Das Aus von Oliver Kahn

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Der Titan ist beim FC Bayern gefallen. Oliver Kahn fand in seiner zweijährigen Amtszeit als CEO nie die richtige Rolle für sich. Mit seiner Demission könnte auch ein eisernes Prinzip des Vereinspatriarchen Uli Hoeneß sein Ende finden.  Oliver Kahn ist nicht länger CEO des FC Bayern Kurz vor seinem zweijährigen…

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Du siehst das mMn zu sehr aus der Theorie heraus.

Der FCB war schon der top 3 Weltclub im Fußball. Hatte gerade die CL 2020 gewonnen. Eine der 3 stärksten Football Brands.

Da braucht es weder einen Sanierer keinen Visionär aber sicherlich auch keinen Verwalter in dem Sinne wie von Dir beschrieben.

Denn KHR war ja auch kein Verwalter, aber auch kein Visionär und trotzdem hat KHR den Fußball zumindest in der letzten Dekade extrem geprägt. In der UEFA und der ECA. Er hat die ESL verhindert.

KHR war im Prinzip das Paradebeispiel für einen top CEO im Fußball Geschäft. Weder Sanierer, noch Visionär noch Verwalter, sondern ein weit denkender, strategisch und wenn notwendig, progressiv handelnder CEO.

Offensichtlich einer der nicht alles an sich ziehen und selbst machen musste, sondern delegieren konnte und trotzdem immer das große und ganze im Blick hatte.

Immer im Bewusstsein, dass alles aber wirklich alles immer zuerst auf sportlichem Erfolg beruht, der dann den Wert der Marke stärkt und damit zusätzliche finanzielle Räume/Mittel schafft, die man dann wiederum erfolgreich in Beine und Steine investieren muss. Die alte Weisheit jedes Geschäfts aber insbesondere des Fussballgeschäfts auch weil man keine großen Finanzpartner im Rücken hat, die reinschießen. Diese Spirale hat KHR mit seinen Vorstandskollegen in den letzten 10 Jahren perfektioniert. Dreesen Jung und wohl auch Wacker (dessen Bereich sich Kahn ziemlich schnell einverleibt hatte).

Der Fehler von Kahn war von Anfang an alles anders machen zu wollen. Und aus seiner Sicht besser.

Es ist inzwischen glasklar, dass Kahn von KHR in der Einarbeitungszeit nichts oder wenig gelernt hat oder besser lernen wollte. Beraten und schlecht beraten wollte er alles anders machen.

  • Angefangen im sportlichen Bereich, gegen KHR agierend, sich mit Salihamidzic verbündend, Flick entsorgt um das Projekt Nagelsmann aufzusetzen

  • als Folge dessen die sportliche Katastrophe der letzten beiden Saisons zu verantworten hatte, mit den ganzen bekannten Nebengeräuschen, mit dem Kardinalfehler Lewandowski

  • gleichzeitig natürlich eine Evaluierung aller Bereiche an der Säbener durchzuführen als wenn der FCB ein Sanierungsfall wäre. Mit Außenstehenden die offensichtlich nichts aber auch garnichts von dem Club FCB verstehen, und ihren theoretischen Beratungsmumpitz durchziehen.

  • als Folge Bereiche umstrukturiert und auf sich oder seinen „Büroleiter“ oder „chief of staff“ zu zentralisieren, damit nicht nur Vorstandskollegen sondern offensichtlich die Mitarbeiter verprellt hat

  • darüber hinaus hat Kahn sich in viele internationale und nationale Gremien wählen lassen, ohne klare Akzente setzen zu können (FFP, Superleague, 50+1, DFL Vermarktung)

  • desolatest war auch seine mangelnde öffentliche Kommunikation, man muss es nicht polternd wie UH machen, aber mindestens so wie KHR der immer klar und notfalls eiskalt Argumente formulieren konnte.

Verantwortung für das Desaster Kahn tragen allerdings UH und Hainer, die ihn ja ausgesucht haben, übrigens ohne KHR zu involvieren, ein weiterer schwerer Fehler, denn KHR weiß ja besser als jeder andere welche Voraussetzungen und Fähigkeiten ein CEO beim FCB mitbringen muss.

Genauso wie bei Salihamidzic, den aber KHR als Sportdirektor mitzuverantworten hatte, aber sicherlich nicht seine Berufung zum Vorstand.

