5:2! Müller und Lewandowski sichern Bayern den Sieg gegen Union Berlin

Interessant.
Kannst Du die Analyse noch finden uns posten?

Leider nein.
Ich hab auch schon mal danach gesucht, aber nichts mehr gefunden. Die Sport-Bild hatte jedenfalls darüber berichtet, wenn ich mich nicht täusche.

Mal eine generellere Frage:

  • es scheint mir, als würden ‘top Teams’ bedeutend öfter unter die Räder kommen in den letzten 2 Jahren oder so.

Kann man das zurückführen auf Coronavirus (fehlende Konsistenz auf absolutem Top Niveau durch extra Belastung der diverse Corona Versender ungern zu Grunde liegen. Sei es jetzt das Pandemie Leben generell oder eben Dinge wie Nagelsmann Ausfall in unserem Fall jetzt).

Liegt das eher an taktischen Trends weg von totaler tiki taka Kontrolle?

Kombinationen diverser Gründe?

Oder widerlegen Statistiken mein subjektives Empfinden?

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Ich denke früher sind die Mannschaften viel freier in ein Spiel gegangen. Es wurde eine taktische Grundausrichtung vorgegeben, der Rest entwickelte sich im Laufe des Spiels.
Heute ist jedem Spieler jeder Schritt, jeder Laufweg, jeder Anlaufwinkel vorgegeben. Klappt das irgendwie nicht, sind viele hilflos. Umstellungen während des Spiels sind schwierig, Plan B gibt es nicht.
Dazu kommen die hochgelobten flachen Hierarchien. Jeder kümmert sich nur um sich selbst, nach einem Gegentor schaut jeder weg, keiner scheisst den anderen mal zusammen.
Was hätte Kahn am Mittwoch mit Upamecano gemacht? Neuer zuckt nach dem fünften Gegentor nur mit den Achseln.
Moderner Fußball halt.

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Das ist schon eine arg gewollte Sicht der Dinge. Ich habe mich in den letzten Jahren mit einigen Trainer:innen austauschen können, die es in den Profibereich, teilweise sogar ins obere Segment geschafft haben und auch mit jemandem, der beim FC Bayern sehr nah dran ist. Unter anderem dieser Kritikpunkt, dass bei den gern als „Laptoptrainern“ verschrienen modernen Coaches alles bis aufs kleinste Detail durchgeplant sei, ist mEn aus der Luft gegriffen. Dass Taktik und Planung an Bedeutung gewonnen haben, ist richtig. Aber gerade wenn man sich das aktuelle Spiel des FC Bayern ansieht, dann ist vor allem im Offensivspiel eben nicht alles durchgeplant, sondern sehr viel spontan, sehr viel intuitiv und sehr viel durch die Entscheidungen der Spieler bestimmt. Es wird auch nicht „jeder Anlaufwinkel vorgegeben“. Stattdessen gibt es Rahmenbedingungen die gesetzt werden und innerhalb dieses Rahmens wird versucht, den Spielern die Entscheidungen zu vereinfachen, indem mögliche Szenarien im Laufe der Zeit durchgespielt, analysiert und im Training rekonstruiert werden. Die Entscheidungsfreiheit der Spieler wird dabei aber sicher nicht angegriffen. Wer das macht, ist nicht erfolgreich. Die erfolgreichsten Coaches der letzten Jahre haben eine optimale Balance aus taktischen Vorgaben und langer Leine gefunden. Im modernen Coaching geht es sogar explizit darum, die Entscheidungen der Spieler in den Vordergrund zu stellen und ihnen freies Handeln innerhalb eines weiteren Rahmens zu ermöglichen.

