Veröffentlicht unter: Magic Musiala! Sein bisher größter Moment beim FC Bayern?
Es schien wie eine Saison zum Vergessen: Nach dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel schied der FC Bayern nicht nur frühzeitig im DFB-Pokal und in der Champions League aus, sondern war auch noch dabei, die Meisterschaft zu verspielen. Doch ein gewisser Jamal Musiala hatte etwas dagegen. Im Adventskalender schauen wir im Jahr 2024 auf die vergangenen 24 Jahre. Dabei entscheiden sich unsere Autor*innen für einen Moment, der aus ihrer Sicht besonders war. Das muss nicht immer zwangsläufig der größte und wichtigste, sondern kann und darf auch einfach mal ein sehr persönlicher Moment sein. Hier geht es zum vorherigen…
Ein Spieltag, bei dem ich ausnahmsweise mal die Konferenz und nicht unser Einzelspiel angeschaut habe, da für mich (und für viele andere auch) klar war, dass die Bienen das machen werden. Selbst nach dem 0:2 für Mainz hatte ich noch nicht umgeschaltet. Beim Ausgleich für Köln war ich dann wieder am Boden zerstört und hab auf unser Spiel gewechselt und dann kam irgendwann die Drehung von Musiala. Das war so brutal geil, ich hatte danach keine Stimme mehr.
Eins der Bayern Tore, das ich nie vergessen werde, neben dem 3:3 von Luca Toni, dem Wembley Tor von Robben, seinem 5:4 gegen Leipzig und seinem Volleykracher gegen United.
Denkwürdiger Pfingstsamstag!
Nachdem meine Wenigkeit in der Woche zuvor die 1:3 Heimpleite gegen Leipzig via TV erleiden musste (und Tags darauf den überzeugenden BVB-Sieg in Augsburg), erschien der pfingstübliche Karneval der Kulturen in der Hauptstadt verlockender als der 99prozentig sichere schwarzgelbe Meisterball auf der Mattscheibe. Und das Wetter war prächtig.
Nun gut, ich nahm Kopfhörer mit und schaltete auf dem Weg nach Kreuzberg die Radio-App des smarten Phones ein. Nach dem erwarteten 2:0 für Dortmund gegen Mainz würde ich dann ausschalten - lieber Sambatänzerinnen als ein eskalierender Nobby Dickel…
Und dann macht es viermal BÄMM:
- 1:0 für Bayern!
- 1:0 für Mainz!
- kein 1:1 für Dortmund per Elfer!
- 2:0 für Mainz!
Nach Kölns 1:1 war natürlich die aufkeimende Euphorie wieder im Eimer. Würde ja auch bestens zur Chaossaison passen: BVB wird Meister trotz sieglosem Spiel gegen Mainz, weil die Bayern es verkacken! Zwischendurch ja auch die durchsickernden Meldungen von der Doppelentlassung Kahns und Brazzos.
Die 89. Minute hat dann der ausgewechselte Thomas Müller sehr treffend mit „Stromschlag“ verglichen. Da der BVB nach dem eigenen 2:2 nochmal vors gegnerische Tor kam, war bis zur letzten Sekunde nochmal Zittern angesagt, bevor der Schlusspfiff kam.
Besagte Radiokonferenz zum Nachhören:
Immer wieder geil, ja. Danke dafür!
Und auch ganz interessant weil ja im Kopf nur das Tor von Musiala hängenbleibt:
Sowohl im Vorlauf dieses Tores (erst Großchance Sané nach Vorlage Coman, ähnlicher XG on Target - also halt einfach super gehalten vom Torwart - wie das Tor von Musiala, dann paar Sekunden drauf die Vorlage von Gnabry, der da schön durchsteckt zu Musiala) als auch dass man überhaupt noch im Rennen war hat man den ja generell so viel gescholtenen anderen Flügelspielern - Coman mit sehr schönem Weitschusstor zu Anfang des Spiels und dann ja beinahe der Vorlage zu Sanés Siegtor, dann die tatsächliche Vorlage von Gnabry - zu verdanken:
Das geht in der Erinnerung aber halt alles total unter…
Gnabry war in der Schlussphase dieser Saison einer der Unterschiedspieler schlechthin.
Er lieferte erwähnten Assist für Musiala und erzielte in den 4 Spielen zuvor 5 Tore, u.a. 3x das 1:0.
Von der Spannung her war es zusammen mit 2001 eigentlich die extremste Meisterschaft, die es in meiner Fanzeit, die in den 80ern begann, gab.
