Der Enttäuschende

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Riesengroß war der Hype als Julian Nagelsmann zum FC Bayern stieß. Doch seine erste Saison geht merkwürdig zu Ende. Ganz ohne Crescendo. Warum er in seiner ersten Saison enttäuscht. Man mag es mir nicht glauben, doch diese Kolumne stand schon vor Wochen fest. Schon da zeigte ich mich enttäuscht ob…

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Super Artikel. Genau die gleichen Gedanken habe ich auch schon eine Weile.

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Bekommst von mir eine 1 für diesen Artikel. Toller Beitrag. Vor allem hat mich dieser Abschnitt berührt und ist sehr gut analysiert

hoffe Nagelsmann zieht nun nach dieser „verkorksten“ Saison seine eigene Schlüsse daraus und wird nächste Saison hoffentlich unter den besten „4“ :hugs: Europas sein…

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Ich habe erst beim zweiten Lesen erkannt, dass das gar keine Satire sein soll.

Wenn ich die Lobeshymnen über Pep lese und nicht selbst dabei gewesen wäre, würde ich davon ausgehen, dass er 2014 nicht die bis dato höchste Heimpleite in der CL hatte (0:4 gg.Real Madrid).
2014/2015 stolperte man in Donezk und Porto um dann in Barcelona vorgeführt zu werden.
Im Jahre darauf hat Müller noch gewusst, wo beim Kopfball das Tor steht, sonst wäre die Reise schon im AF zu Ende gewesen.
Ich bin selbst großer Pep Fan. Aber es war also auch damals nicht alles Gold was glänzt.
Dazu muss man auch sehen: Pep kam mit 14 Titeln zum Triple Sieger München.
Ich bin kein Freund davon, ein finales Urteil - und so liest dich das für mich - auf Basis von 2-3 K.O. - Spielen in einer Saison zu ziehen.

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Vollste Zustimmung. Pep war super, aber auch da gab es einiges, was mittlerweile scheinbar in Vergessenheit geraten ist.
Trotz der derzeitigen Probleme ist es z.B. nicht unwahrscheinlich, dass wir Peps Rückrunde 2014/15 punktemäßig sogar noch toppen, denn da waren es am Ende 34 Punkte bei insgesamt 5 Niederlagen. Derzeit stehen wir bei 29 Punkten bei noch 4 ausstehenden Spielen.
Zu den CL-Spielen hast du ja schon einiges geschrieben. Ganz klar ersichtlich ist, dass es auch unter Pep in der CL in der KO-Phase oft nicht passte und das lag nicht immer nur an Verletzungspech. Es gab in jedem seiner 3 Jahre wichtige Spiele, die entweder ein kompletter Totalausfall waren (das 0:4 gegen Real 2014, das 1:3 in Porto 2015) oder zumindest in Phasen desolat waren (2015 Anfangs- und Schlussphase in Barcelona, 2016 in Turin ab der 60. Minute und daheim gegen Turin bis zur 70. Minute, 1. Halbzeit bei Atletico). Das waren insgesamt schon ziemlich viele wichtige Spiele, in denen die Mannschaft ihre Leistung nicht brachte und in der Gesamtabrechnung sollte dann eben nicht nur das unglückliche Scheitern gegen Atletico aufgrund des überragenden Rückspiels glorifiziert werden, wenn klar ist, dass auf der Kehrseite der Medaille längst nicht alles glänzt.
@Daniel: bitte nicht falsch verstehen. Pep war in vielerlei Hinsicht ein Genie und ich trauere dem Fußball aus seiner Zeit ebenfalls nach. Eine Überhöhung wie in diesem Artikel erscheint mir aber gegenüber anderen Trainern nicht fair, denn auch hier war man weit davon entfernt perfekt zu sein.

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Ich finde den Vergleich auch nicht fair. Muss sich jetzt jeder Bayern-Trainer am Ballbesitz-Papst Pep Guardiola messen lassen? Der spielt in einer eigenen Liga, was die theoretische Durchdringung des Sports angeht, und in 90% der Fälle war auch die praktische Umsetzung sehr erfolgreich. Nicht umsonst konnte er sich seine Post-Barca-Jobs frei raussuchen; wir können uns glücklich schätzen, ihn drei Jahre gehabt zu haben, aber dann zog es ihn halt weiter zu einem Verein, in dem er finanziell und machtpolitisch frei schalten und walten darf.

