter das dann auch recht gefällig gespielt hat, denn auch im Ballbesitzspiel ist Inter sehr gut, bis auf die Halbchance von Lautaro kurz nach der Hz hat sich Inter aus den Phasen auch quasi gar keine Chancen erspielt.
Eine zusätzliche kleine Beobachtung aus dem Hinspiel noch: Sollte Darmian auch im Rückspiel als rechter Wingback spielen, würde ich mir zudem wünschen, dass das Pressing öfter auf die linke Seite Inters lenkt, damit man Darmian dann ballfern freilassen kann, sodass man mannorientiert + einen Joker spielen kann. Anders als Augusto oder DiMarco hat Darmian wirklich nicht mehr das Tempo eine offene linke bayrische Abwehrseite zu attackieren und er hat auf mich jetzt auch keinen großen Offensivdrang ausgestrahlt. Hier scheint Inter die Wucht und Dynamik eines Dumfries zu fehlen.
Natürlich fehlt mit Schlotterbeck der beste Aufbauspieler hinten. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass der BVB auch deswegen kein Risiko eingeht und man viele Bälle einfach nach vorne haut, um Bayern keine hohen Ballgewinne zu ermöglichen. Das dürfte dazu führen, dass Bayern viel in Ballbesitz sein wird, weil zu erwarten ist, dass ein Großteil dieser langen Bälle gar nicht ankommt.
Allerdings hat der BVB das wahrscheinlich gar nicht vor. Ihnen würden bestimmt 2-3 Situationen auf die gesamte Spieldauer reichen, in denen folgendes Konzept funktioniert:
Langer Ball auf Guirassy, der das Kopfballduell gewinnt (selbst gegen gute Kopfballspieler wie Dier oder Kim möglich) und den Ball per Kopf direkt auf den Flügel bringt oder auf einen Verbindungsspieler mit Passqualitäten ablegt (z.B. Brandt), der dann den Ball auf den Flügel spielt, wo Gittens gegen Laimer bzw. Adeyemi gegen Stanisic ihre Tempovorteile nutzen und entweder direkt aufs Tor gehen oder wieder in die Mitte spielen, wo Guirassy oder ein anderer Offensivmann abschließen.
Deshalb müsste es aus Bayernsicht selbst bei hohem Pressing gelingen, dass bei den hohen Schlägen von hinten weder Kim noch Dier ins Kopfballduell mit Guirassy müssen und statt dessen entweder Goretzka oder Palinha immer in seiner Nähe stehen, damit bei einem gewonnenen Kopfballduell nicht gleich einer der beiden IV quasi schon aus dem Spiel genommen wird und hinterherlaufen muss. Ob das funktioniert, wenn extrem hoch gepresst wird?
Wenn man bis zu 7 Mann vorne draufgehen lassen will, dann entblößt man entweder die Flügel oder die 6er, die man eigentlich als Luftgegner von Guirassy bräuchte, stehen zu weit vorne dafür.
Nein, so war der Ansatz keinesfalls. Es war „einfach“ nur ein sehr mannorientierter Ansatz. Also so viele Spieler vorne, wie beim Gegner hinten sind. Ist es in Teilen ja immer noch (auch gegen Inter war das zu sehen), aber es fehlt mir persönlich die Konsequenz. Man kommt mittlerweile (auf hohem Niveau, weil Bayern immer noch gut spielt) zu oft einen Schritt zu spät.
Sich für den BVB so zu verbiegen und ihnen damit die Möglichkeit zu schenken, sich im Aufbau entfalten zu können, ist das viel, viel größere Risiko, als mannorientiert/hoch zu pressen. Das hat das Barça doch gezeigt. Als die nur ein bisschen rausgenommen haben, hat sich Dortmund plötzlich Chancen erspielt. Als sie wieder draufgedrückt haben, war’s vorbei.
Ich gehe eher davon aus, dass der BVB wieder zu dem 3-5-2 der letzten Bundesliga Spiele zurückkehrt. Mit der Grundordnung war man in der Bundesliga zuletzt erfolgreich und das 4-3-3 ist gegen Barca grandios gescheitert. Auch in dem Szenario stellen Guirassy als Ablagespieler und Adeyemi/Beier als zweiter sehr schneller Stürmer, der die Tiefe bedroht eine Gefahr dar, klar. Die Bedrohung über außen. Klassisch über die Außen erwarte ich da Ryerson und wahrscheinlich Svensson. Da sehe ich wenig Tiefenbedrohung.
In Dortmunds Aufbaulinie Kobel-Anton-Can-Bensebaini sehe ich Anton als einzigen Spieler, dem ich zutraue auch unter Druck den Ball mal gezielt so auf Guirassy zu spielen, dass daraus gefährliche Situationen entstehen können. Stellt man die Abwehr konsequent Mannbezogen zu, kommt der lange Ball zwangsläufig von Kobel. Damit kann ich definitiv leben. Klar wird es auch so zu 2-3 gefährlichen Situationen kommen, die die Abwehr dann lösen muss, aber man schafft damit eine durchgehende Dominanz. Und anders als bei Inter sehe ich nicht die individuelle Brillianz bzw. die eintrainierten Abläufe, die jede noch so kleine Nachlässigkeit im mannbezogenen Pressing sofort bestrafen können.
Lots of danger from Dortmund attack. I don’t know what the best way to contain it is.
Just hope all our players are fit and focused. Losing to Bochum has led us into the fear zone. Beating them with the first XI we had available then, would have been much more likely than beating Dortmund now.
I’m not predicting this game, I just hope the players and management realise this is more important than Inter