Sorry, aber wenn ein Profisportler bei dem Gehalt aus religiösen Gründen mindestens einen Monat lang de facto ausfällt, würde ich mich von dem Spieler schnellstmöglich trennen.
Normalerweise werden da auch Kompromisse gemacht.
2014 fiel die WM in den Ramadan. Zumindest das Team Algeriens dürfte da die Ernährungsvorschriften „gedehnt“ haben - die hatten den späteren Weltmeister im Achtelfinale ja am Rande des Ausscheidens (Mertesackers Eistonnen-Interview).
Zumindest er selbst sagt, er wäre fit…
Cancelo wird den Club wieder verlasen, dann sieht die Situation von Mazraoui sicher wieder anders aus.
Weil er in Absprache mit Ärzten Fußball gespielt hat?
Das ist eine ganz andere Hausnummer und sicherlich nicht unverantwortlich.
Schon erstaunlich wie schnell bei Bayern die Spieler zu jammern haben. Nach einer langen Pause sitzt er jetzt gerade mal ein paar Wochen draußen und hat schon zu klagen.
Es scheint gerade gar keine Führung mehr zu geben, die so was einfängt.
Da lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Beraterin von Mazraoui. Die Dame heißt Rafaela Pimenta und ist die Nachfolgerin von Raiola.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt (s. Gravenberch)…
Tja, Augen auf beim Spielerkauf.
Aber im Ernst, so was stellt für mich den weiteren Plan mit dem Spieler schon infrage.
Mazraoui ist jetzt beileibe kein Superstar und wird vermutlich auch keiner werden.
Wenn so einer es nicht mal mannhaft verkraftet ein paar Wochen draußen zu sein?
Dann können das ja heitere Jahre mit ihm werden.
Naja er war im Herbst Stammspieler, hat dann eine super WM gespielt und dann wurde ihm Cancelo vor die Nase gesetzt (sicher auch aufgrund seiner Erkrankung). Momentan steht er wohl auch hinter Stanisic in der Rangordnung der Außenverteidiger. Dass ihn das frustriert, ist schon irgendwie verständlich. Den Unmut sollte man dann natürlich nicht öffentlich äußern, aber das hat sicher seine Gründe (s.o.).
Seine Spielweise ist ein gesundes Mittelding aus Pavards / Stanisics Defensivleistung und anständiger Fähigkeiten nach vorne. Bei allen anderen RVs überläd man eine Seite der Defensiv/Offensiv Waage.
Von daher hat wohl niemand Interesse ihn aus purer Bösartigkeit zu schneiden
Allerdings ist es eben auch sehr ungünstig wenn man in Folge einer Schonung wegen Herzmuskelentzündung nicht zuschaut, dass man flott spielfit wird, sondern sich noch durch den Ramadan hungert.
Man kann auf jeden Fall sagen, dass in diese Mannschaft in dieser Saison wohl keine Ruhe mehr einkerht. Da sind doch schon einige Spieler mit Ego-Trips dabei und es scheint auch grundsätzlich nicht immer untereinander zu klappen. Aktuell steht ja jeder außer Tuchel in der Kritik und alle versuchen sich eher selbst zu schützen.
Hier an der Stelle im Podcast wird auch die Mazraoui-Thematik besprochen
Das ist schon ziemlich krass wie ich finde. Was hat er gemacht? Er hat durch seinen Kommentar wohl zum Ausdruck gebracht, dass er offizielle Aktionen gegen Homophobie nicht gutheißt. Alles andere (z.B. dass er Homosexuelle als minderwertig erachtet, die Verfolgungen in Marokko und anderen Teilen der islamischen Welt für richtig erachtet…) ist mMn Spekulation.
Gab es in der Südkurve auch schon Plakate, wenn es Strafverfahren gegen Spieler gab wegen Körperverletzung (teilweise auch im häuslichen Bereich)? Falls nicht, wäre ich fast geneigt, von Doppelmoral zu sprechen.
Das finde ich schon arg scheinheilig: Über die Straftäter Ribéry und Boateng wurde seinerzeit so gut wie gar nicht öffentlich debattiert. Und hier gibt es einen Shitstorm?
Da bin ich ganz bei @willythegreat - ob Doppelmoral oder woke Scheinentrüstung, eine peinliche Initiative.
Der Vorwurf der Doppelmoral ist auf jeden Fall berechtigt. Spieler wie Ribery oder Boateng hätten auf jeden Fall mindestens genauso kritisiert gehört, hatten aber schon eine gewisse Lobby. Die hat Mazraoui aktuell noch nicht.
