Das ist schon alles richtig, was Ihr hier schreibt.
Ich frage mich trotzdem manchmal, ob ob das alles tatsächlich so ein Naturgesetz ist, wie es meist diskutiert wird.
Wenn wir es mal grundsätzich angehen, hat der Erfolg eines Teams ja zwei zentrale Faktoren, nämlich die Spieler und deren Fähigkeiten (die teils Talent, teils Ergebnis harter Arbeit sind) und die professionelle Arbeit im Bereich Training / sportmedizinische Betreuung. Kurz: du brauchst Top-Talente, die täglich hart an sich arbeiten, und musst die als Verein aber auch konditionell und taktisch stets auf der Höhe halten.
Der Ansatz, dass es die anderen Bundesligisten nicht schaffen können, mal mit Bayern punktemäßig mitzuhalten, geht davon aus, dass die Bayernspieler tatsächlich so viel mehr individuelle Fähigkeiten haben, das die Gegner auch dann keine Chance haben, wenn sie topfit sind und taktisch alle Register ziehen. Das glaube ich aber eigentlich nicht.
In der Realität beobachte ich eher, dass vielen Bundesliga-Teams einfach nach 60, 70 Minuten die Luft ausgeht, dadurch die Ungenauigkeit im Spiel rasant zunimmt, Laufwege nicht mehr gemacht werden etc. Oder Trainer setzen auf unpassende taktische Konzepte, reagieren im Spiel nicht oder falsch; Spiele gegen vermeintlich schwächere Gegner werden zu lasch angegangen …
Und auch beim FC Bayern konnte man ja in der jüngeren Vergangenheit beobachten, was passiert, wenn es von der Trainings- und Betreuungsseite her nicht passt: unter Ancelotti ging sukzessive die Fitness im Team verloren, und bei Kovac hat das falsche bzw. ungeliebte Spielkonzept für Frust gesorgt und auch unnötige Niederlagen verursacht. Hätte man das jeweils laufen lassen, wäre ziemlich sicher die Dominanz trotz gleicher Spieler erstmal weg gewesen.
Insofern wage ich hier mal die These, dass die meisten Bundesligisten noch viel zu sehr dem Glauben ans Heldentum anhängen, sprich lieber zig Millionen für einen einzigen Spieler ausgeben, der die Erlösung bringen soll, statt mit der gleichen Summe mal einen hochprofessionellen Betreuerstab zu engagieren, der das Team völlig unabhängig vom jeweiligen Cheftrainer erstmal körperlich auf 100% bringt. Analog ein Team von Taktik-Analysten, die jedem Spieler indivduell zeigen wie er sich verbessern kann, und natürlich einen Cheftrainer, der ein speziell auf sein Spielermaterial zugeschnittenens taktisches Konzept entwickeln kann. Wenn es dann noch gelingt, bei der Zusammenstellung von Kader und Betreuerstab darauf zu achten, dass die sich auch menschlich gut verstehen - dann erst hätte man Vergleichbarkeit mit dem FC Bayern hergestellt und könnte beurteilen, ob da andere nicht doch mithalten können.
Insofern bin ich aktuell gespannt, ob es Marco Rose schafft, das im Überfluss vorhandene Talent beim BVB in so geordnete Bahnen zu lenken, dass sie eben doch mit Bayern mithalten können. Mit einem Erling Haaland im Sturm sollte das ja eigentlich möglich sein, und ihr traditionelles Torwartproblem scheint ja im Moment mit Gregor Kobel zumindest entschärft zu sein.
Natürlich wäre damit das Grundproblem, dass man nur mit viel Geld nach ganz oben kommt, weiter ungelöst. Aber immerhin könnte das mal die (offenbar nötige) Erkenntnis befördern, dass man lieber erstmal in Vereinsstruktur und Betreuerstab investieren sollte als noch ein paar Extra-Millionen für einen Spieler als vermeintlichen Heilsbringer. Denn von Ausnahmen wie Haaland abgesehen, wird letzteres nicht funktioneren - im worst case verletzt er sich nach 2 Spielen schwer …