FC Bayern: Bianca Rech gehört in den Vorstand – ein Kommentar

Ich verstehe deinen Punkt. Deinen Vorschlag Nummer 1 find ich klasse.
Nummer 3 akzeptiere ich nicht.
50 Prozent der Bevölkerung sind Frauen. 50 Prozent potenzielle Werbekunden, 50 Prozent potentielle Konsument:innen… Frauenfußball ist vom Potential her ein viel größerer Wachstumsmarkt als die Herrensparte, die mMn allmählich an ihre Grenzen stößt. Zumindest sind die potentiellen Die Wachstumskurven bei den Frauen sind potentiell steiler als bei den Männern. Mit ein paar Jahren oder Jahrzehnten mehr ist da viel vorstellbar, was heute noch unsere Fantasie übersteigt. Sonst würden Millionäre wie Michelle Kang oder der Disney-CEO keine Frauenfußball-Teams kaufen.
Barcelona, Madrid, Chelsea und Arsenal spielen vor ausverkauften Häusern - das ist ein reeller Markt. Wart ab, bis die Fernsehanstalten auf den Zug richtig aufspringen…
Vergleichende Frage: Als der Zukunftsmarkt China um die Jahrtausendwende das Thema der Wirtschaftsbranche wurde, haben die führenden Unternehmen nicht nur China-affine Vorstände berufen, um als erster auf den neuen Markt zu gelangen. Ganze Abteilungen wurden gegründet, um beim Goldrush zuerst in Klondike ansässig zu sein.

Es ist für den FCB nicht nur eine Imagefrage, den Frauenfußball per Vorstandsprofil zu pushen. Es geht um die Umsatzzuwächse der Zukunft.

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Gute Diskussion und anregende Gedanken, die zeigen, dass wir hier (mindestens) drei Themen überlappend diskutieren. Ich versuche das mal zu trennen.

1. Sollte die FC Bayern AG eine Frau im Vorstand haben, losgelöst davon wer diese Frau ist und welches Ressort sie leitet?

  • Objektive Bewertung: Eine AG mit 1000 Mitarbeitenden und 1 Milliarde Euro Umsatz sollte im Jahr 2025 mindestens eine Frau im Vorstand haben. Punkt.
  • Meinung Georg: Überfällig.

2. Sollte Bianca Rech zur Vorständin der FC Bayern AG befördert werden, losgelöst davon, welches Ressort sie leiten würde (Vorstand Sport als Eberl-Nachfolgerin oder Vorstand eines neuen Ressorts (tbd))?

  • Objektive Bewertung: Hier wird es schon komplizierter. Sie ist Direktorin, leistet als solche gute Arbeit. Sie gehört auf jede Shortlist für Vorstandsjobs. Ob das reicht, kommt auf die genaue zu besetzende Rolle und andere Kandidat:innen an.
  • Meinung Georg: Ich würde es von der zu besetzenden Vorstandsposition abhängig machen. Nachfolgerin Eberl (rein fiktiv/hypothetisches Szenario): Hierfür würde ich sie sofort nehmen. Neues Ressort Frauen? Hier wäre sie quasi gesetzt. Sonstiges Ressort Richtung „Innovation/Unternehmensentwicklung“? Hier würde ich tendenziell jemand Externes bevorzugen. Aber Rech hätte die Chance, mich im Bewerbungsprozess zu überzeugen.

3. Sollte die FC Bayern AG ein Vorstandsressort „Frauenfußball“ schaffen, losgelöst davon, wer diese Ressort leiten würde?

  • Objektive Bewertung: Diskussionswürdig. Frauenfußball ist neben E-Sport, Mulitclub-Ownership und neuen Ligenformaten eines der Mega-Wachstumsfelder im Fußball. Der FC Bayern setzt auf den Wachstumsmarkt Frauenfußball. Das spricht für ein Vorstandsressort. Die bisher niedrigen Umsätze, relativ wenigen Mitarbeitenden in der Sparte und die (potenziellen) Schnittstellen zum Männerfußball sprechen für eine Integration im Vorstandsressort „Sport“, das von Eberl geleitet wird.
  • Meinung Georg: Wenn der FCB mich fragt, empfehle ich deutlich ein eigenes Vorstandsressort Frauen zu schaffen. Aus reinem harten opportunistischen Businessblick. Die Wachstumsperspektive ist da. Image-Punkte, die auf die Gesamtmarke FC Bayern abstrahlen, kommen dazu. Das eigene Vorstandsressort bringt die Power, die es intern braucht, um die nächsten Schritte im Frauenfußball zu gehen, damit diese Sparte 2030 selbst 200 Millionen Euro Umsatz macht.
    Ich hätte (rückblickend) Quelle und Otto 1999 empfohlen, das Thema Online-Versandhandel ernst zu nehmen. Ich hätte E.On 2010 empfohlen, das Thema erneuerbare Energien ernst zu nehmen. Ich hätte BMW 2015 emfpohlen, das Thema Elektro-Autos ernst zu nehmen. …und jeweils entsprechend organisatorisch zu berücksichtigen. Und genauso wäre der FC Bayern 2025 gut beraten, den Frauenfußball eine Ebene nach oben zu heben.
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„Meinung Georg“ ist mein Lieblingsressort. Wir sollten einen Vorstandsposten bei MSR dafür schaffen.

