EM-Blog: Ein würdiger Europameister

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Italien ist Europameister und sichert sich damit ausgerechnet vor englischem Publikum gegen England seinen zweiten EM-Titel. Nach Anfangsschwierigkeiten und einem frühen Gegentreffer gelang es ihnen, die Spielkontrolle und so auch das Spiel zu gewinnen. England wird sich wiederum grundlegend hinterfragen müssen. “It’s coming to Rome”, schrie Leonardo Bonucci kurz nach…

Sportlich war es allemal verdient, ich habe persönlich auch die Italiener angefeuert. Die erste Halbzeit über sah es so aus, als hätte England exakt die Taktik zum Funktionieren gebracht, an der sich Löw mit mässigem Erfolg versucht hatte. Aber dann wurde ohne Not die Initiative verschenkt, und das Elfmeterschiessen klassisch vercoacht. Rashford ist ein sehr sicherer und erfahrener Elfmeterschütze, aber Sancho nicht. Einen 19-jährigen als Schlusschützen aufzubieten und zu erwarten, dass er mit diesem Druck klarkommt, war dann einfach zuviel des Wagemuts.

Weswegen ich mich über den italienischen Sieg gefreut habe, hatte auch noch andere Gründe. Zum einen, dass ein englisches Rausfliegen im Elfmeterschiessen einfach der Running Gag ist, der bei keinem internationalen Turnier fehlen darf. Aber auch wegen des ganzen Drumherums, bei dem man mal wieder die sehr dunkle Seite englischer Fankultur kennenlernen durfte. England ist jetzt beileibe nicht das einzige Land, das ein Problem mit Rassismus im Fussball hat (schon gar nicht verglichen mit Italien). Die dortigen Rassisten erfreuen sich jedoch der Rückendeckung ihres eigenen Regierungschefs, der Verständnis dafür geäussert hat, dass die eigene Mannschaft für den Kniefall ausgebuht wird. Von den sonstigen Auswüchsen toxischen Fantums ganz zu schweigen, das sich ja gerade auch an Deutschland reibt. Die EM 96 und die damaligen, unsäglichen Schlagzeilen der englischen Presse sind mir noch in guter Erinnerung - das war für mich persönlich das erste Mal, dass ich die politische Seite des Fussballs erlebt habe.

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