Beste Bayern-Trainer seit 2000

Nachdem in den diverse Kommentaren immer wieder Vergleiche zu alten Trainern angestellt werden, hier mal mein Versuch, das etwa zu sortieren - vollkommen subjektiv natürlich.

Den Zeitraum von 20 Jahren habe ich bewusst so gewählt, da doch Einige hier im Forum dazu etwas sagen können und ein Blick auf nur 10 Jahre nicht wirklich aussagefähig ist (Meisterschaftsabo).

Hier (m)ein Versuch:

  1. Jupp Heynckes: Der ewige Rückkehrer, der 2013 die grandiose Revanche für die „Pleite dahoam“ nehmen konnte. Für mich noch immer die größte Saison.
  2. Ottmar Hitzfeld: Konnte das Team nach den chaotischen 90ern stabilisieren und zu einigen Titeln inkl. der CL führen.
  3. Pep Guardiola: Warum auch immer ohne CL-Titel geblieben, schlug in seiner Zeit das Herz des europäischen Fußballs ganz klar in München.
  4. van Gaal: Definierte den Spielaufbau samt Flügelfokus langfristig, stellte Müller auf den Platz und Schweini in die Mitte. Langzeitwirkungen!
  5. Flick: Selbsterklärend, alles gewonnen im Hurra-Stil

Habe ich Jemanden vergessen? Magath solide, aber mit biederem Fußball. Ancelotti, Klinsi, Kovac eher schwierig.

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Die fünf kann man sicher als uneingeschränkte Erfolgstrainer bezeichnen. Magath und Ancelotti haben zwar die meisten sportlichen Ziele erreicht, sind dann aber an der mangelhaften Spielerführung gescheitert. Kovac und vor allem Klinsmann sind die einzigen, deren Bayern-Teams unter den jeweiligen Möglichkeiten geblieben sind. Wenn man bedenkt, dass die beiden nur zwei dieser zwanzig Jahre abdecken, und die sehr erfolgreiche Hitzfeld-Ära schon vorher einsetzte, zeigt sich mal wieder, wie verwöhnt man als Bayern-Fan ist.

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  1. Pep
  2. Flick
  3. Jupp
  4. Hitzfeld
  5. LVG
  6. Magath
  7. Ancelotti
  8. Klinsmann
  9. Jonker
  10. Willy

Fehlt noch einer?

  1. Jupp/Pep
  2. Flick
  3. LvG/Hitzfeld

Hitzfeld hat das Team wieder an die europäische Spitze geführt, und LvG, so schwierig der Mann auch sein mag, steht einfach für eine tiefgreifende Zäsur im Spielstil, die bis heute nachwirkt, hin zu mehr Offensive.

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1.Heynckes/Flick
Die Triple bzw. Sextuple-Trainer stehen über allem. Beide siegten zudem aus schwieriger Ausgangsposition.
3. Hitzfeld
Heute meist schon unterschätzt. Der einzige Trainer der letzten 20 Jahre der wirklich eine Ära prägte. Grundlage für alles was danach kam.
4. Pep
National alles wegdominiert wie kein anderer.
Bleibt der Makel international nichts gerissen zu haben. Die Trainer unter 1. haben viel von seinem Nimbus weggenommen.
5. Magath
Bis heute der einzige Bayern-Trainer der das Double wiederholte. International chancenlos.
6. van Gaal
Heute meist überschätzt. Ein gutes Dreiviertel-Jahr reicht nicht.
7. Kovac
Einmal das Double. Sonst bleibt nicht viel.
8. Ancelotti
Den Meistertitel im Schongang mitgenommen. Sonst sicher ein netter Kerl.
9. Klinsmann
Gut war es, als es vorbei war.

