Zeit zwischen den Jahren, nach dem Gänsebraten und vor der Böllerei, mal wieder Bilanz zu unseren Leihspielern zu ziehen. Wie lief die Vorrunde, wer hat sich verbessert/verschlechtert, wo stehen sie?
Das alles zusammengefasst in einem kleinen Ranking im Sinne von: Wer ist der Beste, Werthaltigste? Beim wem lief es gut, oder eben nicht?
1.) Alexander Nübel/AS Monaco
Die Nummer 1 ist natürlich wieder Alex Nübel. Einen Stammplatz in einer der Topligen, bei einem Topverein, das hat kein anderer zu bieten.
Nübel hat an die erfolgreiche Rückrunde der letzten Saison angeschlossen. Er ist völlig unangefochten die Nummer 1 und Monaco soll an einer Weiterbeschäftigung sehr interessiert sein. Um diverse Statistiken und Bewertungen mal grob zusammenzufassen, gehört er mittlerweile zum ersten Drittel der Torleute in der Ligue 1.
Die gegenwärtige Diskussion stellt ihn gerade natürlich in den Fokus. Das wahrscheinliche Ergebnis, entweder wird er hier spielen oder zum Ende der Saison für eine angemessene Summe wechseln, spricht für eine sehr gelungene Leihe.
2.) Malik Tillman/Glasgow Rangers
Nübel auf den Fersen ist das zweite Trumpfass unserer Loan Army, Malik Tillman.
Anfangs wurde sein Wechsel zu den Rangers in die schottische Liga durchaus kritisch beäugt. Ist das dort auch der richtige Fußball für ihn?
Mittlerweile ist es ihm gelungen, alle Zweifel zu zerstreuen. Schon von Anfang an hat er regelmäßig gespielt, wenn er auch immer wieder aussetzen musste oder frühzeitig runter musste. Inzwischen hat er ebenfalls einen unangefochtenen Stammplatz erreicht.
In der Liga 7 Scorer (alle 150 Min.), die sich meist auf die zweite Hälfe der Vorrunde verteilen, sind für einen MF-Spieler aller Ehren wert. Der Trainer steht hinter ihm, die Fans sind begeistert, der Verein wird aus gegenwärtiger Sicht wohl die Kaufoption ziehen, die bei 6 oder 7 Mio € liegen soll.
Fußballerisch/technisch steht er in dieser Liga wohl eine Klasse über den meisten Mitspielern.
Wobei man natürlich anmerken muss, es ist „nur“ die schottische Liga. Was das bedeutet, bekamen die Rangers in der CL zu spüren, als sie in der Gruppenphase eher kläglich nach 6 saftigen Niederlagen mit einem 2:22 Torverhältnis ausschieden.
Persönlich endete das Jahr wohl mit einer Enttäuschung für ihn, der Nichtteilnahme an der WM.
3.) Gabriel Vidovic/Vitesse Arnheim
Die Nummer 3 für Vidovic ist ein Stück weit von der Hoffnung getrieben, dass da noch mehr kommen möge. Bisher läuft es für ihn nicht schlecht. Er hat sich bei Arnheim von Anfang an einen Stammplatz erobert. War in 9 von 10 Spielen in der Startelf, hat einen Trainerwechsel „überstanden“.
Dieser Trainerwechsel zeigt aber auch, dass es für Arnheim nicht überragend lief. Oft schwierig für einen Offensivspieler da überzeugen zu können. Zudem wurde er in wechselnden Systemen, in wechselnden Positionen eingesetzt.
Einige Male hatte er mit Schiri-Entscheidungen etwas Pech, als ihm Tore wegen Abseits weg gepfiffen, oder Elfer verweigert wurden. So steht er bisher bei einem Tor in knapp 700 Minuten, eine ausbaufähige Bilanz. Nichtsdestotrotz ist der Sprung von der RL Bayern in die Eredivisie kein kleiner. Von daher bisher alles im Plan. More to come.
