Veröffentlicht unter: FC Bayern mit spätem Sieg gegen Gladbach – Miasanrot.de
Es war eine interessante Woche in München. Nachdem die Bayern während des gesamten Transferfensters den Bedarf an einem Rechtsverteidiger und einem Sechser konsequent ignoriert hatten, endete die plötzlich aufkommende hektische Transferbetriebsamkeit in den letzten beiden Tagen ohne neue Verpflichtung. So reiste Thomas Tuchels positionsweise dünner Kader nach Mönchengladbach, um gegen…
Was mir ein wenig Sorgen bereitet, ist, dass Harry Kane bislang noch überhaupt nicht in das Spiel der Mannschaft eingebunden ist. Dermaßen wenige Ballkontakte hatte Lewandowski nie.
Steht Kane vorne im Sturmzentrum, kriegt er keine Bälle - lässt er sich zurückfallen, fehlt er plötzlich vorne.
Ich fürchte, dass es sich dabei nicht nur um die üblichen Eingewöhnungsschwierigkeiten eines neuen Spielers handelt. Irgendwie ist kein Offensivspiel erkennbar, dass auf Kane als Stoßstürmer zugeschnitten ist.
Woran das liegt, erschließt sich mir nicht (lässt sich Kane vielleicht zu oft zurückfallen?).
Ich hoffe aber, dass Tuchel das Problem erkennt, analysiert und die richtigen Schlüsse daraus zieht.
Es rächt sich nun, dass sich die Verhandlungen um Kane wie ein Kaugummi ewig hinzogen haben.
Wäre er ein paar Wochen früher gekommen, hätte man seine Einbindung ins Spiel eintrainieren können.
Vor dem nächsten BL-Spiel gegen die extrem formstarken Leverkusener wird sich wegen der Abstellung der Nationalspieler zu ihren jeweiligen Länderspielen auch keine richtige Gelegenheit mehr dazu bieten.
Es ist schon paradox. Ein Jahr lang haben wir über die fehlende „echte 9“ geklagt, und jetzt haben wir eine, wissen mit ihr aber (noch) nichts anzufangen…
Das sehe ich tatsächlich aus vielerlei Hinsicht ganz anders. Worin wir übereinstimmen, ist dass die kurze gemeinsame Vorbereitung suboptimal ist. Dennoch merkt man jetzt schon eine große Auswirkung auf das Spiel im positiven Sinn.
Kane bindet oft 2 Gegenspieler, womit aktuell v.a. Sane immer wieder Freiräume bekommt. Auch wenn Gladbach gestern den Bus hinten geparkt hat, was eher statisch aussieht, hat z.B. Scally in der 80. Minute mit Krämpfen ausgewechselt werden müssen (zumindest habe ich es so wahrgenommen). Ein junger Spieler am Anfang der Saison? Da merkt man dann, wie viel sie ackern mussten.
Außerdem waren aus meiner Sicht mindestens 4 ganz miese Flanken auf HK, die er hätte wunderbar verwerten können, wenn die einigermaßen kommen. Dann sprechen wir von einem lockeren 1-3 oder gar 1-4 mit 1-2 Toren von Kane.
Ich mache mir gar keine Sorgen. Finde eher schon bemerkenswert, dass wir mit ihm schon so weit sind und das kann nur besser werden
Yup. Zumal es gestern das erste Mal mit Müller zusammen war und sich da die Abläufe auch noch einspielen müssen. Die standen in einigen Situationen schon ziemlich nah beieinander, wo Müller und Lewy ne ganz andere Zuordnung gehabt hätten. Das wird sich aber alles geben.
Ich würde Kanes bisheriges Spiel auch nicht so streng sehen und glaube, das Allerwichtigste in dieser Anfangsphase ist die Ausstrahlung, die dieser positiv gestimmte Topprofi auf alle hat, auf Mitspieler, den Verein und auf uns Fans. Außerdem: drei Spiele, drei Tore - auch nicht so übel. Wir werden noch viel Freude an ihm haben.
Da gefühlt seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegen Gladbach gewonnen wurde sind die drei Punkte doch erstmal nicht schlecht.