Das ist aber in etwa dasselbe, als ob man enttäuscht darüber ist, dass Sané kein Mbappé ist, oder Upamecano kein van Dijk. Wir haben aktuell weder bei Trainern noch bei Spielern die Möglichkeit, uns im allerhöchsten Regal zu bedienen. Stattdessen holen wir Leute, die den letzten Schritt zur Weltklasse bei uns erst noch gehen müssen. Das gilt auch für einen bislang titellosen, 34-jährigen Trainer, der zum ersten Mal in seinem Leben einen Topklub managt. Ja, die Rückrunde war nicht überzeugend, aber solche „Formschwankungen“ muss man dann halt einem Trainer zugestehen, der erst noch in dieses Amt wächst.

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Die nächste Saison wird die Saison, die darüber entscheidet, ob unser Trainer nur eine Episode war oder ob er dazu fähig ist, eine Ära mit dem Club zu prägen. Ich hoffe und glaube, er ist sich darüber bewusst. Er wird einiges zu hinterfragen und auch zu ändern haben.

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Fragen über Fragen- die Auffassung kann ich nur teilen.

Ich würde noch den Bereich Belastungs und Trainingssteuerung dazunehmen. Einige Spieler wirken nicht wirklich fit vornehmlich Gnabry.
Während Flick diesen Bereich komplett an Broich delegiert hat, der für den hohen Fitnesslevel gefeiert wurde, scheint mir da momentan auch ein Defizit.

Zu Pep
Der hat nie 3er Kette mit drei IV gespielt. Wenn er 3 er Kette spielte dann immer mit einem hängenden und einem höher stehenden AV.
Die von LVG etablierte Grundformation wurde beibehalten.

Zu den Verwaltern
Beide haben den dominanten Ballbesitzfussball aufgegeben. Unter beiden Trainern sind durch veränderte Trainingsformen der hohe Standard an Fitness und /oder Ballfertigkeit zurückgegangen. Beide lebten letztlich von der noch vorhandenen grossen Erfahrung und der individuellen Stärke der Spieler.

Flick
Hat mMn mehr gemacht als ausgequetscht. Die Verletzungen von Süle und Lucas sofort kompensiert. Davies zum Stammspieler gemacht und Musiala in den Profi Kader berufen. Aber vor allem hat er sofort die Spieler überzeugen und mitnehmen können. Die zweite Saison war doch gekennzeichnet von einem total überlasteten Spielplan. Und vor allem von einer in der Breite dezimierten Mannschaft und mangelhaften Zugängen. Dazu ein seit März schwelender Konflikt.