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Hitzfeld kommt mir in einigen Listen etwas gut weg. Ein kleiner Überblick:
Hitzfeld 1998/99 war grandios. Er schaffte es nach einigen unruhigen Jahren wieder Ruhe in den Laden zu bringen und die Mannschaft spielte im ersten Jahr auch tollen Fußball. Das erste Triple der Vereinsgeschichte wurde auf eine Weise verpasst, für die das Wort tragisch noch fast untertrieben wäre. Im Finale gegen ManU war man mit Abstand die bessere Mannschaft, hatte 2 Alutreffer, um auf 2:0 zu stellen und verlor dann durch 2 Standards in der Nachspielzeit. Im Pokalfinale gegen Werder verschoß ausgerechnet Effenberg, der eigentlich sehr sicher vom Punkt war, den Matchball im Elfmeterschießen. Das war schon sehr bitter. Die Saison 1999/00 war spielerisch immer noch über weite Strecken schön anzusehen. Hier würde ich nur massiv kritisieren, dass Hitzfelds Idee, den im März nach New York wechselnden Matthäus durch Jeremies ersetzen zu wollen, beinahe zu einer titellosen Saison geführt hätte. Ohne Ballacks Eigentor in Unterhaching und den Patzer von Leverkusen wäre die Meisterschaft futsch gewesen, auch weil Jeremies u.a. im Derby gegen die Blauen ein kapitales Eigentor unterlief. Ähnlich schwach war er als Abwehrchef in Madrid (inklusive weiterem Eigentor) und das kostete uns wohl die erneute Finalteilnahme.
2000/01 war die Bundesligasaison eigentlich sehr schwach, aber der Erfolg in der CL überstrahlte alles, auch wenn er mit einer Art von Fußball erreicht wurde, die heutzutage für Amokläufe im Forum sorgen würde. :wink:
Die Zeit bis zum Ende seiner ersten Ära war dann eigentlich eine verlorene Zeit mit einigen Rückschlägen.
2001/02 konnte zwar der Weltpokal gewonnen werden, ansonsten blieb man titellos.
2002/03 kam es zum ersten und bisher einzigen Ausscheiden in der Gruppenphase der CL. Man wurde sogar Gruppenletzter. Das konnte vom nationalen Double nur bedingt kaschiert werden.
2003/04 gab es dann erneut ein titelloses Jahr.
In der Rückrunde 2006/07 erreichte „Feuerwehrmann“ Hitzfeld in seinen immerhin 15 Spielen in etwa den Punkteschnitt wie sein gefeuerter Vorgänger Magath an den ersten 19 Spieltagen und man verpasste sogar die CL-Quali.
Seine letzte Saison 2007/08 war dann mit dem Luxuskader um Toni, Ribery etc. wieder von schönem Fußball geprägt. Das Verpassen des Sieges in der EL war allerdings schon ein Kritikpunkt, v.a. angesichts des blamablen Versagens beim 0:4 im Rückspiel in St. Petersburg.
Auf taktischer Ebene fielen mir auch einige Punkte ein, die mich in diesem Bereich an der absoluten Spitzenklasse von Hitzfeld zweifeln lassen. Die Suche nach dem Nachfolger für Matthäus war schon sehr absurd. Hitzfeld brauchte ein Jahr, bis er merkte, dass die Lösung Patrik Andersson in die Mitte zwischen zwei Manndecker zu stellen, taugt um die CL zu gewinnen. Der Versuch mit Jeremies hätte uns fast die Meisterschaft 2000 gekostet und verhinderte mMn den CL-Sieg 2000. Im Jahr darauf gabs dann einen Versuch mit dem zurückgeholten Sforza als Libero, dann eine Viererkette, in der teilweise Sforza und Andersson die IV bildeten!!! Erst im März 2001 stellte er Andersson als Mittelmann in eine Dreierreihe, genau ein Jahr nach Matthäus Abschiedsspiel.
HItzfeld hat (wie auch Magath) z.B. auch nicht erkannt, dass Ze Roberto auf dem Flügel zwar gut ist, aber als zentraler Mittelfeldspieler Weltklasseformat besitzt. Das kam erst nach dem Ende seiner ersten Bayernzeit zum Vorschein. Immerhin holte man ihn dann zurück und konnte ihn noch zwei Spielzeiten als Mittelfeldgestalter bewundern. Schweinsteigers Qualitäten im Zentrum sah Hitzfeld ebenfalls nicht, das schaffte erst van Gaal. Ich glaube nicht, dass dieses Talent damals noch nicht zu erkennen gewesen wäre.
Hitzfelds Umgang mit Helmer im ersten Jahr fand ich auch ziemlich daneben. Scheinbar musste er zur Stärkung seiner Autorität immer einen ehemaligen Führungsspieler, den man sportlich nicht mehr unbedingt brauchte, öffentlichkeitswirksam rasieren, um dem Rest zu zeigen, wer der Chef ist. Basler (den ich allerdings mehrheitlich als Opfer von UH und seiner eigenen Lebensweise bezeichnen würde), Strunz und auch Effenberg kamen ebenfalls in den Genuss, abserviert zu werden.
Mein Fazit: Hitzfeld war insgesamt 7 komplette Spielzeiten und dazu noch fast eine komplette Rückrunde Trainer und im Nachhinein muss man sagen, dass der Fußball, den wir unter ihm spielten über etwa die Hälfte dieses Zeitraumes in etwa die Attraktivität der Kovac-Zeit hatte. Es ist für mich auch kein Zufall, dass bei Kovac der sog. Heldenfußball wieder Konjunktur hatte, denn Kovac hat unter Hitzfeld gespielt und sich wohl da abgeschaut, dass Taktik eher zweitrangig ist und es das Ziel eines FCB sein muss, Spiele aufgrund der individuellen Klasse zu gewinnen. Hier noch ein interessantes Zahlenspiel: die Meisterschaft 2001 war sicherlich enorm spektakulär und die wohl emotionalste aller Zeiten wegen des Tors von Andersson in letzter Sekunde. Der Punkteschnitt dieser Spielzeit von 1,85 auf eine gesamte Saison gesehen war allerdings ziemlich mau, selbst für die Zeit vor 2012/13. Kovac musste 2019 mit 18 Punkten nach 10 Spielen (absolut zurecht) gehen, war also in seinem zweiten Jahr etwa in der Punkteklasse unterwegs wie Hitzfeld 2001. Die Punkteausbeute aus Kovacs erster Saison schaffte Hitzfeld genau ein einziges Mal in seiner Debut-Saison.
Meiner Meinung nach war Hitzfeld ein guter Trainer mit Stärken in der Mannschaftsführung. Dass er heute von vielen so hochgelobt wird, hängt auch damit zusammen, dass er ein paar Mal trotz gravierender Fehler auf den Füßen landete und trotz einiger schwer nachvollziehbarer Entscheidungen nicht auf die Schnauze fiel, auch weil ihn Last Minute Tore, Eigentore oder ein Torwart, der drei Elfer in einem Elfmeterschießen hielt, zum Vater einiger der spektakulärsten Titel der Vereinsgeschichte machten. Aufs Podium der Trainer der letzten 20 Jahre würde ich ihn deshalb aber nicht stellen.