4.) Bright Arrey-Mbi/Hannover 96
Bright dürfte mit sehr positiven Gefühlen in die Winterpause gegangen sein. Aus einer desaströsen Leihe in Köln, die in der RL West endetet, kam er im Herbst nach Hannover. Auch dort sah es anfangs nicht besonders gut aus und er das Spielfeld nur aus der Ferne.
Doch ausgerechnet im Pokalspiel gegen den BVB sollte ihm der Durchbruch gelingen. Seitdem war in allen 7 Spielern in der Startelf und sicherte sich einen Stammplatz mit durchweg überzeugenden Leistungen.
Aktuell würde Hannover wohl ziemlich sicher die Kaufoption ziehen. Die, das ist aus Bayernsicht der Wermutstropfen, soll bei übersichtlichen 400.000 € liegen. Allerdings soll es auch eine RKO geben, also wer weiß?
Schön, dass er nun sein großes Potential offensichtlich auch beginnt auszuschöpfen. Und er ist ja immer noch erst 19 Jahre alt.
5.) Torben Rhein/Austria Lustenau
Auch Rhein ist einer der Spieler, der erst in der zweiten Hälfte der Vorrunde ins Rollen kam.
Aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, dass Rhein vor wenigen Jahren noch als eines der heißesten Eisen im deutschen Nachwuchsbereich galt.
Bei Bayern beim Übergang vom Jugend- in den Männerfußball gescheitert, muss man leider so klar sagen, war es fast überraschend, dass sich die Wege Ende der letzten Saison nicht trennten.
Aber man wollte es wohl noch einmal versuchen und so erfolgte die Leihe nach Lustenau. Auch das sah es zu Beginn nicht sehr rosig für ihn aus.
Rhein kam zwar in fast allen Partien zum Einsatz, allerdings nur als Einwechselspieler für die letzte Viertelstunde. Das sollte sich dann ab Oktober ändern.
Rhein gelang es offensichtlich sich an das erste Team heranzuarbeiten und stand in den letzten 6 Partien fünfmal in der Startelf. Auch darf er dort, seiner Stärke seit Jugendzeiten eingedenk, auch die meisten Standards ausführen und konnte so bei einer Ecke seinen ersten Assist verbuchen.
Vielleicht kann er in der Rückrunde daran dann anschließen, denn ganz verschwunden kann sein Talent ja wohl kaum sein.
6.) Marvin Cuni/1. FC Saarbrücken
Und noch einer aus der Reihe der spät ins Laufen gekommenen. Cuni spielte in den ersten Spielen immer. Sein Trainer Koschinat hielt große Stücke auf ihn.
Allerdings konnte er das nicht mit Toren vergelten. So musste dann auch Koschinat gehen und um den Zeitpunkt des Trainerwechsels herum, verlor auch Cuni zeitweise seinen Stammplatz. Durch Verletzungen im Kader wieder zurückgekommen, lieferte er jetzt auch ab. Mit 6 Scorern in 9 Spielen holte er sich seinen Platz zurück. Hier wird es spannend die RR zu beobachten. Unterhalb der dritten Liga hat er sich bisher als echter Goalgetter erwiesen.
Ob er auch die dritte Liga oder gar mehr drauf hat, wird sich erst nachhaltig zeigen müssen.
7.) Jamie Lawrence/1.FC Magdeburg
Dass Lawrence sich auf dem siebten Platz wiederfindet, hat weniger mit seiner Leistung als mit der Ligenzugehörigkeit zu tun. Diese verspricht immerhin noch eine gewisse Werthaltigkeit. Auch spielt Lawrence weiterhin in der deutschen U20, was seinen Namen im Gespräch hält.
Ansonsten war seine Vorrunde ein einziges Debakel.
Gekommen als Wunschspieler des Trainers, von Anfang an gesetzt, lief es für ihn in jeder Hinsicht bescheiden.