UH hat seine Fehler bzgl Kahn und Salihamidzic eingesehen und korrigiert. Darüberhinaus hat er Canossa artig KHR um Rückkehr gebeten. Spät (er hatte ja wohl schon letztes Jahr große Bedenken), aber nicht zu spät.

UH und KHR im AR werden dem FCB jetzt und noch lange Zeit sehr guttun.

Denn der FCB braucht weder Berater noch Sanierer, noch Visionäre noch Verwalter.

Denn sie haben das Fußball management perfektioniert.

Wünschenswert wäre allerdings ein „moderner“ internationaler Vorstand, der den Bereichen Internationalisierung, Digitalisierung, Social marketing and Communications neue frische Luft einhaucht. Und zwar so ohne alle Mitarbeiter zu verprellen (einige Unzufriedene wird es immer geben).

Dazu Lahm zum Sport VS machen

Rosarote Zeiten……

https://fcbayern.com/de/club/leitbild

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100 % Übereinstimmung. Toller Text.

Dazu hätte ich mir noch eine Quelle gewünscht. Auf welcher Theorie basiert deine Einschätzung?

Ist damit Inter Mailand aktuell ein Top 3 Club?
Aus meiner Sicht machst du den gleichen Fehler, wie viele im Verein. Man überschätzt die Freak-Saison 2020 maßlos, lehnt sich zurück und wird links und rechts überholt.

Unabhängig, dass jeder „Fan“ dies anders interpretieren wird, sehe ich wenig Potenzial in der aktuellen Lösung. Ich habe wenig Hoffnung, dass die aktuelle Vereinsführung erkennt, dass die alten Rezepte nicht mehr so greifen wie vor 10 Jahren. Das Motto, wir erwirtschaften mehr Geld als die anderen und leisten uns damit die besseren Spieler und Trainer, ist - zumindest international - nicht zukunftsfähig. 4-5 CL-Halbfinal-Teilnahmen in Folge sind aktuell unrealistisch und ich sehe da wenig Hoffnung auf bessere Zeiten. Weder mit KHR oder Lahm.

Ein guter Text. Bei dem Punkt habe ich etwas gestutzt.
War es nicht gerade das Gegenteil, was man ihm auch vorgehalten hat? Arbeitsbeginn 11.00 Uhr, oft im Homeoffice abgetaucht?

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Es gibt nur einen Club an dem sich der FCB orientieren kann und sollte.

Der absolute top Club ist mittlerweile Real Madrid.

Wenn man von Perez Superleague Phantastereien und seinen früheren Galacticos absieht.

Inzwischen sind sie ja nicht nur sportlich absolut top (haben natürlich auch einen Umbruch), sind aber wirtschaftlich und strukturell sehr weit oben.

Perez hat die historische Niedrigzinsphase genutzt um das Bernabeu zu modernisieren, aus der zukünftig immense Einnahmen sprudeln. Er hat die mit Abstand besten Sponsorenverträge. Ein modernes Trainingszentrum und Campus. Weiterhin enorme Einnahmen auch durch die zentrale LaLiga Vermarktung.

Perez hat Real wieder zu einem Imperium gemacht, die große Frage ist natürlich was nach ihm passiert .

Sie haben seit Jahren einen top transparenten Lage und Finanzbericht, aus dem alle Aktivitäten hervorragend beschrieben werden, die weit über das sportliche hinausgehen.

Warum macht der FCB das nicht?

Empfehle Lektüre

Darüberhinaus ist natürlich immens wichtig, dass der FCB bei der ECA wieder viel mehr Einfluss gewinnt, sich mit Tebas verbündet.

Khelaifi ist nicht die Antwort auf die ESL Phantastereien von Perez und Laporta.

Das neue FFP F&S muss rigoros durchgezogen und angewendet werden.

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Kahns Ende war überfällig. Es ist schwer, mit seinem Wirken überhaupt etwas Positives zu verbinden.

Kahn hat sich verhalten wie der Kulturschocker Klinsmann. Brachte neue Leute in den Verein, die keiner außer ihm kannte, und die plötzlich das Sagen hatten. Und, anders als Klinsmann, hatte Kahn noch nicht mal einen erkennbaren Plan (bei Klinsmann „alles neu, alles sunny California“).