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  1. Pep (auch wenn wir international nix geholt haben, fand ich, war das für mich (meine Meinung!) der Fussball den ich immer gern sehen will).
  2. Heynckes/Flick (beide haben dasTriple geholt-mehr muss man dazu nicht sagen)
  3. van Gaal (ohne ihn würden wir dieses flügellastige offensive System nicht heute so domiat spielen)
  4. Hitzfeld/Magath
  5. Ancelotti/Kovac

der mir in Gedächtnis eingebrannte „schlechteste“ Trainer war für mich Jürgen Klinsmann. Buddha hier Buddha da LOL

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Das finde ich etwas unfair Hitzfeld gegenüber. Jeremies hatte bei den Sechzigern schon Libero gespielt und das meiner Erinnerung nach gut gemacht, also war die Idee nicht verkehrt, ihn als Matthäus-Nachfolger einzuplanen, und der Mannschaft dadurch einen weitreichenden Systemwechsel mitten in der Saison zu ersparen. Die Abgänge von Helmer, Strunz und Effenberg folgten strikt dem Leistungsprinzip, Basler hat seinen Rauswurf selbst erzwungen. Nach den nervigen FC-Hollywood-Jahren herrschte endlich wieder Ruhe im Verein, obwohl es nicht gerade an Mega-Egos mangelte - das würde ich klar dem Trainer zugutehalten.