Zum Anschreien/Anscheißen als Allheilmittel: Auch hier bin ich fundamental anderer Meinung. Dieses Gerede von den weichgespülten, verweichlichten Fußballern kann ich nicht verstehen. Ich bin froh, dass wir in einer Welt leben, die verstanden hat, dass es nicht förderlich ist, wenn Kinder in Schulen mit dem Schlüsselbund beschmissen werden, ihnen auf die Finger gehauen wird oder sie bei jedem kleinen Fehler die Angst spüren, dass sie dafür bestraft werden könnten. Genauso bin ich froh darüber, dass ein Fußballer nicht Angst davor haben muss, dass er vor aller Öffentlichkeit für seine Fehler bloßgestellt und angeschrien wird. Zumal ich einen positiven Effekt bezweifle. In den meisten Fällen fühlt sich der Spieler einfach schlecht, wird panisch und macht dann eher noch mehr Fehler, als sich „zusammenzureißen“. Solche Themen sind etwas für die Kabine und nicht für den Fußballplatz. Es mag Menschen geben, die es geil finden, so angeschrien zu werden und sich dann wirklich pushen können. Aber daraus zu schließen, dass das die einzige Sorte Mensch ist, die es braucht bzw. dass das für alle gelten müsse, ist sehr unsensibel und an der Realität vorbei. Auch früher, wo alles noch ganz toll war und Spieler noch so richtig zusammengeschissen wurden, wird es viele gegeben haben, die damit nicht umgehen konnten, die es aber in sich reingefressen haben, weil der Zeitgeist ihnen nichts anderes erlaubt hat.

Eine angemessene Trotzreaktion auf ein Ergebnis ist es für mich, wenn Spieler sich gegenseitig positiv pushen, sich motivieren, beispielsweise zu Upamecano laufen und ihm Mut machen, dass es jetzt besser wird oder ähnliches. DAS hätte ich gut gefunden. Und das hat mir in dem Moment viel mehr gefehlt, als jemand, der durch die Hintermannschaft läuft und alle zur Sau macht. So führst du keine Menschen.

Das müsste mal statistisch überprüft werden. Grundsätzlich kann ich dem weder zustimmen, noch es verneinen. Gründe dafür sind schwer auszumachen. Enger Spielplan? Einfach mal einen schwarzen Tag haben? Mental nicht mehr reagieren können? Alles und viel mehr spielt da wohl rein. Beim FC Barcelona muss man hinzufügen, dass sie nur noch auf dem Papier ein Top-Team waren, als sie mit 2:8 unter die Räder kamen. Faktisch? Schwierig. Die befinden sich ja schon lange in der Krise.

Ansonsten interessant, wie viele Spiele aus den Siebzigern beim FC Bayern hier aufgeführt sind:
https://www.90min.de/posts/die-hochsten-niederlagen-des-fc-bayern

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Siehe dieses Statement von Tuchel vor ca. 10 Jahren. 08:30 bis 10:10

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Das sehe ich weitestgehend genauso.
Spezifisch auf uns gemünzt, würde ich mir wünschen, das man im letzten Drittel noch klarer, präziser und abgestimmter agieren würde was Laufwege und Pässe angeht.
Chancen werden noch nicht gut genug ausgespielt, manchmal der Abschluss gesucht wo der Ableger optimaler wäre und andersherum. Grundsätzlich müssen die Spieler aber eben immer ihren Instinkten folgen und nicht zu sehr nachdenken, denn dazu ist das Spiel inzwischen zu schnell.
Sane Gnabry Coman könnten aber schon manchmal einmal öfter den Kopf heben.

Wohin es führt wenn die Balance, Spielkontrolle und Defensive nach Ballverlust und Standards etc nicht klar besprochen sind, hat man ja in Zeiten nach Pep und vor Flick gesehen.

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Kommen die Top-Teams tatsächlich öfter als früher unter die Räder?
Könnte ich jetzt auch weder bestätigen noch dementieren. Dazu müsste man erstmal definieren, wer denn diese Top-Teams sind.
Barcelona war nach Justins Verständnis 2020 schon keins mehr. Allerdings unzweifelhaft noch eine spanische Spitzenmannschaft.
Wann war das hier in der Diskussion erwähnte ManU zum letztenmal eine Spitzenmannschaft? Oder sind sie es doch, reicht es in der PL vorne dabei zu sein?
Die deutsche Spitzenmannschaft BVB holt sich zumindest in München seit Jahren zuverlässig ihre Klatsche.

Warum bei uns die zweite Hälfte der 70-er so überproportional bei den Klatschen auftaucht ist dagegen absolut nachvollziehbar. Das war unsere schlechteste Phase seit BL-Aufstieg und da waren wir schlicht und einfach kein Spitzenteam.