Im Hitzesommer 2022 auf dem Platz kollabiert, mit Rückenproblemen ausgefallen, zwei Gelbrot-Sperren kassiert, waren seine Leistungen durchweg enttäuschend.
An fast jeder Magdeburger Niederlage in dieser Phase hatte er sein gerüttelt Maß Anteil. Titz hielt lange zu ihm, bis es nicht mehr zu verantworten war. Er verlor seinen Stammplatz und kam gegen Schluss nur noch als Einwechselspieler zum Einsatz.
Der einzige Trost: Ab jetzt kann es nur noch aufwärts gehen und Magdeburg punktete ohne ihn auch nicht viel besser.
8.) Lenn Jastremski/Erzgebirge Aue
Bei Aue läuft es nach dem Zweitligaabstieg richtig bescheiden und es sieht fast nach dem nächsten Abstieg aus. Bei Jastremski selbst sieht es auch eher durchwachsen aus.
Er kam zwar in 15 von 17 Spielen zum Einsatz, allerdings nur in 7 von Beginn an. Drei Scorer sind jetzt für einen Mittelstürmer dabei auch nicht die Welt.
Das ist aber leider das durchgängige Problem bei Jastremski. Er überzeugt zwar immer durch Einsatz und Kampfgeist, aber ein Knipser ist er eben so gar nicht. In dieser Position wird es ab der 3.Liga und aufwärts wohl sehr eng für ihn.
9.) Emilian Metu/Austria Klagenfurt
Emilian Metu hätte sich die Saison bis hierher sicher auch anders vorgestellt. Bei unseren Amateuren hat er nie so recht seinen Platz gefunden. Deshalb war die Leihe in seine Heimat nur folgerichtig. Aber auch dort lief es gar nicht nach Plan. Im ersten Spiel für die Austria kam er in den letzten zwei Minuten zum Einsatz.
Das war es dann allerdings auch schon.
Ab dann wurde er sofort in die zweite Mannschaft versetzt und verblieb dort. Immerhin kam er dort dann in allen Partien über die volle Distanz zum Einsatz. Aber als Spieler der alle österreichischen U-Nationalmannschaften bis zur U19 durchlaufen hat, ist ein Stammplatz in der 4.Liga sicher nicht das Ziel seiner Träume.
10.) Liu Zhao Ziyang/Austria Klagenfurt II
Immer noch das chinesische Rätsel. Marketinggag oder Supertalent?
Momentan spielt er jedenfalls in der 4.Liga in Österreich. Eine Integration in die erste Mannschaft, die letztes Jahr angedeutet wurde, hat nicht stattgefunden.
Am Anfang der Saison saß er dort zumindest mal ein Spiel auf der Bank. Während er zu der Zeit unangefochtener Stammkeeper der zweiten Mannschaft war, hat sich das Bild auch dort in den letzten Spielen gewandelt. Mittlerweile findet hier de facto eine Torwart-Rotation statt, so dass er in den letzten 7 Spielen nur noch dreimal zum Einsatz kam.
Richtig vielversprechend klingt das alles nicht.
11.) Nick Salihamidzic/Vancouver Whitecaps II
Einer der großen Verlierer der Saison, der mittlerweile eher durch seinen Namen und durch Internetaktivitäten auf sich aufmerksam macht, als durch sportliche Leistungen. Nach einer verkorksten Saison bei uns mit Verletzungen, Erkrankungen, sportlichen Problemen, wechselte er zur zweiten Mannschaft der Vancouver Whitecaps nach Kanada, die sich zu dem Zeitpunkt mitten in der Saison befanden.
Ein eher ungewöhnlicher Schritt, den er damit begründete sich dort richtig fit zu machen, einzugewöhnen und 2023 bei der ersten Mannschaft der Whitecaps in der MLS durchzustarten.