Der Hauptpunkt ist aber, dass Du an die Hitzfeld-Zeit die aktuellen Masstäbe für sportlichen Erfolg anlegst, und wir waren vor zwanzig Jahren weder national so dominant noch international so konkurrenzfähig wie heute. Dortmund hatte vor dem Konkurs ein höheres Gehaltsbudget und spätestens 2001 wieder einen nahezu gleichwertigen Kader. Leverkusen war über viele Jahre auch auf Augenhöhe, insgesamt waren die Bundesliga-Teams finanziell noch viel näher beieinander als heute. International waren die Unterschiede noch krasser - Real hat für einen ihrer Galacticos wahrscheinlich mehr ausgegeben, als wir für die ganze Mannschaft. Der Sieg 2001 war vor allem eine enorme Willensleistung einer verschworenen Gruppe, die die Scharte von Barcelona auswetzen wollte und sportlich eigentlich bessere Gegner niedergekämpft hat. Das folgende Jahrzehnt mit dem regelmässigen Aus im Viertelfinale hat die damaligen europäischen Kräfteverhältnisse wohl besser wiedergegeben als die Glanzzeit 1998-2001.

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Der Grundgedanke mit Jeremies mag vernünftig gewesen sein, auch wenn er nicht wirklich sinnvoll war. Jeremies war zu der Zeit ein überragender defensiver Mittelfeldspieler, der vor allem wegen seiner Zweikampfstärke gefürchtet war und der es exzellent verstand, gegnerische Offensivspieler aus dem Spiel zu nehmen. Dabei war er zudem immer wieder für Offensivaktionen gut. Den Ausdruck Box-to-box Spieler gab es damals noch nicht, aber er war ein Prototyp davon und vor allem im Verbund mit Gestalter Effenberg ein Duo, das man freiwillig nicht sprengt. Wirklich sinnvollen Ersatz für Jeremies im Mittelfeld hatte man nämlich nicht. Außer dem braven, aber manchmal biederen Arbeiter Thorsten Fink sah es eher mau aus. Mit dem Austauschen von Matthäus durch Andersson hätte Hitzfeld das eingespielte Mittelfeld beibehalten können und das Spielsystem wäre auch nicht gravierend verändert worden. In den letzten Jahren seiner Karriere bei Bayern war Matthäus nämlich nicht mehr der dynamische Libero, der quasi nur vor der Abwehr spielte und das Spiel lenkte, sondern deutlich näher an einem defensiv denkenden Ausputzer dran. Sei es drum:
Die Trial-and-error Probierphase von Hitzfeld bzgl. der Nachfolge von Matthäus sucht in der Geschichte des FCB seines Gleichen: In einem Jahr: Libero Jeremies, Viererkette mit Abwehrchef Andersson, Libero Sforza, Viererkette, Dreierkette mit Andersson in der Mitte. Heute würde man das Flexibilität nennen, damals war das aber mMn nur ein Zeichen von Unfähigkeit eine Lösung zu finden, die für viele eigentlich von Vornherein auf der Hand lag. Dank eines Eigentors von Ballack, eines indirekten Freistoßes, der bei 100 Versuchen wohl nur einmal reingeht und eines außerirdischen Torwarts im CL-Finale 2001 redet heute kaum mehr jemand davon. Der Erfolg verdeckt eben fast alles.
Bezüglich Helmer bin ich zwar der Meinung, dass er spielerisch 1999 über seinem Zenit war, aber trotzdem gefiel mir der Umgang von Hitzfeld mit ihm nicht und ich glaube heute noch, dass da auch Machtspiele dabei waren. Ich persönlich werfe Hitzfeld immer noch vor, dass er den Ausgang des CL-Finals 1999 durch dieses Geplänkel entscheidend beeinflusst hat. Als Matthäus in der Schlussphase angeschlagen raus musste, sprengte Hitzfeld ohne Not das perfekt funktionierende Mittelfeld indem er Jeremies nach hinten zog und Fink einwechselte. Gegen einen Gegner, der an diesem Tag außer langen Bällen nichts im Repertoire hatte, wäre der kopfballstarke Helmer mMn die bessere Alternative gewesen, zumal ManU zu dem Zeitpunkt keine wendigen Spieler auf dem Feld hatte, sondern mit Sheringham und Solskjaer die Brechstange auspackte. Geradezu ein Fingerzeig des Schicksals war es, dass ausgerechnet Fink mit einer missglückten Klärungsaktion das 1:1 einleitete. Der Stinkefinger des ansonsten bedächtigen und beherrschten Helmer in Richtung Hitzfeld nach dem Spiel spricht für mich heute noch Bände und zeigt mir, dass es in den letzten Wochen des ehemaligen Kapitäns nicht nur um sportliche Aspekte ging.
Das Argument mit der internationalen Konkurrenzfähigkeit kann ich nur bedingt gelten lassen. Damals wie heute sind wir vom Budget her nicht in der Lage, mit den ganz Großen mitzuhalten. Trotzdem schaffen wir es immer wieder, in die vorderste Phalanx vorzudringen, vor allem, wenn wir es hinkriegen, eine funktionierende Einheit auf dem Platz zu bilden. Das schafften wir von 1999 bis 2001, von 2010 bis 2013 und auch wieder in der Gegenwart. Dazwischen war das nicht immer der Fall und deshalb kam es zu den international eher mauen Jahre zwischen 2001 und 2010.
Mir blieben vor allem die teilweise extremen Schwankungen bzgl. der Punkte in der Abschlusstabelle im Gedächtnis:
78, 73, 63, 68, 75, 68, 26 (in 15 Spielen) und 76 waren die Punkteausbeuten in der Hitzfeld-Zeit. Dass man schon damals Spielzeiten mit 75 oder mehr Punkten beenden konnte, war also keine Besonderheit. Umso krasser finde ich, dass man einige Male ziemlich deutlich darunter blieb. Für mich kein Ruhmesblatt für den Trainer. Nur weil man mit dem BVB und Leverkusen zwei Konkurrenten hatte, heißt das nicht, dass man gegen andere Teams so häufig patzen sollte. Was ich heute dem BVB als mangelnde Konstanz vorwerfe galt zu der Zeit eben auch für Bayern. Eine Mannschaft dauerhaft zu Höchstleistungen anzuspornen hat Hitzfeld nicht immer geschafft. In den großen Spielen war man oft da, aber gerade im Alltag viel zu oft nur mit 90% oder weniger auf dem Feld.