Nagelsmann
MMn ein deja vu der Flick Situation. Man lässt ihn bei der Kaderplanung im Regen stehen. Noch schlimmer, man lässt ihn bei Vorstandsthemen Corona Kimmich JHV DFL etc die Kommunikation zu übernehmen und feiert sich auch noch dafür. Ein Versagen von Hainer Kahn Salihamidzic.
Darüberhinaus ist es ihm bisher nicht gelungen, die Spieler von seinen Ideen restlos zu überzeugen. Noch schlimmer, das Team hat einen seit über 10 Jahren nicht mehr gesehenen Leistungseinbruch- abfall, den Nagelsmann auch nur annähernd stoppen oder korrigieren konnte. Darüberhinaus bekommt man das Gefühl, das sich bei ihm eine gewisse nonchalante Hilflosigkeit breit macht, die sich teilweise in Trotzigkeit ausdrückt. Nie hätte ich es für möglich gehalten, das wir mit Nagelsmann so dermaßen abstürzen. Man kann nur hoffen, das sich Kahn Salihamidzic und Nagelsmann hinsetzen, sich schonungslos die Meinung geigen und die notwendigen Schlüsse ziehen bzw Fehlentscheidungen korrigieren.
Dazu gehören vor allem die sich wiederholenden Fehlentscheidungen in der Kaderplanung. Gravenberch und Mazraoui sind ein guter Anfang. Spieler die die Ajax Schule des 4-3-3 durchlaufen haben. Man muss aufpassen, das man nicht noch mehr Erfahrung verliert. Spieler die alles gewonnen haben muss man halten und nicht wegschicken, man muss sie herausfordern und alles herauskitzeln. Auch das haben Pep und Flick geschafft. In dieser Hinsicht waren die Aussagen von Nagelsmann gestern schockierend. Er muss mit dem vorhandenen Spielermaterial arbeiten und das beste herausholen. Er kann nicht erwarten, das sich Top Spieler verbiegen und etwas trainieren und spielen sollen was nicht zu ihnen passt. Natürlich hat er recht damit, das man davon ausgehen muss, das ein Club einen Trainer scouten und wissen muss, was man bekommt. Das kann aber nicht bedeuten, das alles auf den Kopf gestellt werden kann/muss. Hoffentlich sieht er das ein (auch wenn Salihamidzic ihm etwas anderes suggeriert haben sollte). Schockierend ist, das sich die Clubführung offensichtlich bei der Verpflichtung von Nagelsmann nicht im klaren war, was man bekommt, bzw. vereinbart hat was man will oder nicht will. Die Ursache dieses Problems und der daraus folgenden Konsequenzen liegen ausschließlich bei Kahn und Salihamidzic- das kann man Nagelsmann nicht ankreiden, und so hat er das ja auch durch die Blume zurecht formuliert.

Die gestrige PK war mMn ein einzigartiger Offenbarungseid über den aktuellen sportlichen Zustand des FCB.

Ps weil hier einige schon wieder bei dem Namen Pep allergisch reagieren (genau wie bei Thiago); Pep und Klopp haben Mannschaften geformt, die nach Auffassung vieler „Experten“ zzt den besten und auch erfolgreichsten Fußball spielen. Beide Trainer spielen in einer Grundformation mit zwei IV, egal wie sich dann die beiden AV taktisch verhalten/positionieren.
Beide haben mal versucht, eine 3er Kette mit 3 IV zu spielen, beide haben das sehr schnell aufgegeben. Es gibt nur ein top Team das 3er Kette mit 3 IV spielt, Chelsea, etabliert von Conte und über Jahre perfektioniert, vor allem mit den dazu nötigen wingbacks die defensiv wie offensiv gleichermaßen effektiv sind. Ironischerweise kann das Team inzwischen kaum noch erfolgreich effektiv 4er Kette mit zwei IV spielen. Tuchel hat es verstanden, und die Spieler das spielen lassen, was sie können (obwohl er weder bei PSG noch bei BVB Verfechter einer 3 er Kette mit 3 IV war).

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Bin auch etwas enttäuscht, ist ja klar.

Mich würde mal interessieren, was das mit dieser ominösen „schlechten Stimmung“ ist. Liegt das am Trainer? Passt die Truppe nicht zusammen? Fehlt ihm die Autorität und Erfahrung da einzugreifen und zu moderieren?

Prinzipiell würde ich ihm noch eine längere Eingwöhnungsphase zustehen, auch inklusive kompletter nächster Saison. Dann müssen die Verantwortlichen aber auch eine klare Linie vorgeben, die fehlt mir hier eindeutig. Weder Salihamidzic noch Kahn noch Hainer haben eine „Aura“, ein „Profil“, dieses Mia san Mia, diese arrogante, klare Linie. Hier fehlt eindeutig jemand mit Charisma und Erfahrung.

Wir haben also einen kleinen Umbruch in der Mannschaft, einen Umbruch hin zu einem jungen Trainernerd, einen komischen Umbruch in der Führung und einen bereits langen, enttäuschenden Umbruch beim Management. Vielleicht ein Umbruch zu viel.

