Wir befinden uns am Beginn der wichtigsten Saisonphase und Geschichte wiederholt sich doch:
Nach einigen mittelprächtigen und wenigen schlechten Ergebnissen wird der Kader infrage gestellt und auch am Trainer wird bereits leise Kritik geübt. Dieses Muster ist uns allen seit dem Abgang von Guardiola wohl allzu vertraut - nicht immer am 2. Februar wie im wunderbaren Film, worauf die Überschrift anspielt, wohl aber im immer gleichen Zeitraum nach dem immer gleichen Muster.
Wer glaubt denn auch 2025 und bei dem 8. Trainer in 9 Jahren noch ernsthaft daran, dass der Trainer das Problem ist? Das würde mich wirklich interessieren.
Der Kader hat nach den Abgängen von Alonso, Lahm, Ribéry, Robben etc. natürlich an Qualität verloren. Das ist zwar schade, aber kein Verein der Welt kann ein solch extrem hohes Niveau langfristig konservieren.
Viel schwerer wiegt mbMn die Tatsache, dass der Kader in den Jahren nach Pep rein opportunistisch zusammengestellt worden ist: Man holt einen soliden Allrounder wie Laimer, der nicht zu Tuchels Ideen passt und später Palinha, der bei Tuchel Stammspieler gewesen wäre, bei Kompany aber keine Rolle spielt. Man holt Sabitzer, der kaum rollengerecht aufgestellt wird. Umgekehrt verkauft man einen inkonstanten aber mental starken de Ligt und hofft auf den guten Stanisic.
Diese ganzen Transfers führen dazu, dass jeder Trainer der Welt bei uns Spieler vorfinden wird, die gut in sein System passen - aber auch solche, die gar nicht reinpassen.
Mein Gedanke wäre es daher, unabhängig vom Trainer, dessen Verweildauer leider oft kurz ist, eine übergreifende Spielphilosophie zu entwickeln und dann ausschließlich die dazu passenden Spielertypen zu verpflichten. So ähnlich hatte vor vielen Jahren ja schon Philipp Lahm gedacht.
Ein robuster, zweikampfstarker Verteidiger kann in einem System, das eher auf Abwarten und Kontrolle ausgerichtet ist, goldrichtig sein. Beispiele: Bayern bis Ende der 00er Jahre, Real immer.
In einem System, dass auf Gegenpressing und hohe Absicherungslinien hin ausgerichtet ist wären eben diese Verteidiger aber Fehl am Platz: Da zählen eher Passstärke und Schnelligkeit.
Ein ähnlicher Ansatz im Mittelfeld: Möchte man eine passsichere Schaltzentrale wie bei Barca in den 00ern und Real in den 10ern, dann darf man keine Arbeitstiere und Rennmaschinen verpflichten. Letztere wären hingegen in einem Pressing-orientierten System, das nicht primär auf Spielgestaltung ausgerichtet ist, problemlos einsetzbar.
Diese absolute Kurzsichtigkeit hat uns mbMn viel mehr geschadet, als einzelne Fehlkäufe: Wenn man in ein und dem selben Spielsystem einmal Goretzka für Pavlovic und ein anderes Mal Dier für Upamecano bringen muss, dann kann dabei nichts Herausragendes entstehen. Gravenberch hatte unter Tuchel keine Chance, wäre aber bei VK vermutlich gesetzt. Umgekehrter Sachverhalt bei Palinha. Das alles wäre mit einen beständigen Grundsystem vermeidbar. Ich rede nicht von Nummernspielchen, sondern nur von einer Grundidee, welcher Stil gespielt werden soll und welche Spielertypen man dafür benötigt.
Weiterer Bonus: Die Mannschaft müsste sich nicht bei jedem Trainerwechsel komplett neu erfinden, weil die Koordinaten gesetzt sind. Dadurch schleifen sich Abläufe und Passfolgen ein, es entsteht Sicherheit.
Wie sehen die Experten und Taktik- / Kaderfreaks diesen Ansatz? Ich weiß, dass im Fußballbusiness komplexere Ansätze selten gefragt sind, aber: Das ist eigentlich eine simple Grundsatzentscheidung. Oder übersehe ich wesentliche Aspekte?