Mal eine kleine Frage zwischendurch.
Ich habe nie verstanden, WAS genau eigentlich bei der Verpflichtung von Bouna Sarr schiefgelaufen ist.
2020 im besten Fußballeralter von damals 28 Jahren bei einem (laut www.transfermarkt.de) damaligen Marktwert von 9 Mega-Euro von uns gekauft für 8 Mega-Euro, nachdem er offenbar ein paar Jahre lang recht ordentlich bei FC Metz und Olympique Marseille gespielt hatte und senegalesischer Nationalspieler war.
Gleich ausgestattet mit einem Vierjahresvertrag (!) und einem Grundgehalt von m.W. 5 Mega-Euro pro Jahr. Insgesamt dürfte er uns inklusive Prämien also etwa 30 Mega-Euro (!) gekostet haben…
Und nach der Verpflichtung? Da spielte er unter keinem FCB-Trainer (weder Flick noch Nagelsmann noch Tuchel) auch nur eine marginale Rolle und stand bei den Spielen meist noch nicht mal im Kader.
Wer hat(te) also diese massive Fehlereinschätzung dieses Spielers zu verantworten?
Ich dachte immer, wir hätten so eine hochprofessionelle Scouting-Abteilung - und Spieler, in die wir 30 Mega-Euro investieren, würden zuvor monatelang gründlich beobachtet und durchleuchtet.
Salihamidzic wird hier ja oft als der Schuldige genannt, aber ein Volumen von 30 Millionen muss doch sicher auch vom Trainer und dem gesamten Vorstand gut geheißen worden sein.
Mir ist vollkommen schleierhaft, WAS Sarr nach Einschätzung der damaligen Verantwortlichen eigentlich FCB-tauglich erscheinen ließ.
Wenn ich von den wenigen Spielen ausgehe, an denen Sarr in den letzten 3 Jahren teilgenommen hat, springt mir keine einzige positive Eigenschaft bzw. Fähigkeit von Sarr ins Auge, und das kommt nun wirklich selten vor bei einem FCB-Profi. Weder ist er ein guter Verteidiger noch kann er Kopfbälle (was bei seiner schmächtigen Gestalt auch nicht weiter verwundert) noch erinnere ich mich, dass er dribbelstark an der rechten Außenlinie offensiv davongezogen wäre und durch gute Flanken, Steilpässe udgl. Torchancen kreiert hätte.
Zwar muss man natürlich in Rechnung stellen, dass er kaum jemals genügend Spielpraxis hatte, aber das ich mich im Zusammenhang mit Sarr spielerisch fast an gar nichts Positives erinnern kann, macht mich doch ziemlich fassungslos.
Das Beste, was man über ihn aufgrund seiner wenigen Einsätze sagen kann, ist, dass er „brav und unauffällig“ spielte und zuletzt nicht gar so viele Fehlpässe produzierte - was aber auch nicht groß verwundert, wenn er fast ausschließlich Quer- und Rückpässe spielt.
Auch so etwas wie Leidenschaft und Kampfeswillen habe ich nie bei ihm gespürt.
Vielleicht tue ich ihm etwas unrecht, weil wir nie wissen werden, wie er sich womöglich entwickelt hätte, wenn er mal 10 Spiele am Stück gespielt hätte - aber dazu war er eben einfach nicht gut genug.
Seit wir ihn gekauft haben, hat er spielerisch nur noch stagniert. Selbst im Training (welches beim FCB ja angeblich härter und anspruchsvoller sein soll als die Leistungen anderer Bundesligisten in Pflichtspielen) scheint er sich unter keinem unserer drei Trainer von europäischem Format in irgendeiner ersichtlichen Weise weitereinwickelt zu haben.
WAS also hat man bei der Verpflichtung (fälschlicherweise) in ihm gesehen?
Was waren die Eigenschaften, die ihn für einen lukrativen Langzeitvertrag beim FCB qualifizierten?
Natürlich bin ich auch sauer auf ihn, weil er seinen einträglichen Vertrag einfach stumpf aussitzt, ohne sportlichen Ehrgeiz zu zeigen oder sich verkaufen zu lassen. Aber letztlich kann man das nicht ihm anlasten, der aus einem sehr armen Land stammt, sondern jenen FCB-Verantwortlichen, die ihm in eklatanter Fehleinschätzung einen solchen Vertrag gegeben haben.
Mittlerweile dürfte er einer der ganz wenigen Profis im europäischen Top-Fußball sein, deren Jahresgehalt zweieinhalbmal so hoch ist wie ihr Marktwert.
Wie konnte das nur passieren?