Das stellte sich nach seinen eigenen Worten inzwischen als großer Fehler heraus. Nick gelang es dort nie, richtig Fuß zu fassen. Er kam in nur 5 Spielen zum Einsatz, nur eines davon über 90 Minuten.
Dann wurde die Leihe abgebrochen. In den letzten Wochen trainierte er bei den Amateuren mit, um sich fit zu halten. Zur Winterpause soll offenbar ein neuer Verein für ihn gesucht werden.
12.) Daniel Francis/Austria Klagenfurt II
Einer der beiden großen Pechvögel dieser Saison, der deshalb gewissermaßen außer Wertung läuft.
Francis ist der erste Spieler der durch das FC Bayern World Squad Projekt zum Verein gefunden hatte. Eine Art weltweites Spielercasting, dass über die Kanäle des Vereins aufwendig vermarktet wurde. Daniel Francis aus Nigeria ist sozusagen der Gewinner des Jahres 2022.
Auch hier die Frage eher Marketinggag oder Supertalent?
Wie auch immer. Jedenfalls wurde Francis sofort an die Klagenfurter Amateure verliehen. Und wurde dort ohne sein Zutun in eine Art Skandal um fehlende Arbeitsgenehmigungen verwickelt, die die Austria versäumt hatte zu beschaffen.
Als Folge war u.a Francis über Monate nicht spielberechtigt. Diese Sache konnte erst Mitte/Ende Oktober mit den Behörden abschließend geklärt werden und Francis die Spielberechtigung erteilt werden. Allerdings war ihm bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht erlaubt am Training der Mannschaft teilzunehmen.
So galt es sich erst einmal dort einzufinden und spielfit zu machen. Im Ergebnis konnte er bis zur Winterpause gerade 2 Spiele mit der Mannschaft absolvieren.
Für ihn ein verlorenes halbes Jahr, das vielleicht maximal der sozialen Integration gedient haben mag.
13.) Sarpreet Singh/Jahn Regensburg
Der zweite große Pechvogel, Sarpreet Singh, fällt nun eigentlich endgültig aus jeder Wertung.
Singh, der letztes Jahr eine bärenstarke Saison bei Regensburg gespielt hatte, fiel dort schon gegen Schluss verletzt aus. Diese Verletzung sollte sich als derart hartnäckig herausstellen, dass sie seinen schon fixen Wechsel zu Werder beim Medi-Check vereitelte. Statt BL war Krankenlager angesagt, ein anderer Wechsel natürlich auch nicht möglich. So wurde Singh von Bayern wieder zu Jahn Regensburg verliehen um dort wieder aufgebaut zu werden.
Ein an sich sinniger Plan, der fürs Erste allerdings krachend scheitern sollte. Bei Regensburg wurde doch tatsächlich die Registrierung des Spielers buchstäblich verschlafen, so dass Singh keine Spielberechtigung für die Hinrunde hatte und gar nicht zum Einsatz kommen konnte.
Das kann nun zur Rückrunde nachgeholt werden. Singh ist mittlerweile auch wieder fit und einsatzfähig, so dass hoffentlich einem positiven weiteren Saisonverlauf nichts mehr im Wege steht.
Wie nicht anders zu erwarten eine gemischte Bilanz. Einige überzeugen mehr, andere weniger, einige enttäuschen.
Es sollte klar sein, dass von den 13 Spielern die derzeit in der Verlosung sind, bei den meisten, weder sportlich noch finanziell, viel für Bayern zu erwarten sein wird.
Aus heutiger Sicht stechen die vier Ersten heraus, sowohl in gegenwärtiger Leistungsstärke als auch an Potential.
Wobei die beiden „Juwelen“ ganz klar Nübel und Tillman sind. Sollte es auch sportlich beim FCB nicht reichen, wäre hier insgesamt sicher eine Ablöse im deutlich zweistelligen Mio-Bereich zu erwarten.