@willythegreat - wie immer historisch akkurat und informiert. Hatte ich nicht anders erwartet. :ok_hand:

Faktisch ist an Deinen Ausführungen wenig auszusetzen, allerdings beurteile ich die Ära Hitzfeld aus 3 Gründen fundamental anders:

  1. Weder an Trainer, noch an Management wurden vor knapp 20 Jahren Anforderungen gestellt, wie sie heute Usus sind. Rehagel wurde mit Zementfußball Meister, Magath durch Kampf und Athletik. Damals renommierte Trainer wie Capello, Trap, Sacchi, Wenger, del Bosque etc. liessen aus heutiger Sicht allesamt eher einfachen Fußball spielen.

  2. Sonderstellung des FCB: Seit 2013 sind Meistertitel normal. In den 90ern war dies anders - „nur“ 4 Titel in 10 Jahren. Hitz hat da einiges in Richtung Stabilität geleistet. Ihm Glück vorzuwerfen, heißt für mich „Nachtreten“ - von Reals 13 CL-Titeln waren die wenigsten souverän, so ist eben Fußball.

  3. Der Kader: Bei den Namen, die Du in den Raum geworfen hast, musstest Du vermutlich selbst mal schmunzeln. Aus heutiger Sicht hätten einige dieser Spieler eher bei Bayer, als bei Bayern spielen können. :slight_smile:

Insofern: Bitte nicht aus der Perspektive von Pep 2014-16 alles schlechter machen, als es war. Auch wenn der Fußball unter Gottmar manchmal nicht sonderlich attraktiv war, zugegeben.

Für mich hat Hitzfeld den FCB trotz eines mittelmäßigen Kaders aus den vogelwilden 90ern geführt und über 5 Jahre stabilisiert, dafür gebührt ihm Respekt.

Wie gesagt, nur meine Meinung. Wir posten hier ja im Sinne eines lebendigen Austausches und Jede(r) darf das gerne anders sehen.

Ich kann alle Gründe dafür, Pep oder Flick an #1 zu setzen, absolut nachvollziehen, gewichte halt eben anders.