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Was die SZ kann, sollte auch für MSR drin sein. :laughing:

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Dem möchte ich – etwas spitz – in zweierlei Hinsicht widersprechen:

  1. Es ist nicht die Aufgabe von Unternehmen, gesellschaftliche Interessen einzelner Gruppen zu vertreten oder zu fördern, sondern die materielle Grundlage menschlicher Existenz in arbeitsteiligen Gesellschaften zu sichern. Die Förderung spezifischer Gruppeninteressen ist Aufgabe der Politik. (Die politisch beschlossene Förderung könnte dann selbstverständlich auch Regelungen zur geschlechtsspezifischen Zusammensetzung von Vorständen in Unternehmen beinhalten.)

  2. Die ökonomische Logik von Unternehmen (Gewinnmaximierung) sorgt von sich aus dafür, dass Wirtschaftsbereiche, in denen große zukünftige Gewinnaussichten ausgemacht werden, gefördert werden. Wenn der Frauenfußball ein solcher Bereich ist, wird diese Förderung schon rein aus ökonomischer Vernunft heraus geschehen. Dazu braucht es keine Frauen im Vorstand, sondern nur ökonomisch rational handelnde Akteure, unabhängig vom Geschlecht.

Im Übrigen stimme ich @Georg zu: Ich würde auch zwei neue Vorstandsposten für Frauenfußball und für Digitalisierung und Vertrieb schaffen, um zwei der für den künftigen wirtschaftlichen Erfolg des FC Bayern zentralen Chancen- und Wachstumsfelder die ihrer Bedeutung angemessene Aufmerksamkeit, organisatorische Kompetenz und symbolische Bedeutung zu geben.

Ich kenne Frau Rech nicht, aber wenn sie persönlich und fachlich so qualifiziert und kompetent ist, wie ihr alle sagt, dann kann sie dem aktuellen Führungsteam von Hoeneß über Diederich bis Eberl, das in Bezug auf den Horizont ihrer epistemischen Selbstverständlichkeiten und Handlungsprioritäten recht homogen daherkommt, als Person mit einem anderen, frischen Blick auf die Dinge in vielen Bereichen, die den FC Bayern von heute und morgen beschäftigen, nur gut tun.

Für Digitalisierung und Vertrieb würde ich definitiv jemanden von außen nehmen, einen Karsten Wildberger für den FC Bayern (wobei ich sagen muss, dass der FC Bayern in Sachen Digitalkompetenz schon heute nicht ganz so schlecht aufgestellt zu sein scheint – trotzdem: eine Verankerung auf Vorstandsebene sollte sich der FC Bayern überlegen).

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Ich bin da klar eher (auch wenn ihr natürlich eh zum selben Schluss kommt) bei @georg siehe seine Beispielliste:

Wenn da jeweils proaktiv ein passender Vorstandsposten aufgestellt worden WÄRE, dann wäre die Entwicklung dieser Firmen eventuell deutlich anders verlaufen?

Es gibt eben nicht die EINE ökonomisch rationale Sichtweise, sondern es ist immer ein Abwägen - und da wäre eben eine Abwägung pro Zukunftspotenzial und contra Status Quo oft genau das entscheidende „Zünglein an der Waage“…

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Dasselbe - sowohl daß alles entscheidend als auch daß eben LEIDER keineswegs ein Automatismus wie man im typischen @Alex Stil (der oft eher auf einer perfekten Theoriewelt basiert, als Diskussionsgrundlage, was ja eh auch oft primäre Intention, immer interessant, aber oft trotzdem in der Realität nicht wirklich zielführend als gegeben anzunehmen) oft annimmt - gilt im übrigen auch für die meisten Politikprobleme:

Da dominiert eben meist auch viel zu sehr das Status Quo bewahren um jeden Preis statt offen für bessere/innovativere Lösungen zu sein, die aber halt vor allem von langfristigen und weniger (bis zur nächsten Wahl) kurzfristigen Nutzen…

Wie schön, dass Profitmaximierung und die Förderung spezifischer (Rand-) Gruppeninteressen auch mal kongruent laufen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Da ist die ökonomische Logik ausnahmsweise mal nicht nur im Dienste der zukünftiger Gewinne unterwegs.