Nach dem freitäglichen Fiasko der offenbar zerstrittenen Taskforce ist Christoph Freund der Sieger der Stunde, es kann ja in diesem Bereich nur aufwärts gehen, zumal die bittere Wahrheit ist, dass die Saison nach menschlichem Ermessen in der Tonne ist, wenn Sperren und Verletzungen kommen sind die 16 Feld-Spieler einfach zu wenig, und ab 17 ist man schon bei Krätzig und Pavlovic. Also Prognose: vor der Winterpause in Liga auf Platz 3, im Januar kommt Palinha, im März CL Aus und Tuchel Rausschmiss. Alles wie immer, dann hätte ja auch Flick wieder Zeit.
Ich finde den Artikel tatsächlich zu pessimistisch. Wir haben gegen einen ziemlich limitierten Gegner, dessen Matchplan wohl war, hinten dicht und ansonsten auf Standards zu hoffen, einen 1:0 Halbzeitrückstand in der 87. Minute gedreht. Gibt also Faktoren wie Fitness und Mentalität, die im Vergleich zur Vorsaison wieder passen und andere Aspekte (Einbindung von Kane ins Offensivspiel, Qualität der Spieleröffnung etc) sind Dinge, die sich erst entwickeln müssen und Sache von Training bzw. Eingespieltheit der Offensivakteure aufeinander sind.
Interessant, dass und mit welchen Gründen Du das anders siehst.
Vielleicht sollte ich präzisieren.
Ich fand den Transfer absolut richtig und bin von Kane´s Qualität, Eignung, Motivation, Potential, Kompetenz und Ausstrahlung als Persönlichkeit vollkommen überzeugt.
Er hat auch insgesamt nicht schlecht gespielt gestern (nur lief das Spiel oft eben an ihm vorbei).
Und ich glaube auch, dass er das Team noch sehr viel weiter bringen wird.
Dass er mehrere andere Spieler BINDET, ist natürlich ein stichhaltiges Argument. Trotzdem (ich habe keine Daten und auch keine Vergleichswerte z.B. zu Lewandowski zur Hand) fand ich es auffällig und fast schon erschreckend, wie wenige Ballkontakte bzw. geglückte Offensivaktionen Kane hatte.
Einen Grund hast Du benannt: unsere hochtalentierten Flügelspieler mögen schnell flitzen und dribbeln können, aber mal von der Seitenlinie aus ein paar (flache und hohe) Flanken so gut getimt und gezirkelt ins Sturmzentrum zu spielen, dass ein „echter Neuner“ wie Kane auch was damit anfangen kann, da war noch viel Luft nach oben. Sowas braucht ein Spielertyp wie Kane aber.
Obwohl Bayern gestern Abend ja extrem viele Offensivaktionen hatte, war darunter meiner Erinnerung nach fast keine, wo Kane von seinen Mitspielern mal mit einem Pass bzw. Doppelpass oder einer guten Flanke gut in Szene gesetzt wurde.
Dass er, auch wenn er wahrscheinlich nie auch nur halb so viele Ballkontakte pro Spiel haben wird wie z.B. ein Kimmich, viele gegnerische Spieler bindet, Freiräume für Sané und Co freiblockt usw., ist sehr wichtig für die Mannschaft; gekauft haben wir ihn aber mehr noch wegen seiner Torschussqualitäten.
Jedenfalls würde ich mir gegen Leverkusen für Kane eine stärkere Einbindung ins Spiel, deutlich besser getimte Flanken und Pässe und eben auch mehr Ballkontakte wünschen.
Seine Torschussqualitäten sind wichtig, mindestens genauso wichtig sind aber auch die Fähigkeiten und Erfahrungen Gegenspieler zu binden, Freiräume für die eigenen Mitspieler zu schaffen und sie dementsprechend auch einzusetzen sowie die Präsenz als Führungsspieler auf dem Platz. Wenn Kane am Ende „nur“ 25 Tore schießt, aber dafür sorgt, dass Sane, Gnabry und Coman zweistellig treffen, war der Transfer immer noch erfolgreich.