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Und damit beginnt schon Dein jetziges Problem: offenbar hast Du erwartet, dass mit Julian Nagelsmann ein neuer, besserer Guardiola zum FC Bayern kommt … so einer, wie ihn sich viele in glorifzierter Fassung im verklärenden Rückblick ausmalen. Der reale Pep, wie hier von anderen schon geschrieben wurde, war und ist zwar ein herausragender Trainer, aber er hat auch Fehler gemacht und die Bundesligaspiele gegen „schwächere“ Gegner waren auch in seiner Zeit oftmals wenig attraktiv und wurden gerne auch nur durch eine Einzelleistung knapp gewonnen.

Für Nagelsmann war die Übernahme des FC Bayern von Anfang eine extreme Herausforderung, bei der absehbar war, dass er bei - auch nur relativen - Misserfolgen in die Kritik geraten würde. Schlicht, weil er auf den Trainer Hansi Flick folgte, mit dem das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte gelang (auch wenn dessen zweite Saison etwas weniger spektaklär war); plus, einige teure Einkäufe, die unter Flick nicht funktionierten (Sané, Hernandez) sollten in Form gebracht werden, ebenso das teure Mitbringsel Upamecano.
Das Zusammenraufen von Trainer und Spielern ging angesichts der Ausgangssituation dann schon fast beängstigend schnell und gut; chaotische Spiele wie das Pokal-Debakel gegen Gladbach haben dann allerdings auch gezeigt, dass noch viel - erwartbare - Instabilität da ist.
Das Corona-Theater um Kimmich, die vielen Ausfälle in der Winterpause, die lange Verletzung von Goretzka und das Bekanntwerden des Wechsels von Niklas Süle zum BVB haben dann zusätzliche Verunsicherung in die Mannschaft gebracht - und aufgezeigt, dass der Kader die Ausfälle nicht kompensieren kann.
Es darf bezweifelt werden, dass Flick oder Guardiola diese Probleme komplett hätten wegmoderieren können.

Generell ist es natürlich so, dass Nagelsmann erst noch Erfahrung auf dem Niveau des FC Bayern sammeln muss bzw. sich mit dem existierenden Kader zusammen die bestmögliche Spielweise erarbeiten muss. Aber die Zeit sollte man ihm auf jeden Fall geben.

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Stimme dir absolut zu.

Und die Mannschaft ist eh schon charakterlich geschwächt. Man kann keinen Sahne auf Teufel komm raus mit Gold überschütten und dann mit einem Teamleader Alaba Pseudo-Gehaltsverhandlungen führen.
Usw…

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Der Artikel von Daniel spiegelt in vielen Punkten genau meine Wahrnehmung wider, und vermerkt angesichts der Lage und der unbestrittenen Qualitäten von Nagelsmann eben jene „Ratlosigkeit“, die auch mich in der Bewertung der Situation umtreibt und die ich hier früher auch schon artikuliert habe. Die oben aufgestellte Mängelliste (Aufbau, Passfolgen, Kreativität) charakterisiert m.E. genau jene Defizite, die in unserer Spielanlage in der Rückrunde von Woche zu Woche deutlicher hervortraten. Die Millionen-Dollar-Frage ist nun, woran das lag/liegt. Manchmal beschleicht mich der Verdacht, Nagelsmann könne eventuell in seiner Herangehensweise einzelnen Vorschlägen, die aus der Mannschaft kommen, gar zu viel Raum lassen, so dass dadurch seine eigenen Konzepte verwässern. Dafür habe ich natürlich keine Belege, ganz undenkbar scheint es mir nicht, wenn man berücksichtigt, welche Dynamik sich ergeben könnte, wenn ein noch so junger Trainer eine Mannschaft wie den FCB übernimmt - gespickt mit Spielern, die teilweise schon alles gewonnen haben, und bei denen er ja irgendwie auch Akzeptanz gewinnen muss. (Bei der fatalen Rückspielniederlage gegen Real schien es Pep ja ähnlich zu ergehen, nicht was die Akzeptanz betrifft, die hatte er zweifelsohne, sondern in Hinsicht auf Ideen, die aus dem Kreis des Teams kamen). Nagelsmann mit Pep zu vergleichen ist sicherlich nicht fair, aber Nagelsmann an dem „Impact“ zu messen, den er anderswo hatte, also an Standards hinsichtlich der Spielstruktur, die er selbst schon gesetzt hat, das ist nur logisch. Und da kann man ob der immer fader gewordenen Eindrücke, die die Leistungen in der Rückrunde evoziert haben, wirklich enttäuscht sein.