Aber Du hast schon recht:
Ohne die Frauenquote der Grünen (Politikebene) in den 80ern wären heute Frauen in Wirtschaftsunternehmen vermutlich immer noch Alibifiguren - macht sich gut auf Fotos und bei Geschäftsessen.
Glaubst Du im Ernst, dass die männliche Vorherrschaft in den Führungsebenen der Wirtschaft darauf beruht, dass es mehr männliche „ökonomisch handelnde Akteure“ gibt als weibliche?
Komm mir nicht mit Liz Mohn und Friede Springer - die haben ihre Unternehmen erheiratet und geerbt. Mit ökonomischer Logik hatte das nicht allzu viel zu tun.

Ökonomische Logik brachte den gnädigen DFB in den 70ern nicht dazu, Frauen das Fußballspielen zu gestatten. Wirtschaftsunternehmen sind nicht nur der ökonomischen Logik der Profitmaximierung unterworfen. Das haben wir vor Tagen an einer Liste abschreckender Beispiele bereits durchdiskutiert. Unternehmen sollen im ethisch-moralischen Rahmen handeln, der ihnen gesellschaftlich durch die Politik gesteckt wird. Eine paritätische Vertretung von Frau und Mann erscheint mir im Jahre 2025 ethisch-moralisch erstrebenswert. Dem hat sich die ökonomische Logik gefälligst anzupassen.
@Georg s Beispiele (Quelle, Otto, e.on, BMW) illustrieren, dass unternehmerische Entscheidungen rückschrittlich sein können - und die Herren der Schöpfung, die sie trafen, meinten sicher, dies im Vollbesitz ihres ökonomischen Sachverstandes zu tun. Selbst Männer können irren. Auch wenn sie es nicht für möglich halten.

Genauso wie die Frauen-Quote in der Politik der 80er sehe ich die Verantwortung der Sports heute in der Frage des Frauenfußballs. Aber da dieser als Wachstumsmarkt mit gewaltigem Potential für die Zukunft der FCBayern AG erachtet wird, darf auch mal ne kompetente Frau dem homogen maskulinen Führungsteam erfrischend gut tun. Keinerlei Einwände von Seiten der ökonomischen Logik - Glück gehabt, Frauenfußball!

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Natürlich möchtest du das, verwundert mich bei dir nicht.

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Selten so gelacht!

Ach was, echt? Der @alex hat wirklich was gefunden zum Gegenposition einnehmen, es geschehen noch Zeichen und Wunder…

:joy:

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Dein Spott ist berechtigt. Ich bin ein willenloses Opfer der wirtschaftsliberalen Ideologie, die unsere Gesellschaften zunehmend von innen aushöhlt und die sich tief in meine Hirnwindungen eingefressen hat. Ich kann einfach nicht anders.

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Nein, Spott war das nicht.
Sondern meine Auseinandersetzung mit deinem Diktum, dass Unternehmen primär aus ökonomischer Logik handeln und handeln sollen. Ich habe versucht aufzuzeigen, warum auch andere Motive eine Rolle spielen.

Wenn Du Dich durch meine Worte verspottet gefühlt haben solltest, tut mir das sehr leid. Spott ist so gut wie nie meine Absicht.

Naja. Wenn das kein Hohn ist…

Würd mich schon interessieren, wie Du mit meinem Text begründest, ich halte Dich für ein „willenloses Opfer der wirtschaftsliberalen Ideologie“. Ich dachte eigentlich, wir würden versuchen, uns argumentativ mit den Standpunkten des Anderen auseinanderzusetzen. Meinen Respekt vor deinem Feinsinn, Deinem scharfen Verstand und deiner rhetorischen Eloquenz habe ich immer wieder öffentlich bekundet.
Aber offenbar glaubst Du kein Wort davon.
Schade. Sehr schade.

Hallo! @Gratschifter! Das war ein zarter Versuch der Selbstironie… ein offenbar missglückter Versuch… Sorry.

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Uups!
Erleichterung!
Freude!
Wir hamm uns wieder lieb!
Mein Sonntag ist gerettet.

PS: Null Selbstironie.
Zutiefst ehrlich - das hätte mich echt getroffen gehabt…

Edit: Dann like ich den Post natürlich auch. Jetzt wär so n 10fach-Like-Boost hilfreich… :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Mach Dir bitte keine Gedanken! Ich mag die Hingabe und Ausführlichkeit, mit der Du Dich mit meinen Kommentaren auseinandersetzt, sehr. Lese ich immer gerne.

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Allet jut!
Das Kompliment gebe ich wörtlich und genauso zurück. Freue mich immer, wenn ich „neuer @Alex -Post“ registriere.
Et jibt wieder Futter fürs Hirn…

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