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Ich denke, dass die Tendenz in beide Richtungen geht: Topteams deklassieren ihre Gegner auch „gefühlt“ öfters, als früher: Schau Dir die letzten Jahre von City oder den Reds an, natürlich die von uns, auch PSG und bis vor 2 Jahren Real / Barca… da gabs in den Ligen öfter mal ein 4/:5:0, als in den 90ern.

Ich führe diese deutlicheren Ergebnisse in erster Linie auf den modernen, schnellen Fußball zurück: Unabhängig von der Taktik (z. B. schnelles Umschalten) wird überall vertikaler, schneller und direkter gespielt - außer in der Serie A vielleicht. :slight_smile:

Im bis in die 00er Jahre üblichen, eher behäbigen Aufbauspiel hatten auch deutlich unterlegene Teams - oder Teams in einem mentalen Tief - mehr Zeit, sich zu ordnen. Da haben Real oder Bayern dann halt 3:0 oder 4:1 gewonnen.

Auffällig viele dieser hohen Siege - das 7:1 gegen Brasilien, unser letztes 5:1 gegen Bayer, die 3 frühen der 8 Tore gegen Barca 2020… - kamen in auffällig engen Zeithorizonten zustande - meist 10-20 Minuten.

Will sagen: Temporäre Schwächen werden heute viel härter bestraft, als früher. Hat aus meiner Sicht nichts mit Corona oder vorgegebenen taktischen Zwängen zu tun.

Vielleicht haben die Mods dazu ja noch weitere Anmerkungen?

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Ich behaupte ja nicht, dass früher alles besser war.
Die Menschen und der Fußball haben sich verändert, in manchen Sachen zum guten und manchmal auch zum schlechten.
Der Oliver Kahn von 2001 z.B. könnte heute gar nicht mehr im Tor der Bayern stehen. Unmöglich.
Andere Generationen, andere Trainer, andere Spieler, andere Mannschaften, andere Spiele.
Und diese unglaublichen Sprünge und Ergebnisse ergeben sich daraus.

Wenn nach der Leistung von Upamecano bis dahin und als Krönung dem vierten Gegentor, bei dem er sich anstellte wie ein Kreisligaverteidiger, noch jemand hingeht, ihm den Kopf tätschelt und sagt: „beim nächsten Angriff machst du es bestimmt besser“ dann lach ich mich tot. Als nächstes machen wir dann noch während dem Spiel einen Stuhlkreis zusammen mit den Gladbachern und besprechen was gerade schief gelaufen ist und wie wir es im Rest des Spiels besser machen können?
Ich bin auch froh, dass kein Lehrer mehr mit dem Schlüsselbund nach Kindern werfen darf und die Prügelstrafe abgeschafft ist. Und ich hab meine Kinder nie geschlagen oder anderweitig gezüchtigt.
Aber das ist immer noch Profifußball, der Typ verdient einen Haufen Geld, da darf man ihm auch mal etwas deutlicher zu verstehen geben, dass er gerade einen Haufen Mist zusammenkickt.
Man kann sich auch mal streiten, anbrüllen, beleidigen, im Training aus den Socken hauen und am nächsten Tag klopft man sich auf die Schulter und es geht weiter. Ohne psychische Schäden. Zumindest war es früher so :wink:

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Schien mir zum Glück im Union-Spiel wieder etwas weniger der Fall als vorher. Die drei Genannten agieren zudem alle wieder auf recht hohem Niveau, von daher würde ich keinem einen Vorwurf machen, zumal ja auch Lewy untypischerweise zuletzt einige Großchancen versemmelt hat. Vor der Klatsche war das auch kein Thema, weil ja die Spiele hoch gewonnen wurden, aber mir schien schon besonders bei Lewy in der letzten Zeit eine wachsende Unzufriedenheit bemerkbar, weil er nicht angespielt wurde - er war dann eventuell auch nicht ganz so enthusiastisch beim Gratulieren, wenn andere dann doch getroffen haben. Eine gewisse Divenhaftigkeit ist ihm mitunter ja nicht fremd. Doch im Spiel gegen Union war das alles atmosphärisch wieder deutlich anders, wohl auch, weil Lewy gleich schon zwei Tore auf dem Konto hatte. Es ist halt das altbekannte Thema: Offensive müssen einerseits bis zu einem gewissen Grad egoistisch sein, andererseits gilt, was u.a. auch Nagelsmann schon während seiner Hoffenheim-Zeit gefordert hat: vor dem Tor muss möglichst der besser Postierte den Ball bekommen!