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Ich denke ein Problem für die schlechte Stimmung ist auch die mangelnde Bereitschaft der Spieler sich auf Nagelsmanns Ideen einzulassen. Ob dies berechtigt ist, weil die Ideen nicht gut sind oder doch, kann ich nicht beurteilen. Mir kommt es so vor, dass einige unserer Spieler da weniger Kompromissbereitschaft zeigen als Nagelsmann das von seinen bisherigen Stationen gewohnt war und es deshalb nicht passt. Allgemein habe ich allerdings das Gefühl, dass einige unserer Spieler sich nicht realistisch einschätzen können. Bis auf Lewandowski und Neuer haben wir keinen einzigen Spieler, der konstant Leistungen auf internationalem Spitzenniveau abruft. An guten Tagen können fast alle Spieler dieses Level erreichen, an schlechten Tagen sind sie nicht weit entfernt von Bundesligadurchschnitt. Die meisten haben mMn kein Recht dazu, sich die Taktik, die sie spielen wollen selber auszusuchen und bei anderen Ideen automatisch abzublocken, da sie größtenteils nicht konstant genug Leistung dafür bringen bzw. noch nicht genug Erfahrung gesammelt haben. Wenn Vorzeigeprofis wie Lahm oder Robben mit riesiger Erfahrung Probleme mit der Trainingsintensität bei Ancelotti äußern, dann haben wir da einen anderen Fall als derzeit.
Da kann ich auch Nagelsmann verstehen, wenn er unzufrieden ist, dass Spieler, die teilweise näher am Niveau von Hoffenheim oder RB Leipzig sind als an dem von absoluten Weltstars, für die sich aber halten, nicht mitziehen.

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Das sehe ich ähnlich, aber die meisten werden eben wie absolute Weltstars bezahlt. Das trägt mit Sicherheit auch zu der von Dir beschriebenen (möglichen) Selbsteinschätzung bei.

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Wir haben die Rückrunde sicher alle nicht positiv erlebt, aber ich vertraue darauf, dass wir es besser können, das auch schonmal unter diesem Trainer bewiesen haben, und Wahrnehmungen sich schnell wieder ändern können. Pep bei City ist da ein gutes Beispiel: die Mannschaft, die er im Sommer 2016 übernommen hat, war bereits klar titelfähig und wurde nochmal mit fast 200 Millionen verstärkt. Nach einem starken Auftakt kam dann im Herbst aber auch ein Absacken mit Torflaute, häufig unnötigen Gegentoren, zahlreichen Unentschieden und wenig überzeugende Siegen gegen deutlich kleinere Teams. Am Ende wurden sie nur Dritter hinter Chelsea und Spurs, in der CL gab es das blamable Aus gegen Monaco. Ich kann mich noch gut an die Kommentare erinnern, dass Pep in der Premier League „entzaubert“ worden wäre und seine Erfolge nur den strukturellen Vorteilen seiner bisherigen Teams zuzuschreiben seien.

Andere Trainer wären für so ein Debüt entlassen worden, zumal die Analyse klar darauf hinauslief, dass Pep vor allem seine Abwehr damit überfordert hatte, ähnlich hoch wie Bayern aufzurücken und aussen Pärchen zu bilden. Stattdessen bekam er nochmal hunderte Millionen zur Verfügung, um diesen Mannschaftsteil zu stärken. Das Resultat war Citys Transformation zur wahrscheinlich spielstärksten Mannschaft Europas, Serienmeister und CL-Favoriten.

