Vorab: ich bin auch nicht unglücklich über das Abstimmungsergebnis. Das, was zu lesen/erfahren war, hat mich auch nicht so überzeugt, auch wenn ich mit @Jo_1 konform gehe, dass der Informationsfluss intern hoffentlich etwas besser war.
Allerdings würde ich noch ein, zwei Fragen in die Runde werfen wollen.
Bezüglich des Keils zwischen 1.BL und 2.BL: existiert der nicht längst, auch ohne Watzkes Andeutungen? Seifert hat ja festgestellt, nach seiner Wahrnehmung hätten etwa 10 Klubs tatsächlich internationale Ambitionen, deswegen wäre das Abstimmungsergebnis nicht so überraschend.
Irgendwie hab ich das Gefühl, in England beispielsweise sind all die Bedenken, die wir hier so haben, kaum ein Thema (korrigiert mich, wenn ich falsch liege). Da klotzen alle einfach ran, um so schnell wie möglich an den jeweils größeren Fleischtopf zu kommen. Ich sehe auch nicht, dass sich etwa eine größere Zahl an Newcastle-Fans öffentlich an der Anschubfinanzierung der Saudis stört, die freuen sich wohl über die CL-Teilnahme (wofür natürlich gute Arbeit auch vonnöten war).
Worauf ich hinauswill: gibt es zwischen den Polen der enthemmten Kommerzialisierung einerseits und der (ich formuliere bewusst polemisch) romantischen Verzwergung denn nicht Mittelwege?
Dass insgesamt mehr Geld vonnöten sei, um beispielsweise die Auslandsvermarktung der Liga auszubauen, darüber schienen sich alle einig zu sein. Und wenn ich es richtig verstanden habe, ging es bei dieser Abstimmung nicht darum, den Deal schon komplett abzusegnen, sondern um die grundsätzliche Einleitung der nächsten Verhandlungsphase.
Ich selbst verstehe von diesen ganzen Finanzgedöns sehr wenig, das muss ich gleich sagen (ich will mich auch gar nicht allzu sehr damit beschäftigen). Allerdings liegt mir wie wohl jedem von euch einiges an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nicht nur des FCB, sondern auch des deutschen Fußballs insgesamt. Und ich frage mich schlicht, wieviel Kröten man schlucken muss, um das einigermaßen zu ermöglichen. Außerdem habe ich die Deutschen insgesamt im Verdacht, dass sie mal wieder alles zugleich wollen, oder besser gesagt, zwei unvereinbare Dinge: nämlich so wenig Kommerzialisierung wie nur denkbar und gleichzeitig den größtmöglichen sportlichen Erfolg.
Das erinnert mich an Umfragen, wo sich wirklich jeder für einen Haufen Windräder ausspricht, aber bitte: not in my backyard.
Meine oben erwähnte kritische Haltung zu dem angebotenen Deal wird noch erleichtert durch meine grundsätzliche Skepsis gegenüber diesen ganzen Private Equity-Leuten. Leider habe ich auch von Skeptikern noch keine besseren, überzeugenderen Wege geschildert bekommen, um die Liga zukünftig gut aufzustellen. Und ich habe schon den Verdacht, dass Seifert mit seiner Analyse richtig liegt, dass ein Großteil der deutschen Klubs gar nicht ernsthaft in Konkurrenz mit den Engländern und Spaniern und Italienern treten will. Ist die Haltung von Watzke (und damit wohl auch von Bayern) damit verständlicher, sind das alles nur Bremser?
Ich gebe auch zu bedenken, dass die mediale Häme reichlich groß ist, wenn Bayern national wie international mal nicht reüssiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Wille zur Solidarität bei uns dadurch gesteigert wird, oder dass uns dann mehr daran liegt, dass die Schere zwischen den Klubs wieder kleiner wird. Bei uns zählt öffentlich und wohl auch intern eh nur noch der größtmögliche Erfolg.
Ich bin für Input sehr dankbar.