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Zumindest wurde früher über psychische Schäden nicht gesprochen. Heutzutage ist das Thema Stress immerhin kein Tabu mehr, beispielsweise hat Mertesacker sich dazu recht unmissverständlich geäußert; Gegenwind hat er natürlich auch bekommen. Prominentes Beispiel: Matthäus.

Das sind über den Fußball hinaus interessante Fragen. Ich selbst habe beruflich lange Zeit eine trainerähnliche Funktion bei klarer Erfolgsorientierung ausgeübt und dabei auch die verschiedenen „Schulen“ der Menschenführung, Feedback-Kultur und Leistungsmotivation aus nächster Nähe beobachten können. Meine persönliche Sichtweise war immer, dass es sich schon lohnt, Misserfolge und die Gründe für ihr Zustandekommen präzise zu analysieren; aber ausschließlich an den Fragen orientiert: was kann ich in Zukunft besser machen; und: mit welcher Vorgehensweise fühle ich mich wohl. Seriosität natürlich ohnehin vorausgesetzt.

Ich gebe allerdings zu, dass diese Position nicht ungeteilte Zustimmung fand - zT. als zu liberal („sozialromantisch“) betrachtet wurde -, denn vielfach wurde eine schärfere Kritik, gerne auch mit moralisierendem Unterton, für erfolgversprechender gehalten. Da es Menschen gibt, die ohne klare Anweisungen und ggfs. - bei ausbleibendem Erfolg - deutliche Vorhaltungen wohl nicht ihr volles Potential abrufen, war messbarer Erfolg kein echtes Kriterium für die Richtigkeit dieses oder jenes Ansatzes. Sondern es lief letzten Endes auf eine Entscheidung anhand der persönlichen Werte, auch des eigenen Menschenbildes sowie der Fähigkeit, auch ohne Druck motivieren zu können, hinaus. Den Freiraum dafür hatte man, solange man grundsätzlich erfolgreich war. Da können z.B. richtige Personalauswahl, geringe Fluktuation und Nachhaltigkeit des Geschäfts wichtige Aspekte sein.

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Da bin ich ganz bei dir, der eine braucht es so, der andere so. Das war auch schon früher so :wink:

Eine Fußballmannschaft ist normalerweise ein Sammelsurium an verschiedenen Typen. Durch die ganzen NLZ werden aber Typen wie Matthäus oder Kahn heutzutage frühzeitig aussortiert, im Profibereich landen nur noch glatt geschliffene Einheitsspieler.
Und die brauchen eher den Stuhlkreis als den Anschiss :grinning:
Bei Vertragsverhandlungen bevorzugen sie aber die harte Linie, dafür haben sie ihre Piranhas wie Raiola.

Moderner Fußball halt.

Ein Gegenbeispiel ist Joshua Kimmich. Er hatte die Vertragsverhandlungen ja ohne Berater geführt.
Aber diese Gegenbeispiele sind offenbar rar gesät, heutzutage.
Die NLZ als solche würde ich allerdings nicht komplett verdammen:
Als der DFB um das Jahr 2000 ziemlich am Boden war, war es schon richtig, den Klubs solche Nachwuchs-Internate aufzuerlegen.

Traurig, traurig. In was für einer Welt leben wir nur? Freiheit, wohin bist Du entschwunden? Keiner traut sich mehr, den Kollegen zusammenzustauchen. Stattdessen überall regenbogenfarbene Stuhlkreise … Da möcht’ man doch glatt zum Kulturpessimisten mutieren!

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Ich denke auch, dass es unterschiedliche Spielertypen gibt und diese teilweise eine unterschiedliche Ansprache benötigen. Gerade zu Zeiten von Olli Kahn um die Jahrtausendwende rum kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Mannschaft häufiger mal Spiele nicht mit der höchstmöglichen Intensität und Seriosität bestritt. Kahn selbst sagte ja mal nach einem Derbysieg, dass ein gutes Pferd nur so hoch springt, wie es muss. Bei einer solchen Konstellation kann ein lärmender Wüterich vielleicht wirklich etwas bewirken.
Ich hatte am Mittwoch allerdings nicht das Gefühl, dass die Mannschaft im Larifari-Modus gewesen wäre. Vor allem bei Upamecano schien es einfach so, dass er total überfordert war. Somit hätte ein Einlauf wohl nichts bewirkt.
Von allen Spielern in unserem Kader erscheint mir am ehesten noch Cuisance als jemand, dem ein gehöriger Anpfiff manchmal nicht schaden könnte. Pavard wirkt auch manchmal so. Es bleibt natürlich auch bei diesen Spielern unklar, ob man sie auf diese Weise wachrüttelt oder ob sie dann erst recht ihre Leistung nicht bringen.

