Gehen wir mal von 2 unterschiedlichen Trainer-Typen an der Seite während eines wichtigen und womöglich auch hektischen Fußballspiels aus:
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Trainer-Typ Nr. 1 ist motorisch hoch aktiv, sitzt kaum einmal auf seiner Bank, läuft an der Seitenlinie innerhalb der erlaubten Zone ständig aufgeregt hin und her, zeigt deutlich seine positiven und negativen Emotionen, diskutiert jede 2. diskutable Schiedsrichterentscheidung lautstark mit dem 4. Offiziellen und kassiert öfter mal eine Gelbe Karte, ruft seinen Spielern häufig etwas zu, gestikuliert über gute und schlechte Spielzüge seiner Mannschaft, schlägt für alle sichtbar die Hände vors Gesicht und schüttelt den Kopf, wenn ihm etwas missfallen hat, flippt nach einem Tor seines Teams aus, springt dabei in die Höhe, macht die „Säge“, als ob er selbst das Tor geschossen hätte, diskutiert häufig mit seinen Co-Trainern und gestikuliert dabei - und das alles vor laufenden TV-Kameras.
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Typ Nr. 2 verlässt, egal was passiert, kaum einmal seinen Sitzplatz, redet und gestikuliert wenig, strahlt eine stoische Souveränität und Abgeklärtheit aus, ist meist unaufgeregt und lässt sich auch nach einem Gegentor nicht aus der Ruhe bringen, disktutiert nur selten mit dem 4. Offiziellen und auch nur in wenigen Spielsituationen mit seinen Co-Trainern, vertraut seiner Mannschaft und ruft deswegen kaum einmal laut etwas auf das Spielfeld, ist in Mimik und Gestik zurückhaltend, beobachtet und denkt viel nach, ohne dies durch größere Motorik seiner Arme und Beine zu unterstreichen, lässt den Dingen ihren Lauf, interveniert nur an wenigen, wichtigen Stellen, wenn er „in-game-coaching“ betreiben und das System umstellen will und ruft, wenn überhaupt, dann in der Regel nur seinen Kapitän an den Spielfeldrand, um ihn kurz etwas zu erklären bzw. eine Anweisung zu geben.
Dass das idealisierte Extrembeispiele sind und sich viele Trainer in ihrem Verhalten irgendwo zwischen den beiden Polen bewegen (oder dass das Trainerverhalten je nach Spiel bzw. Situation variieren kann und vielleicht in der 1. Runde des DFB-Pokals weniger - oder stärker? - exaltiert sein kann als in einer K.O.-Runde der Champions-League), ist natürlich klar.
Trotzdem würde ich gerne erfahren (am besten sogar von der Spielerseite aus gesehen, die ja sicher mit einem Auge mitkriegen, was da auf bzw. vor der Trainerbank gerade so abgeht), ob Typ Nr.1 oder Typ Nr. 2 für die Akteure besser ist?
Für beide Varianten sind ja durchaus Pro- und Contra-Argumente denkbar.
Für Typ Nr 1 könnte z.B. Folgendes sprechen:
motiviert die Mannschaft permanent, regt sie an, „emotionalisiert sie“ mit seinen eigenen Emotionen, pusht sie vorwärts, macht sie auf Fehler aufmerksam, dirigiert oft um, und das Team spürt, dass der Coach mitdenkt, „mit Leib und Seele“ kräftig mit dabei ist und wirklich Anteil an dem Geschehen nimmt, denn er „macht aus seinem Herzen keine Mördergrube“ und wirkt daher nahbar und authentisch.
Nachteil könnte sein: die Spieler kriegen im Eifer des Gefechts inhaltlich kaum etwas von seinen Anweisungen und Rufen mit (ODER es irritiert sie, wenn sie aus dem Augenwinkel häufig Unruhe an der Seitenlinie mitkriegen, die sie nicht immer zuordnen können), die Unruhe des Trainers überträgt sich auf sie und macht sie nur noch nervöser, es tut ihnen gar nicht gut, nach einem Fehler, über den sie sich schon selber genug ärgern, einen Trainer zu erleben, der von seinem Stuhl springt, flucht und sich die Hände vors Gesicht schlägt usw.
Für Typ 2 hingegen z.B. könnte Folgendes sprechen:
seine stoische Gelassenheit und Unaufgeregtheit überträgt sich auf die Spieler, sie werden selber ruhiger und können sich besser auf das Spiel konzentrierten, sie spüren, dass der Coach ihnen und ihrer eigenen Entscheidungsfindung vertraut und nicht alles mit „high expressed emotions“ kommentiert udgl. Also z.B. auch nicht ausflippt, wenn sie mal einen Fehler begangen haben.
Er signalisiert dem Team, dass der eigentliche Job des Trainers bei der guten Spielvorbereitung lag und übertriebener Aktionismus während des Spiels eher überflüssig und kontraproduktiv ist.
Nachteil könnte sein: die äußerlich relative „Teilnahmslosigkeit“ des Coaches demotiviert die Spieler eher und macht sie schläfrig, sie interpretieren seine Ruhe als Gleichgültigkeit und denken, „dem Typen geht wohl alles am Arsch vorbei“, sie vermissen seine Anfeuerungsrufe bzw. lautstark aufs Spielfeld gerufenen Anweisungen, es irritiert sie, dass der als unnahbar empfundene Coach kaum sichtlich zu erkennen gibt, ob er mit dem Spiel seiner Jungs zufrieden ist oder innerlich angefressen ist, und sie fühlen sich bei ihrem Protest nach fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen von ihrem Trainer alleingelassen bzw. nicht unterstützt.
Jetzt mal unabhängig von konkreten Trainer-NAMEN:
gibt es irgendwelche Erkenntnisse (oder zumindest Vermutungen) darüber, welches „Trainer-Verhalten“ bei den Spielern besser ankommt bzw. sich leistungsförderner auf die Konzentration und die Leistung der Mannschaft auswirkt?