Gegen eine Gladbacher Mannschaft, die sich in mindestens 60 von 90 Minuten größtenteils im oder am eigenen Strafraum befindet, hätte sich auch ein Lewandowski schwer getan. Kane hat das für mein Empfinden schon ordentlich gemacht, dass er sich teils weit hat zurückfallen lassen, um dann mit etwas Tempo wieder nach vorne zu kommen. Dass das Kombinationsspiel dann nicht passte, ist sicher eher weniger seine Schuld.
Seine Wichtigkeit hat sich - finde ich - zum Beispiel bei der Ecke zum 2:1 gezeigt, als er in der Mitte einen Gegenspieler bindet und Tel in seinem Windschatten quasi unbedrängt einköpfen konnte. Manchmal muss man nicht Doppelpacks schießen, um als Stürmer wichtig zu sein. Ich bin da auch recht zuversichtlich, dass die Abläufe noch besser werden. Und was Kane kann, wenn er etwas Platz hat, hat man ja gegen Augsburg gesehen.
…Hui, hier wird aber „früh“ … „zurückge…geschraubt/-werkelt“/…jedwede „Anspruchs-/Erwartungs-haltung“ … „(chro…systematisch) eingedämmt“ bzw. …„die Frage ausgelassen/-spart“, ob derartige „(Bindungs-/Führungs-)Qualitäten“ ein „(…Amortisations-/Weiterverkaufs-schwaches) 100+ Mios.-Invest“ (!) … „rechtfertigen“ […> „Überträgt“ die „Komfort…Wohlfühl-oase“ auf die „(passend-machende/…vermeidende) Fan-base“?]…!?
Ich glaube die radikale Reduzierung des Kaders auf der Mittelfeld-Position, getoppt mit dem gescheiterten Palinha-Transfer, bringt zumindest einen Vorteil: unsere Nationalmannschaft-„Bruderschaft“ wird ein Letztes Mal zeigen müssen, ob sie dem Verein eine Identität gibt und das Zeug dazu hat, Titel zu sammeln. Wenn das nicht klappt, muss der Verein nächsten Sommer dringend auf die „kleine Generation“ Musiala/Wirtz umschwenken.
Aktuell hat von den Vieren (Kimmich-Gnabry-Goretza-Sane) überraschenderweise Sane den größten Sprung gemacht. Neben seinen offensiven Aktionen (3 Tore, fast 5 Dribblings pro Spiel, 3 Schüsse pro Spiel) spielt er disziplinierter, was sich in deutlich geringeren Ballverlusten widerspiegelt. Wenn er es schafft, das über 90 Minuten beizubehalten wäre er nach 3 Jahren endlich der Spieler, den man sich für 50 Millionen erhofft hat. Auch gegen Gladbach hatte er wieder eine typische Sane-Aktion in der Nachspielzeit: die Mannschaft hatte völlige Ballkontrolle und spielte die letzten 2 Minuten locker aus. Da probiert Sane unbedrängt bei der Ballannahme einen Trick, der zum Ballverlust führte, was Gladbach die letzte Minute noch einmal zwei Angriffe ermöglichte. Genau diese Spiele hat der FCB die letzten 12 Monate regelmäßig verbockt.
Das Ergebnis ist wichtig, um Selbstbewusstsein zu tanken. Aktuell scheinen mir die meisten Spieler noch zu verunsichert. DeLigt würde mit seiner Körpersprache gut tun. Er sitzt aber auf der Bank und man hofft stattdessen, dass Upa bei jedem Ballkontakt keinen Bock schießt. Die Kombination Kane-Müller erinnert mich ganz zart in Ansätzem an alte Flügelzangen bzw. Lewa-Müller Kombos. Beide Spieler leben (und lieben) den Raum auf dem Platz und nehmen sich die Freiheit. Ich hoffe sehr, dass da mehr daraus werden könnte, denn wir brauchen dringend mehr Spielwitz und Kreativität. Aktuell läuft sehr viel nach Schema F ab, aber das ist der Entwicklung geschuldet.
Das Spiel gegen Leverkusen wird zeigen, wo die Mannschaft von der Qualität steht. Denn ehrlicherweise spielt Alonsos Team mit Ballbesitz und Kurzpassspiel einen interessanten und attraktiven Fußball, der vermutlich Gradmesser diese Saison sein wird.