Da pusten einige ins Wasserglas, um ihren Namen mal in den sozialen Medien lesen zu dürfen. Leute, die bei Boateng oder Coman (häusliche Gewalt) die Klappe gehalten haben.
Ist ähnlich einzusortieren wie die „Koan Neuer“-Schilder damals.
Ich fürchte, Doppelmoral ist Teil unserer ganzen Gesellschaft. Der FCB schreibt sich ja Weltoffenheit, Toleranz usw. nach außen hin groß auf die Fahnen, was gewisse Geschäftsbeziehungen zu fragwürdigen Ländern - wir kennen das Problem - wohl nicht verhindert.
Bei Mazraoui bin ich ganz bei euch: solange er sich nicht explizit homophob äußert, reicht mir das nicht aus, um Forderungen zu stellen oder solche Konsequenzen zu ziehen.
Allerdings würde ich den Themenkomplex differenzieren wollen:
„Peinlich“ oder „lächerlich“ finde ich solche Stimmen aus Fankreisen nicht, auch nicht eine „Scheinentrüstung“. Warum sollten Fans nicht ein ehrliches Interesse an einer klaren Haltung zu diesen Themen haben? Die Vermutung, dass es sich hier um Fans handelt, die z.B. den Katar-Deal eher kritisch sehen, liegt nahe, der Vorwurf der Doppelmoral fiele dann schonmal weg. Auch weiß ja keiner, ob nicht gerade diese Fans auch eine klarere Haltung zu den Vorwürfen häuslicher Gewalt eingefordert haben/hätten.
Zur Doppelmoral: ich teile eure Ansicht, dass diese fragwürdig ist und entlarvend, durchaus, muss aber etwas hinzufügen, was ironisch klingt, aber gar nicht so gemeint ist:
Besser, eine Doppelmoral zu haben als gar keine.
Wenn der FCB sich weiterhin glaubhaft für Menschenrechte, Toleranz etc. einsetzen will (was ich als Fan persönlich durchaus begrüßen würde) und gleichzeitig im Gespräch mit bestimmten Geschäftspartnern bleiben, ist eine gewisse „Doppelmoral“ sogar verständlich und in der Realität gut verankert. Simplifizierendes Beispiel am FC St.Pauli: trotz einer Kapitalismus-kritischen Haltung verkaufen die auch jede Menge Shirts mit dem Totenkopf drauf. Eine solche „Doppelmoral“ zu verurteilen, hieße für mich auch, die Realität, in der auch Profiklubs leben, unzulässig zu verweigern und zu vereinfachen.
Zurück zu Mazraoui:
Nicht jede Entrüstung oder Sorge muss gleich mit dem Kampf- und (mittlerweile)Denunziations-Begriff woke bezeichnet werden. Was mir missfällt an der Fanaktion, und da bin ich bei euch: sie ist vorverurteilend und hat eher spalterisches Potential als verbindendes.
Dass der FCB eigentlich momentan ganz andere Probleme hat, ist natürlich klar. Nur, die persönliche Prioritätenliste kann ich niemandem vorschreiben…
Also nach meiner Erinnerung wurde über Ribery und Boateng deutlich intensiver berichtet.
Bei Mazrauoi ist das doch bisher ein sehr übersichtlicher Sturm im Wasserglas.
Ich kann da noch keine Welle der Empörung erkennen.
In dem Fall ging es (zumindest mir) eher um das Verhalten von Fans im Stadion.
Stimmt, schon klar.
Zu den Vorwürfen häuslicher Gewalt hat man auch meinem Eindruck nach selten aus Fankreisen etwas gehört, zumal es wiederholt einzelne Spieler betraf (Hernandez, Boateng, war nicht auch Coman da mal dabei…?).
Allerdings ist das dann auch ein klarer Fall von Whataboutism. Nur weil ich nicht diesen - ernsthaften - Fall benenne, verwirke ich nicht gleich das Recht, einen anderen Fall zu benennen. Beide Problembereiche, Homophobie wie Misshandlung von Frauen, haben meines Erachtens die Pflicht, thematisiert zu werden. Über die Art und Weise kann man dann sicherlich streiten.
Es ist natürlich ganz generell die Frage, inwieweit man Fußballklubs hierbei eine tragende Rolle wünscht oder zugesteht oder gar einfordert. Wenn man sich die gesellschaftliche Breitenwirkung und integrative Kraft des Fußballs allerdings ansieht, finde ich es nur logisch, dass diese Debatten geführt werden.