Die Moral aus der Geschichte ist natürlich, dass man Nagelsmann das Scheckbuch in die Hand drücken sollte, damit er Ulis verbliebenes Festgeld auf einer europaweiten Shoppingtour rauskloppen kann. Aber im Ernst, der Ansatz eines neuen Trainers wird oft nicht linear immer deutlicher, und wenn man wirklich langfristig mit ihm arbeiten will, dann müssen auch Rückschläge verkraftet werden. Leider orientiert man sich im Fussball gerne an sehr kurzfristigen Trends - wenn Mannschaft A eine schlechte Vor- und gute Rückrunde spielt, Mannschaft B umgekehrt, dann wird man aus ersterem eine sehr viel positivere Narrative stricken, auch wenn beide am Ende die gleiche Punktzahl haben.

Gerade, wenn Nagelsmann hier seine eigenen Ideen auch gegenüber aufmüpfigen Stars durchsetzen soll, ist die Rückendeckung wichtig. Die ist nach dem tatsächlich inakzeptablen Villareal-Flop erfolgt, jetzt bietet sich eine perfekte Chance, gegen Dortmund die nationalen Verhältnisse klarzustellen und auch die Atmosphäre wieder radikal zu verbessern. Ich bin da eher optimistisch und glaube, dass wir auch wieder eine bessere nächste Saison erleben werden. Wenn nicht, dann war die Vorrunde 2021 tatsächlich nur ein kurzes Strohfeuer, und er wird wohl noch nicht einmal sein zweites Vertragsjahr erfüllen können. Aber speziell nach Uniteds Verpflichtung von ten Hag fehlen mir wirklich inspirierende Alternativen. Ausser, Pep will nach dem Ende seines City-Vertrags doch noch mal an die alte Wirkungsstätte zurückkehren, aber da werden wir wohl auch leider enttäuscht werden.

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Diese Möglichkeit hatten wir doch noch nie. Bei Trainern noch eher als bei Spielern.

Das war doch auch schon immer so. Von da kommen wir her und das wird immer unser Weg sein. Ein Vorteil von uns ist der Zugriff auf deutsche Spieler. Da sind wir dann oftmals in der Pole Position.

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Genau das hat sich m.M.n. in den letzten Jahren geändert.
Man gilt nicht mehr als DAS ultimative Karriereziel schlechthin für viele deutsche Talente, weder finanziell noch aus sportlicher Perspektive und der immer weniger attraktiver werdenden Bundesliga.

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Das hat sich tatsächlich ein wenig verändert. Kann aber auch mal damit zu tun haben, dass wir auf Positionen, wo sich gerade ein neuer deutscher „Stern“ auftut, selbst gut aufgestellt sind und daher keinen Bedarf haben und es dann zeitlich einfach nicht passt. Dann kommts auch auf die Qualität an. Derzeit gibt es nicht viele deutsche Spieler, die uns wirklich besser machen würden und nicht eh schon bei uns sind.

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Ehrlich gesagt bin ich mir da inzwischen gar nicht mehr so sicher: die „Talente“ wandern wegen der weniger hohen Hürden hinsichtlich von Einsatzzeiten (und abschreckenden Beispielen) oft zum BVB (vgl. Schlotterbeck, der höchstwahrscheinlich trotz des Dementis dort aufschlagen wird), auch mit Leipzig könnte dahingehend auf Zeit eine nicht zu verachtende Konkurrenz erwachsen, bei andern, denen man den Schritt zur „Weltklasse“ zutraut - ob zurecht oder nicht, sei mal dahingestellt - bietet dann mittlerweile schon auch mal in die finanzkräftigere PL (siehe Havertz, siehe Werner) mit, wo sie bei Chelsea oder Liverpool sogar mit einem deutschen Trainer arbeiten könnten. Natürlich sind wir da immer noch sehr attraktiv, aber leichter geworden ist es sicherlich nicht.

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Ich finde den Artikel genial. Danke dafür Daniel.
Fragen über Fragen, genau das bleibt auch für mich von der Saison der Bayern und der Rolle von Julian Nagelsmann dabei. Ich hoffe er findet in der neuen Saison auf einige dieser Fragen brauchbare Antworten und kann der Mannschaft seinen Stempel aufdrücken.
Ansonsten wird er im Rückblick mal der Trainer sein, der zwar allseits beliebt war und wunderbar plaudern und erklären konnte, den Verein aber keinen Schritt weiter, sondern einige Schritte zurück brachte.

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