Der Blog-Artikel von @Marc ist auch mir zu pessimistisch. Ich sehe das ähnlich, wie @DaWiggerl und möchte deshalb mal die positiven Aspekte herausstellen.
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Positionstreue und Abwehr: In der ersten Halbzeit konnte man schon deutlich die neue Handschrift von Tuchel erkennen (was einige Foristen bisher bemängelt haben: „keine Veränderung/Verbesserung zu Nagelsmann“). Die Spieler hielten meist die ihnen zugewiesenen Positionen, kein wildes Herumrennen. Das kam der Abwehr zu Gute, diesmal wenig gefährliche Konter von Gladbach, die Gefahr (und das Gegentor) kam meist nach Standards. In 3 Buli-Spielen nur 2 Gegentore, das ist doch schon ein guter Anfang.
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Angriff: War das Bayern-Spiel in der 1. Halbzeit noch zu statisch (ist für die Spieler auch nicht einfach, Positionstreue mit dynamischer Variabilität zu verbinden), so sah das in der 2. Halbzeit stellenweise schon recht gut aus. Gegen eine dicht gestaffelte Gladbach-Abwehr wurden doch einige gute Chancen herausgespielt. Auch hier wieder ein Blick auf die „Facts“: 9 Tore in 3 Spielen sind auch hier vielversprechend.
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Mentalität: Ich hätte nicht gedacht, dass man in einem Bayern-Forum mal über Mentalität sprechen muss, aber hat nicht genau die teilweise in der letzten Saison gefehlt? Kaum ein (oder kein?) Spiel nach Rückstand mehr gedreht, selbst bei Führungen nach einem Gegentor öfters noch den Faden (und das Spiel) verloren.
Diesmal habe ich bei der Mannschaft den unbedingten Willen gespürt, das Spiel trotz Rückstand zu drehen, vor allem die eingewechselten Laimer und Tel haben das m.M. nach ausgestrahlt.
Tatsächlich ein Faktor der wichtig werden sollte. Das Team das in der RR der vergangenen Saison, warum auch immer, ab der 70.Minute regelmäßig stehend K.o. schien, kann wieder nachlegen. Im Bremen und Gladbach waren wir es die am Schluss nachlegen konnten.
Zumindest in dem Bereich scheint schon mal Besserung eingetreten.
Man kann zumindest festhalten, dass Tuchel-Fußball im Vergleich zu Nagelsmann-Fußball eine völlig andere Welt ist. Weniger spektakel- eher ergebnisorientiert.
Eine deutlich weiträumigere Positionierung, die größere Bereiche des Platzes abdeckt, dadurch aber auch weniger Schwerpunktbildung zulässt.
Die Handschrift ist jedenfalls mittlerweile unverkennbar.
Ich glaube, dass der Punkt Mentalität der entscheidende ist. Dass war es, was uns letzte Saison ab irgendwann (ab der WM?) gefehlt hat, dieser Wille, dieses Selbstbewusstsein, und da scheinen wir tatsächlich wieder in kleinen Schritten voranzukommen. Schön wäre halt jetzt ein Sieg gegen Bayer, als weiterer wichtiger Step zum alten Selbstverständnis.
Zwei Dinge,
Was man bei Tuchel schon bei seinen vorherigen Stationen sehen konnte.
Die erste Halbzeit ist eher auf Sicherheit und die Breite ausgelegt und zwingt den Gegner zu viel Laufarbeit.
In der 2. Hälfte wird zugelegt und es geht eben nicht mehr nach 70 min die Luft aus.
Und Kane - was sagte der Trainer von Gladbach vor dem Spiel: „wir werden ihm siche rim gesamten Spiel keinen Platz lassen.“
Da wird dann halt ein Kane immer gedoppelt und ein Sane hat plötzlich im 16er Platz.
Noch gravierender war die letztlich entscheidende Ecke, bei der sich dann drei!!! Abwehrspieler nur um Kane kümmerten - da war dann halt letztlich keiner mehr für Tel übrig.
Bei Mannschften, die derart den Bus im eigenen Strafraum parken, wie Gladbach gestern, bekam auch in früheren Zeiten ein Robert Lewandowski nicht die Masse an Chancen.