Und was noch viel schlimmer ist: Es ist überhaupt nicht zu erkennen, dass sich Kahn um die sportlichen Eckpunkte auch nur im Ansatz gekümmert hätte (wozu dann einen Ex-Profi?). Ihm, und seiner Truppe, waren offenbar nur die „monetären Ziele“ wichtig (eine Lektüre des Abschnitts über die „leistungsorientierten“ Vergütungsbestandteile in seinem Vorstandsvertrag könnte augenöffnend sein - follow the money). Um im BWLler Bereich zu bleiben (ich bin keiner): Auf mich wirkte die Kahn-Truppe ähnlich wie die Aasgeier, die in den 1990ern die deutschen Geschäftsbanken „an die internationalen Standards im Investmentbanking herangeführt haben“ (mit dem Effekt, dass man sich vor allem die eigenen Taschen gefüllt hat). Von außen wirkt es so, dass Kahn und seine Truppe ähnliches im Sinn hatten und sie sich dafür als erstes die offenbar erfolgversprechenden Auslandsvermarktungen einverleibt haben (der dafür veranwortliche Jörg Wacker gilt als das erste „Kahn-Opfer“).

Man muss den Bayern-Mitarbeitern für ihre schlechte Stimmung aufrichtig danken. Vielleicht hat „der Club“ (nicht „das Unternehmen“, gell, @Herr Hainer) gerade nochmal die Kurve gekratzt. Der Aufsichtsrat, der dafür eigentlich das Steuer in der Hand hat, scheint geschlafen (oder mitgemacht) zu haben.

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Glänzende, zutreffende Analyse. Bin neu hier und begeistert vom sprachlichen und inhaltlichen Niveau. Habe vergleichbares im Bereich Fussball im Netz bisher noch nicht gesehen. Dafür meine große Anerkenn6ng und meinen herzlichen Dank.

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ist nicht eines der Hauptprobleme, das man heutzutage (für fast alles) quasi keine Zeit mehr hat?
alles muss sofort perfekt funktionieren etc.

wenn ich lese, wie viel Zeit KHR oder Eberl gehabt haben um zu lernen und zu wachsen - wie will man das heute (beim FCB) umsetzen? :man_shrugging:t2:

dabei wäre es so wichtig - gerade in der speziellen Konstellation unseres Vereins!

Zwei Jahre Einarbeitungszeit unter Rummenigge?

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Das sollte eine Lehre aus den Ereignissen der letzten Zeit sein.
Rolfes bei Bayer wurde erst mit dem dritten Amt der große Boss dort. Kießling wird dort auch gerade so durchgeschleust.
Kehl hatte beim BVB auch einen Zwischenschritt zu bewältigen.

Die Ex-Spieler die bei uns so gehandelt werden, haben allerdings meist schon einen so großen Namen, dass die sich für die „Ochsentour“ wahrscheinlich schon zu schade sind.
Ein Schweinsteiger hat tatsächlich vermutlich wenig Lust hier als Junior Manager einzusteigen.

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Es war zu lesen, dass Kahn im Gegensatz zu KHR die Verantwortlichen in Ihrem Gebiet hat machen lassen, in diesem Fall also HS im sportlichen Bereich nicht reingeredet hat. Finde ich grundsätzlich ok.
Auf der anderen Seite muss das „große Ganze“ natürlich auch vorgegeben und die Leitplanken fest gelegt werden. Er wollte als CEO wohl eher die Aufsicht als die Leitung/Führung haben. Funktioniert aber in dem Sport Business nicht so.

Ich sehe es übrigens nicht so, das die Nummer „Ex-Spieler in den Vorstand“ grundsätzlich gescheitert ist. Nerlinger kann man schwer vergleichen mit HS, zumal damals UH noch direkt im Tagesgeschäft dabei war.

Es kommt eben auf die Leute an. Und auf die Posten. Als Sportvorstand natürlich eher machbar als als CEO.

Und genau daran, also ob sich jemand (ohne Berufserfahrung) dafür zu schade wäre etwas zu (er-)lernen, liesse sich schon mal einiges in Sachen Selbsteinschätzung ablesen. Das wäre auch noch keine Garantie für eine Eignung für höhere Aufgaben, aber eine deutlich bessere Voraussetzung als ‚nur‘ ein großer Name als Spieler.

