Gute Frage. Ich habe auch eine Weile darüber nachgedacht, wie ich es handhaben sollte. Letztlich habe ich für mich entschieden, von ‚wir‘ und ‚uns‘ zu sprechen („Ich wünsche mir einen Sportdirektor, der zu uns passt.“, „Wäre wirklich schade, wenn wir Cancelo nicht fest verpflichten könnten.“).
Da ich mich öfter mal dabei ertappe, genau ‚wir‘ und ‚uns‘ zu denken, fände ich es unbequem, da immer drum herum zu formulieren. Aber ich verstehe Dein Unbehagen in der Frage und bin auch bei Dir (wenn ich Dich richtig verstehe), dass dieses Gemeinmachen mit der Mannschaft oder den handelnden Personen des Vereins eine Anmaßung ist - zumindest wenn man (so wie ich) nicht mal Mitglied des Vereins ist.
Normalerweise verachte ich Bequemlichkeit als Auslöser für Handeln, das den eigenen Überzeugungen (oder sagen wir Erkenntnissen) entgegensteht. Aber da es in so vielen Fragen des täglichen Lebens anstrengend und eben unbequem ist, das Richtige zu tun (weil die vorgegebenen Pfade für mich sehr oft nicht die Richtigen sind), erlaube ich mir hier beim lockeren Plausch über Fussball und ‚unseren‘ Verein in der Hinsicht mal alle Fünfe gerade sein zu lassen.
Mir ist auch klar, dass es für die Anmaßung das Formulieren gar nicht braucht, und dass das Gemeinmachen im Denken schon reicht. Da kann ich nur die Hände heben und mich ergeben. Ich weiss selber nicht, was der Fussball, der Verein und einzelne Spieler da mit mir machen! Schon einige male habe ich mir vorgenommen, mich emotional vom Profifussball zu entfernen, einfach weil ich es manchmal nicht schaffe, diesen Irrsinn auszublenden, der dieses Geschäft geworden ist. Alleine, auch davon loszukommen schaffe ich nicht. Zumindest bisher nicht.
Vor einer Dekade dachte ich ‚die spielen gerade so unfassbar gut, da will ich keine Minute verpassen‘. Seit ca. 2018 hätte es nun sicher die ein oder andere Chance zum Ausstieg gegeben. Aber irgendwas ist ja immer. Ob Müller, Lewandowski, Thiago, Neuer, Kimmich - es ist jedenfalls nicht einfach.
Mal sehen ob die Saudis oder eine SuperLeague oder Ablösen von 500 Mio. etwas ausrichten werden. Stand jetzt möchte ich auf jeden Fall noch die Karriere von Musiala aktiv verfolgen . Und dann mal schauen.
Worauf ich hinaus will: genau so wie ich nicht genau sagen kann, warum der FCBayern und seine Spieler mich in der Fan-Werdung damals so gepackt haben, so weiss ich auch nicht, warum ich ‚wir‘ denke, wenn Müller nach einem schönen Pass von Kimmich ein Tor schiesst.