Bei allen anderen Titeln, die am letzten Spieltag eingefahren wurden, gab es irgendwann spätestens in den letzten 10 Minuten des Spiels den Moment, in dem man wusste: „Es ist geschafft. Darauf trinken wir einen Schluck.“
Das war z.B. 1986 so, als Bayern Bremen noch abfing, denn da waren der Bayernsieg und die Bremenniederlage irgendwann während des Spiels klar und es trudelte aus. Genauso war es 2000, als Oberleitner das 2:0 für Unterhaching machte und Bayern komfortabel gegen Bremen führte.
2019 hatte Bayern alles in der eigenen Hand und nach dem 3:1 gegen Frankfurt war eigentlich auch klar, dass nichts mehr anbrennen würde und somit die Bühne frei war für den Abschied von Robbery, die beide dann ja sogar noch trafen.
Auch 1994, als sogar ein Unentschieden gegen Schalke gereicht hätte, war nach dem 2:0 durch Jorginho „lockeres Auslaufen“ hin zur Schale angesagt.
Insofern stechen 2001 und 2023 hier besonders heraus, da es quasi bis zum Abpfiff knapp war und es in beiden Spielen Phasen gab, in denen es so aussah, als ob Bayern leer ausgehen würde, bis die Last-Minute-Treffer von Andersson und Musiala kamen. Es waren allerdings in beiden Spielen auch nur wenige Minuten, in denen das Ergebnis für Bayern nicht passte. In Hamburg stand es fast 90 Minuten lang 0:0, was ja gereicht hätte, ehe sich die Ereignisse überschlugen. In Köln führte Bayern ebenfalls lange mit 1:0, ehe Köln in der 81. Minute ausglich. Beide Spiele hätten übrigens das Potential gehabt, dass man sich die Schlusspointe hätte ersparen können und beide Male hatten auch Schiedsrichterentscheidungen etwas damit zu tun.
In Hamburg wurde Bayerns 1:0 durch Jancker nach ca. 60 Minuten fälschlicherweise wegen Abseits zurückgenomnen und ich bin mir nachwievor nicht sicher, ob man das 2:0 von Sane kurz vor der Halbzeit in Köln wirklich wegen Handspiels kassieren musste.
Andererseits waren nur so die Last-Minute-Eskalationen möglich.
1986 muss man noch den Jahren dazu zählen, in denen es bis zur letzten Sekunde spannend war. Die Bremer hatten 10 Minuten vor dem Ende den Anschlusstreffer in Stuttgart erzielt und standen nur einen weiteren Treffer vom Titel entfernt.
Es kam dann in der Endphase der Partie offenbar schon verschiedentlich zu Diskussionen der Bremer Richtung Stuttgart im dem Sinne „Was wehrt ihr euch so? Wollt ihr unbedingt die Bayern zum Meister machen?“
Aber die Stuttgarter hatten sich vor dem Spiel im Gedanken an ihre eigene Meisterschaft zwei Jahre zuvor eingeschworen. Damals hatten sie im letztlich vorentscheidenden Spiel in Bremen bis zur letzten Sekunde hart um den Titel kämpfen müssen. Deshalb sollte auch Bremen an diesem Tag gar nichts geschenkt werden.
Sportlich natürlich vorbildlich.
Es war an diesem 34. Spieltag dann das erste und einzige Mal in der Saison, dass Bayern an der Tabellenspitze stand.
Im Falle 1986 trügt dich deine ansonsten messerscharfe Erinnerungsgabe.
Obwohl Stuttgart die bessere Mannschaft und das 0-2 für Bremen lange schmeichelhaft war, erzielten sie zehn Minuten vor dem Ende noch den Anschlusstreffer und es fehlte nur ein Tor um die Meisterschale wieder nach Bremen zu holen. Da galt es noch einige bange Minuten und zahlreiche brenzlige Szenen zu überstehen, bevor das Olympiastadion explodierte.
Danke an @Jo_1 und @wohlfarth für eure Erinnerungsstütze. Hab mir auf youtube noch ein Video dazu angeschaut und es war nachdem der VFB das 3:0 mehrfach liegen ließ nach dem Anschluss schon noch spannend für die restlichen 10 Minuten. Heutzutage wären es wahrscheinlich 15 Minuten und bei Leverkusen 20 Minuten gewesen.
Der besondere Moment, der aus der Saison natürlich hängen bleibt, passierte natürlich am Spieltag zuvor als Kutzop im direkten Duell in der Schlussphase den Elfer vergab, was Bayern überhaupt noch am Leben hielt, denn sonst hätte Werder schon nach dem 33. Spieltag daheim feiern dürfen.
Im übrigen der einzige, den er je verschossen hat.
In Kombination der beiden letzten Spieltage natürlich ein unglaubliches Saisonfinale. Wobei der Kutzop-Elfer allein schon absolutes Skandalpotential hatte, da es natürlich nie im Leben einer war.
Sören Lerby - kein Handspiel . Mit die schönsten Bayern Zeiten .