Veröffentlicht unter: DFB-Strafe: FC Bayern stellt sich hinter seine Fans
Der DFB bestraft den FC Bayern München für ein Banner der Südkurve. Der Rekordmeister steht aber hinter seinen Fans. Der FC Bayern München muss zahlen: 20.000 Euro Strafe hat das DFB-Sportgericht dem Rekordmeister aufgebrummt, nachdem beim Heimspiel gegen Mainz am 26. April ein Banner mit scharfer Kritik an der Polizei gezeigt wurde. Darauf forderten Fans „Gerechtigkeit für Lorenz!“. Ein Bezug auf den tödlichen Polizeieinsatz gegen den Schwarzen Deutschen Lorenz A. in Oldenburg und prangerten interne Ermittlungen innerhalb der Polizei an. Der Vorwurf: rassistisch motivierte Polizeigewalt ohne unabhängige Kontrolle. KEINEN ARTIKEL MEHR VERPASSEN – JETZT UNSEREN WHATSAPP-KANAL ABONNIEREN! Ein weiterer Beleg…
Die Münchner widersprachen dem Strafantrag des DFB-Kontrollausschusses. In seiner Stellungnahme betont der Klub, dass es sich um ein „Werturteil“ handele, nicht um eine strafbare Beleidigung. Noch wichtiger: Der Verein stellte sich zumindest inhaltlich hinter die Fans. Die Kritik an rassistisch motivierter Polizeigewalt sei legitim und trage „fördernd zum gesellschaftlichen Diskurs“ bei.
ich bin wirklich positiv vom Verein überrascht, das kennen wir auch ganz anders!
wie nicht anders zu erwarten, habe ich die SK-Aktion sehr gefeiert - das der DFB ausgerechnet bei diesem Thema mit einer Strafe um die Ecke kommt, ist mal wieder bezeichnend!
vor allem, weil die „ermittelnde“ Dienststelle Delmenhorst u.a. diese Geschehnisse zu verantworten hat:
- Todesfall Qosay Khalaf (2021): Ein 19-Jähriger starb nach Polizeigewahrsam in Delmenhorst. Es gab Vorwürfe, dass ihm im Gewahrsam keine ausreichende Hilfe zuteilwurde.
- Polizeigewalt (2022): Ein Polizist filmte sich versehentlich selbst dabei, wie er einen Zelleninsassen mehrmals mit dem Kopf gegen die Wand schlug. Gegen den Beamten wurden Disziplinarverfahren eingeleitet und er wurde suspendiert.
So wie das im Artikel steht, könnte man den Fans fast zustimmen. Der Text klang aber etwas anders, auch wenn die „inhaltlich/sachliche“ Zusammenfassung zutrifft. Über die Banner haben wir hier nach dem Spiel schon kurz diskutiert. Für mich waren die weit „drüber“ und ich war richtig wütend, da die „da unten“ in der SK ja auch singen „alle hassen die Polizei“ und mich als Bayernfan da irgendwie mit reinziehen („alle“) und ich kann mich mit solchen Aussagen überhaupt nicht identifzieren, ich war wegen der Banner sogar richtig sauer (für die, die den Text nicht kennen: " Rassistische Mörderbullen ermitteln gegen rassistische Mörderbullen).
Ob der Verband da eine Strafe verhängen muss, weiß ich nicht. Ziemlich sicher bin ich, dass sich Bayern aber auch gewehrt hat, um die Strafe nicht zahlen zu müssen und nicht einen weiteren „Strich“ auf dem Kerbholz zu haben, der später zu höheren Strafen führen kann. Ob die wirklich „hinter den Fans stehen“, würde ich daraus nicht ableiten.
in diesem Fall nicht weit hergeholt - dazu sind längst strukturelle rassistische Strömungen innerhalb der Polizei gut belegt!
dass du dich persönlich am „alle hassen…“ störst, kann ich ja noch nachvollziehen - wobei ich meinen würde, dass man das in einem gesetzteren Alter (wo ich mich mit 45 mittlerweile auch verorte) durchaus differenzieren kann!
und das die Sprache der Jugend (und die entsprechenden Gruppierungen dürften im Alterschnitt deutlich unter dem des hiesigen Forums liegen) oftmals etwas „drüber“ ist - auch das war schon immer so und muss auch so sein!