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Zusätzlich Zinsen schon genannten kann man nennen

betonter TextHeute tätige erfolgreiche Sportdirektoren (in Bereich des Möglichen des jeweiligen Clubs)

Jorge Valdano
Txiki Begiristain
Luís Campos
Michael Zorc
Max Eberl
Edu
Marotta
Maldini
Monchi
Clement

Die Guten der letzten Jahre die keine Fußballer waren

Michael Edwards
Marina Granovskaia
Dan Ashworth

Nun, wie war es den vorher? Da galt das Prinzip der Gesamtverantwortung und Gesamtzuständigkeit, jedenfalls betreffend UH und KHR (wobei die Frage, ob „Weltstar X“ ge- oder verkauft wird, natürlich auch Merchandising und Auslandsvermarktung betrifft, so dass die verantwortlichen Herren sicher angehört wurden).

Letztlich muss sich der Aufsichtsrat darum kümmern und zur Not auch entscheiden, welches Vorstandsmitglied welche Geschäftsfelder zugeteilt erhält (auch für fremde Ressorts bleibt ein Vorstand dann aber verantwortlich). Dass ein CEO mit explizit sportlicher Vita sich in allen diesen Fragen raushält, ist zumindest komisch. Entweder hat der Aufsichtsrat da eine disktuable Entscheidung getroffen oder Kahn hat seine Aufgaben nicht vollumfänglich erfüllt. „Am Ende des Tages“ würde das jedenfalls darauf hinauslaufen, dass Saliamidzic eine größere Machtfülle bzgl. sportlicher Fragen gehabt hätte als Hoeness und Rummenigge.

Erstmal Danke für den Beitrag. Vieles kann man unterstreichen.

Was wären deine „positiv-Beispiele“ für CEO’s in der Fussballbranche / im speziellen in der Bundesliga ? Vor allem was strategische Ziele / Visionen und die Umsetzung betrifft.

Ich stelle mir ein wirken als CEO insofern sehr schwierig vor, vor allem langfristig, weil Fussball nun mal ein Tagesgeschäft ist. Hat man am Wochenende gewonnen = alles gut, hat man am Wochenende verloren = alles schlecht. Natürlich sind das extreme, jedoch funktioniert es mehr oder weniger doch so.
Mich hätte wahnsinnig interessiert wie Hoeness und der AR gehandelt hätten wenn die Bayern in den letzten Wochen mehr Erfolgt gehabt hätten. Sprich wenn Bayern ManCity geschlagen hätten und im DFB Pokal finale stehen würden.

Bei dieser ganzen „Stimmungsdiskussion“ rund um Kahn finde ich alles fast schon zu „banal“, auch sehr zu lasten von Hoeness und dem AR. Die müssten ja eigentlich Wissen wie Kahn agiert, Hoeness auch schon als Kahn noch Torwart war. Die Geschichte geht für mich arg zu lasten von Hoeness.

Ob die jetzt von HS größer war, kann ich gar nicht beurteilen. Er durfte aber wohl zumindest „eigenverantwortlich“ handeln. Bei KHR und UH war es doch zumindest so, dass die sich in einem Raum eingeschlossen haben und dann mit einer Meinung wieder rauskamen.
Ich hatte bei Kahn immer den Eindruck, dass er sich bewusst aus dem sportlichen Bereich raushält, um ausschließlich als CEO wahr genommen zu werden. Das hat sich erst geändert, als es schon zu spät war.

In seinem LinkedIn Post schreibt er ja selbst, dass er gelernt habe, man müsse präsenter sein und mehr kommunizieren. Hat er aber zu wenig gemacht.

:face_with_raised_eyebrow:
…> „Von gewiss (!) lernwilligen/…loyalen Stallgeruch-lern, im-Mittelpunkt-stehenden Schalthebeln und anderen (rechtfertigenden) Narrativen“ (!?) - oder: …Oder hat OK durchaus „Emanzipation gewagt“ und mittels des „Berater-wechsels“ (!) eher … „exklusiv“ für „schlechte Stimmung“/…eine „nar…natürliche (Patriarchats-)Kränkung“ gesorgt? :face_with_open_eyes_and_hand_over_mouth:

Jetzt fehlt die Zeit aber wenn ich sehe, dass 2008 Nerlinger dazu kam, 2012 dann Sammer - da hätten wir 10-15 Jahre Zeit gehabt, die wurde aber nicht genutzt. Und kurz vor knapp mussten dann Brazzo und Kahn installiert werden, die vermutlich unabhängig von der Einarbeitungszeit eh die Falschen waren.

Ein positives Gegenbeispiel ist Kathleen Krüger die auch schon unter Nerlinger Assistentin war, die ist jetzt mit 38 noch keine Option fürs oberste Management aber der Weg könnte in Zukunft durchaus weiter nach oben führen.

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