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Du hast mich überzeugt, ich tausche:
#4 Flick
#5 van Gaal

Flick kann ich trotz aller Titel nicht höher einstufen, nachdem „eine Schwalbe noch keinen Sommer macht“. 5€ ins Phrasenschwein. :raised_hand_with_fingers_splayed:

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Willy, gerade an den Punkten sieht man, wie sich die Ansprüche in den letzten 20 Jahren verschoben haben. 75 Punkte zu holen, war in der damaligen Bundesliga Ausweis einer exzellenten Saison. Tatsächlich hat das keiner der anderen Meister seit Einführung der Drei-Punkte-Regel geschafft - erst Klopps Dortmund 2011. Schon knapp unter 70 Punkten waren oft meisterlich, Dortmund 1996 und Lautern gingen etwa mit 68 durchs Ziel. Aus heutiger Perspektive sind solche Zahlen natürlich wenig beeindruckend - 75 sind praktisch die Basislinie, die selbst ein mittelmässiger Trainer aus diesem Kader herausholen kann. Aber das dreimal in sechs Jahren zu schaffen, war damals sensationell, weswegen Hitzfeld auch immer bombenfest im Sattel sass.

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Magath schaffte in den beiden Spielzeiten vor seiner Entlassung 77 und 75 Punkte. Das Adjektiv sensationell erscheint mir da etwas übertrieben.

Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn man Hitzfeld als ganz großen Trainer bezeichnet, denn alleine der Blick auf seine Erfolgsliste zeigt, dass er das gewesen sein muss. Das kann nicht allein auf Glück basieren, zumal es ohnehin so ist, dass immer Glück Können ist.(frei nach Hermann Gerland)
Ich habe lediglich zum Ausdruck bringen wollen, dass Hitzfeld eine gehörige Portion Glück brauchte, um die Phase vom März 2000 bis zum Mai 2001 so erfolgreich zu gestalten. Ohne dieses Matchglück, das für die Erringung der Meisterschaften 2000 und 2001 und den CL-Titel 2001 nötig war, wäre es mMn spätestens 2001 mit Hitzfeld bei Bayern zu Ende gegangen, weil ihm dann sein mMn ziemlich planloses Aufstellungspuzzle in der Defensive um die Ohren geflogen wäre. Von einer Ära wäre da nicht viel übrig geblieben. Beim Blick auf die Jahre 2002 bis 2004 wäre das im Nachhinein aber wohl kein Drama gewesen. Für 2000 und 2001 gebührt ihm natürlich noch immer größter Dank.
Was mich an Hitzfeld immer verwunderte waren die extremen Schwankungen der Leistungen. Wir konnten phasenweise wunderschön anzusehenden Offensivfußball bieten und das auch gegen namhafte Gegner (das 4:2 und 4:1 gegen Real in der Zwischenrunde 2000 und das 2:1 im Halbfinale des gleichen Jahres waren mehr als beeindruckend), waren dann aber streckenweise nicht in der Lage, biedere Bundesligamannschaften zu gefährden. Wenn wir heute mal solche Spiele verlieren, dann hatten wir trotzdem zahlreiche Chancen.

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Zum Thema Punkte für den Titel: Ich hatte das vor einigen Jahren mal ausgerechnet.

Von 1964 (also Abschluss der ersten BL-Saison) bis 2000 genügten im langjährigen Durchschnitt 69 Punkte für den Titel (Zweipunkte-Saisons hochgerechnet).

Von 2001 bis 2019 waren es dann im Schnitt 77(!), woran wir ja nicht ganz unschuldig sind. Seit der Ära Klopp ab 2011 und unserer „Antwort“ waren es dann im Schnitt satte 83 Punkte.

Der letzte Meister mit unter 70 Punkten war Wolfsburg 2009 (69).

Insofern geht der Trend eindeutig zu höheren Punktzahlen - Hitzfeld war da wohl „im Übergang“ Anfang der 00er. Die höheren Punktzahlen sind natürlich zu 90% unserer nationalen Ausnahmestellung geschuldet, wobei auch der BVB als 2. mehrmals die 70 knacken konnte.

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Genau so ist es! Deschamps spielt mit den Franzosen grausamen Fußball und hatte gestern wieder Dusel. Im Nachhinein aber sein 2. internationaler Titel - da spielt Können trotzdem eine Rolle.