ein wohl temperiertes, ausformuliertes Manifest kommt auf SK-Bannern nicht so wirklich gut…
Wenn die Polizei niemandem (und insbesondere keinen Schwarzen Personen) von hinten in den Kopf schießt, gibt es auch keine derartigen Banner. Von wie vielen Polizist*innen hörte man eigentlich, die eine solche Tat für untragbar und eine Schande für ihren Berufsstand halten? Und welche Konsequenzen seitens des DFB hatte eigentlich die Polizei in der Vergangenheit nach Gewalt gegen Fans zu erdulden? Unvorstellbar, dass ein Fußballverband sich zur Ersatzgewalt aufschwingt und Strafen verteilt, um die Ehre der staatlichen Exekutive zu schützen, andersrum aber Fans mehr oder weniger vogelfrei sind, oder? So eine Blöße würde sich ein anständiger Verband doch wohl kaum geben, und völlig ohne Not in aller Öffentlichkeit mit zweierlei Maß messen. (Haha, selbstverständlich doch, mit Wonne nämlich)
Übrigens hatten in der Todesnacht von Lorenz sämtliche anwesenden Polizisten zwar Bodycams dabei, aber (na sowas) ausgeschaltet, als mehrere Projektile von hinten (!) u.a. Kopf und Körper trafen. Man hat sich daran fast gewöhnt, genauso wie an die dutzenden Kameras im Stadion, von denen man auf Schritt und Tritt gefilmt wird. Die sind allerdings immer an, wenn 10.000e Menschen Fußball gucken. Weil, äh, logo, die Aufnahmen sind gewiss wichtiger als die, die man machen könnte von nächtlichen Schießereien.
Das ist das/ein Problem.
Schau, eigentlich stimme ich deinem Post in weiten Teilen zu. Aber 2 Dinge gehen aus meiner Sicht eben gar nicht und stören mich massiv:
- Du wirfst 2 vollkommen unterschiedliche Themen in einen Topf und rührst kräftig drin rum
- Du verwendest das Wort „vogelfrei“ in dem Kontext bzgl. der Fußballfans…mich amüsiert immer die jeweils unglaublich einseitige Darstellung der Lager „Polizei“ und „Fans“ nach Ausschreitungen, Einsätzen etc. Wenn man das distanziert betrachtet kann man nur zu dem Schluß kommen, dass da auf beiden Seiten nicht nur „Unschuldslämmer“ unterwegs sind (was man natürlich auch kritisieren können darf/muss). Aber diese Opfernummer der Fans geht mir auf den Sack. Gerade, wenn sie dann auch noch direkt neben einem wirklichen Opfer (Lorenz etc) ausgepackt wird. Da fehlt mir die Verhältnismäßigkeit.
Und nochmal: Das nervt halt einfach, auch wenn man im Prinzip sogar inhaltlich einer ähnlichen Meinung wäre. Mal drüber nachdenken, wie man besser ans Ziel kommt.
Ein Empfänger- und kein Senderproblem. Sachlich ausformulierte, fundierte Kritik kommt in diesem Rahmen nicht an, während polemische, beleidigende Kritik Aufmerksamkeit erzeugt. Jetzt und damals haben so viele Medien berichtet, dass der Fall Lorenz A. eine Aufmerksamkeit bekommen hat, die er mit einer deutlich sachlicheren Kritik nie bekommen hätte. Das weiß man offenbar auch beim FC Bayern, der hier wenigstens einmal die richtige Position bezieht und seine Fans in Schutz nimmt.
Auf welchem Bereich der Verbindung FC Bayern und Fans beziehst du das ? Vor allem das „wenigstens einmal“ und „ seine Fans in Schutz nimmt“ ? Ich bin nicht so tief in dem Thema und würde das gern verstehen.
Dass man in der Südkurve kein Essay hochhalten kann, ist klar. Dennoch könnte man beispielsweise von Polizisten statt von Bullen reden. Das ändert inhaltlich nichts, trägt aber wesentlich dazu bei, dass man ernst genommen wird.
klar, wenn ich hier einen anderen User als Arschloch tituliere bekomme ich auch mehr „Aufmerksamkeit“ als wenn ich sachlich darlege, warum ich seine Standpunkte nicht teile. (und manchmal fällt das wirklich schwer). Die Frage ist nun: Ist das ein „Empfänger“ Problem, wenn ich daraufhin hier nicht mehr ernstgenommen werde und sanktioniert werde? Ich könnte ja sagen: „Ich musste so formulieren, sonst hört ja keiner zu und läßt den Idioten hier weiter Unsinn verbreiten“.
Wie jeder Vergleich hinkt auch der, ich weiß.
Aber das „endlich mal“ die Fans verteidigt finde ich auch gut. Der FCB zahlt jährlich hunderttausende wegen Fanvergehen, ob jetzt „Banner“ oder „Pyro“. Ohne die Fans jemals dafür zu sanktionieren, so viel ich weiß.
Folkfriend ist wieder das? Was hab ich denn alles verpasst?
Zur Sache: Das Plakat ist großer Schwachsinn, die Verbandsstrafe aber genauso.
Das war etwas provokant, aber der FC Bayern ist jetzt in der Vergangenheit nicht zwingend damit aufgefallen, seine Fans und deren Interessen in Schutz zu nehmen.
Ein Positivbeispiel gab es noch in der CL bei den Ticketpreisen gegen Donezk. Aber sonst hat man in der Vergangenheit ja auch gern mal Dinge ausgesessen oder gegen die Fans gearbeitet.
War aber nicht so bissig gemeint, wie es rüberkommt.
Aber ist das so? Ich glaube, in unserem Forum wird ja gerade vermittelt, dass man sachlich weiterkommt und nicht mit Beleidigungen. Letzteres wird auch konsequent moderiert. Die Frage, die sich also DFB und Co. stellen müssten: Wie bekommen sie das in ihrem Rahmen so moderiert, dass die Fans das Gefühl haben, sie müssen nicht zu diesem Mittel greifen?
Was müsste die Regierung tun, damit junge Menschen das Gefühl haben, sie werden auch ohne Farbattacken und sich auf die Straße kleben gehört?
Das sind klare Fälle von Machtverhältnissen und diese Verhältnisse werden denen, die zu den Mitteln greifen, klar offenbart: Eure Meinung interessiert uns einen Scheißdreck.
Also muss man es schaffen, trotzdem gehört zu werden. Finde ich alle Formulierungen gelungen? Nein. Aber ich finde es nachvollziehbar, warum man dazu greift. Denn es sind wichtige Themen, die Aufmerksamkeit brauchen und diese ist anders ganz offensichtlich nicht zu erreichen.
Hey JOP, danke für deine sachliche Antwort! Der Unterschied zwischen den hiesigen Gepflogenheiten und beliebigen Kommentarspalten ist so deutlich wie angenehm. Ich versuche mich also wiederum an einer adäquaten Antwort, zugegeben ein wenig zwischen Tür und Angel und daher vermutlich nicht gänzlich zufriedenstellend.
Das Wort „vogelfrei“ bezieht sich nicht auf Fußballfans im Allgemeinen, sondern auf den DFB, der sich für zuständig erklärt, wenn Polizist*innen beleidigt werden, aber nicht zuständig sein möchte, wenn Fans Opfer von Polizeigewalt werden. Das ist schon bemerkenswert, denn a) verteilt der DFB höchst selektiv Strafen für Handlungen, die kein ordentliches Gericht verurteilt hat, und b) wird die erstaunliche Anmaßung des DFB, sich zum Parallelrechtsstaat aufzuschwingen, erschreckend akzeptiert. Dass das alles windig konstruiert ist, sieht man nicht zuletzt an der absurden Addressierung der Strafe: Der FC Bayern soll zahlen für ein Banner, das sicherlich nicht mit seiner Genehmigung ins Stadion gelangte.
Es sind allerdings tatsächlich eine Menge Ebenen, die ich weniger vermischt als jeweils kurz angerissen habe. Das auszuarbeiten wäre toll, aber ich befürchte, dazu nicht zu kommen.
Stattdessen spreche ich sogar noch eine Dimension an:
Als George Floyd ermordet wurde, löste das anhaltende internationale Proteste aus. Auch in München gab es (mindestens) eine große Demonstration mit tausenden Teilnehmenden. Im Fall Lorenz A. passierte… irgendwas zwischen (viel zu) wenig bis nichts. Mir macht das große Sorgen, eigentlich sogar Angst. Dabei wurde in diesem Fall sogar überdurchschnittlich viel berichtet. Das ist kaum auszuhalten. In den USA sieht man, was passiert, wenn Black Lives Matter verliert und der Rassismus Rache nimmt für seine Infragestellung. Was wird zukünftig in Deutschland passieren, wo es zu etwas Vergleichbarem wie BLM gar nicht erst reicht?
Ich kann @JOP s persönliches Empfinden sehr gut verstehen, daß er bei „rassistische Mörderbullen“ Einspruch erhebt.
Und mit @September91 möchte ich auch den Umgangston loben
Wir hatten die Debatte schon, als das inkriminierte Transpi in der Südkurve erschien. Da gings dann sehr schnell weniger um die Tötung von Lorenz A., deren bisher bekannte Begleitumstände auf nichts anderes als auf vorsätzlichen Totschlag schließen lassen. Ich bin kein Jurist - aber bei Vorsatz spricht man von Mord.
Ich finde zwei Aspekte in dem Zusammenhang wichtig: Fünf Schüsse von hinten auf einen Davonlaufenden - das ist kein Versuch, den Mann an der Flucht zu hindern. Vier Schüsse von hinten trafen Oberkörper, Hüfte, Oberschenkel und den Kopf.