OT: Hätte es den Spaniern wirklich gegönnt. Sie mögen nicht ganz die individuelle Klasse der Franzosen haben, dominierten aber als sehr gut funktionierendes Kollektiv lange die auch physisch überlegenen bleus mit intelligentem Pass- und Positionsspiel. Es fehlte ein wenig die Durchsetzungsfähigkeit ganz vorne, aber letztlich können sich die Franzosen bei Lloris bedanken, der am Ende ganz stark agierte und ihnen den Sieg rettete. Das gilt übrigens besonders für den eingewechselten Upa, der mit katastrophalem Fehlpass eine Riesenchance zum Ausgleich für die Spanier ermöglichte, und auch sonst etwas von der Rolle schien.

Dann gebe ich auchmal meinen subjektive Ranglistensenf dazu :wink:

Geteilter 1.: Heynckes / Hitzfeld
Beide mit ähnlichem Verlauf. Man lag zuvor national hinter Dortmund zurück. Im ersten Jahr gab es jeweils dramatische CL-Final-Niederlagen (1999 fand ich sogar noch schlimmer), die eine Mannschaft auch komplett auseinander reißen hätten können. Die Mannschaft ging jeweils gestärkt daraus hervor und wurde durch den CL-Triumph später gekrönt. Zudem schafften beide im ganzen Verein Ruhe/Harmonie (zumindest nach außen). Spielerisch war Hitzfeld in einer anderen Zeit und dann auch zu lange im Verein, das lasse ich mal außen vor.
3.: Flick
Hat mit ansehnlichem Fussball alles abgeräumt. War aber im Vergleich zu kurz im Verein, v.a. musste er auch keine wirkliche Krise managen. Neben den öffentlichen Differenzen mit der Vereinsführung reicht es daher für mich nicht für Platz 1.
4. van Gaal
Nach ziemlich bleiernen Jahren legte er die Grundsteine für eine moderne Spielidee und die spätere erfolgreiche Zeit. Allerdings brachte er auch große Unruhe in den Verein.
5. Pep
Entwickelte die Mannschaft erfolgreich weiter und war national absolut dominant. Er hat allerdings eine funktionierende Mannschaft auf hohem Niveau übernommen und der letzte Triumph blieb im verwehrt.
6. Magath/Ancelotti/Kovac
Alle eher verwaltend ohne große Weiterentwicklungen, national allerdings erfolgreich.
9. Klinsmann
Da hat so ziemlich gar nix gepasst :wink:

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Gut national war 2000/2001 extrem glücklich. Allerdings hat man in beiden Jahren den Fokus rein auf die CL gelegt.
2000 ist man in einem engen HF gegen Real ausgeschieden. Bitter weil man drei von 4 CL-Spielen gegen Real gewonnen hatte.
2001 hatte man im Viertel-/Halbfinale die beiden vorherigen CL-Sieger ManU und Real durch 4 Siege ausgeschaltet. Das Finale war eng und wir hatten im 11ern natürlich glücklich, aber der CL-Sieg war insgesamt mehr als verdient. Also würde ich 2001 nicht von reinem Matchglück sprechen;)

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Das sehe ich auch wieder anders - dem Glück geschuldet war für mich in dieser Zeit nur die Meisterschaft 2001, die wir nach einer schwachen Saison eigentlich nicht verdient hatten. 2000 gab es bis zum Schluss ein heisses Rennen zwischen zwei sehr starken Teams, das war damals Peak Daum in Leverkusen, und ein Saisonabschluss mit 73 Punkten auch als Zweiter aller Ehren Wert. Den CL-Sieg wiederum hat Bayern regelrecht erzwungen. Klar waren da glückliche Momente drin, wie Elbers sagenumwobenes Knie-Tor in Madrid, aber genauso kannst Du den bekloppten Handelfmeter im Finale unter „Pech“ verbuchen. Haare in der Suppe wird man bei den allermeisten Siegern finden. Ich verbuche das als den verdienten Sieg einer Mannschaft, die drei Jahre lang um den Titel mitgespielt hat, und finde, der zuständige Trainer hat dafür Lob verdient.

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