Und - Bodycams aus. Alle.
Nein, es gibt in Niedersachsen keine Pflicht, die Bodycams laufen zu lassen. Freie Entscheidung jedes einzelnen Beamten. Und über den „finalen Rettungsschuß“ wurde vor Jahrzehnten schon gestritten.
Ich persönlich unterstelle dem 27jährigen Polizisten keine Tötungsabsicht. Aber daß er durchgedreht, steht für mich außer Frage.
In puncto Rassismus ist eigentlich der zentrale Punkt die Aufmerksamkeit, die der Tod von Lorenz A. in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit bekam und bekommt. Ein kurzes Husten im Medienwäldchen - und seitdem eigentlich Schweigen. Wir sind peinlich berührt, wenn ein PoC durch einen übergriffigen Polizeieinsatz getötet wird. Erklären kurz mal unsere Betroffenheit vor den Mikros. Aber mehr auch nicht. Das hat @September91 fein herausgearbeitet.
Und genau an dem Punkt finde ich das übergriffige Transpi der Ultras wichtig und richtig: Es sorgt für Öffentlichkeit, wo zum Schweigen übergegangen wird.
Es sorgt für Medienpräsenz, wo die beteiligte Polizei den Teppich hebt und den Besen schwingt. Und es richtet den Scheinwerfer auf die Vernebelungs- und Verschleppungstaktik in der Aufklärung des Todes von Lorenz A.
Und mit dieser Funktion finde ich das Ultra-Transpi wichtig und richtig. Und: Es ist in diesem Punkt wesentlich erfolgreicher als alle Schweige-Kerzen-Gedenkkreise in Oldenburg.
Die Verfasser:innen des Ultra-Transpis sind übrigens bei genauerer Betrachtung nicht auf den Kopf gefallen - im Gegenteil:
„Rassistische Mörderbullen ermitteln gegen rassistische Mörderbullen?! Gerechtigkeit für Lorenz!“
Als Frage formuliert, ist die Aussage noch weiter von einer Beleidigung entfernt, der man eine ebensolche Absicht auch nachweisen könnte. Der Kern des Transpis („Gerechtigkeit für Lorenz!“) hingegen fordert eine offene Aufdeckung der Vorgänge und bezweifelt in der Frage, daß diese von Polizisten überhaupt gewährleistet werden könne: Und daß Polizeibeamte bei der Untersuchung von Polizeiübergriffen zu korporativ-landsmännischer Geschlossen- und Verschwiegenheit tendieren, dürfte nicht erst seit Kurras’ Ermordung von Rudi Dutschke klar sein.
Dass unser Verein das mit dem Hinweis auf die „Förderung des gesellschaftlichen Diskurses“ verteidigt, hat mich persönlich überrascht.
Blockzitat
In seiner Stellungnahme betont der Klub, dass es sich um ein „Werturteil“ handele, nicht um eine strafbare Beleidigung. Noch wichtiger: Der Verein stellte sich zumindest inhaltlich hinter die Fans. Die Kritik an rassistisch motivierter Polizeigewalt sei legitim und trage „fördernd zum gesellschaftlichen Diskurs“ bei.
PS:
Quasi alle Jugend-Generationen in Deutschland und der Schweiz seit dem zweiten Weltkrieg benutzen „Bulle“ als Schimpfwort für Polizisten.
Das haben sich unsere Ultras nich ausgedacht.
Ulrike Meinhof und Andreas Baader haben Prinzing mit ihren rhetorischen Spielereien und Wortgeschwurbsel um die Reizwörter „Bulle“ und „Faschist“ mehrfach in den Wahnsinn getrieben.
„Das Wort Bulle wird häufig in beleidigender Absicht verwendet. In einem Gerichtsurteil aus den 80er-Jahren wurde jedoch festgehalten, dass es nicht »automatisch« eine Beleidigung darstellt, da es zuweilen auch als Eigenbezeichnung mit ironischer Distanz verwendet wird.“ erklärt Wikipedia.
Nur zu diesem Detail: Der Normzustand einer ordnungsgemäß eingesetzten Bodycam ist immer: Aus
Der Träger kann auch nicht nach Belieben über das Einschalten entscheiden, sondern ist an vorher definierte und festgelegte Einsatzmaximen gebunden.
Von daher ist die Tatsache, dass die Kameras hier nichts aufgezeichnet haben, weder bemerkenswert noch ungewöhnlich.
Bemerkenswert schon, so finde ich.
Warum? Was wäre bemerkenswert?
Dass die Kameras aus. Ist eine Bemerkung wert. Ganz allgemein. Ohne Wertung.