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Geht ja auch um Problemorientiert oder Lösungsorientiert. Ich habe zwei Jahre in der Schweiz gearbeitet. Und meine Erfahrung war - ohne das komplett verallgemeinern zu wollen - dass dort eher lösungsorientiert gedacht und gehandelt wird. In D ist es oft so, dass bei einem Fehler oder Problem erst einmal der Ärger raus muss. In CH ging es gleich darum: wie bekommen wir das jetzt hin?

Aktuell - wieder in D - ist es in meiner Firma ähnlich. Bei Problemen wird zwar schon deutlich kommuniziert, dass man unzufrieden ist, aber die erste Frage des Chefs ist dann immer: Was können WIR tun, um DIR zu helfen?

Beim FCB habe ich schon das gefühl, dass auch so gedacht wird. Man hat bei Spielen selten den Eindruck, dass gezetert o.ä. wird. Auch wenn es so richtig schlecht läuft.
Beim „späteren“ Kahn ging es meiner Meinung auch mehr ums Antreiben als „um in den Senkel“ stellen. Der hat sein Verhalten übrigens im Spätwerk sehr stark reflektiert - empfehle auch die Doku von 2006.

Wie in der gesamten Gesellschaft, hat sich dies auch im Sport verändert. Ein Effe oder andere würden heute so nicht mehr funktionieren. Kimmich geht ja manchmal in dieses Richtung. der schreibt aber auch nach dem Training SMS an Süle und sagt: geil trainiert heute. Kann ich mir bei Effe eher nicht so vorstellen.

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Hier wären tatsächlich Statistiken interessant; man liegt da mit dem Bauchgefühl offenbar gerne daneben. Ich hätte jetzt zum Beispiel gedacht, dass heute deutlich mehr Tore pro Spiel fallen als früher. Tatsächlich war es aber so, dass in den 1970ern und 1980ern der Schnitt eher bei 3,5 Toren pro Spiel lag, danach fiel er zum Teil bis auf 2,6 und blieb bis vor 3 Jahren fast konstant unter 3,0. Erst seit 2018/19 wird die 3 wieder konstant überschritten, aber letzte Saison nur knapp (3,03 Tore pro Spiel in 2020/21).

Insofern würde ich mal prognostizieren, dass auch die hohen Niederlagen der Topteams eher ein gefühltes denn ein echtes Phänomen sind.

Wenn man es jetzt mal konkret auf das Spiel gegen Gladbach bezieht: da hat einfach mal ein starker Gegner eine Top-Leistung abgerufen und das Spiel hat durch einen psychologisch maximal negativen Verlauf eine Dynamik bekommen, die dann einfach nicht mehr umzukehren ist. Und manche Tore haben dann auch viel mit Glück der Gladbacher zu tun, z.B. der schmeichelhafte Elfmeter oder das 4:0, wo Embolo eigentlich genau mittig Neuer anschießt, der sich jedoch aus 15m tunneln lässt … so wird dann aus einer einfachen Niederlage eine epische.

Für Upamecano und teilweise wohl auch Hernandez war der Gesamtverlauf auf maximale Verunsicherung optimiert: beide haben ihre besonderen Stärken ja im aktiven Verteidigen, im Amtizipieren. Wenn das dann gleich in der Anfangsphase zwei-, dreimal schief geht und auch sofort Tore fallen, zweifelst du natürlich an deinem Timing und spielst erstmal abwartender; das ist dann gegen die wie aufgedreht spielenden Gladbacher natürlich genau das Falsche, aber das bringst du nicht aus dem Kopf raus. Evtl. hätte hier Nagelsmann helfen können, aber sicher ist das keinesfalls.

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Musste gerade echt lachen.
Genauso hab ich es auch erlebt.
Für Probleme, die man in 5 Minuten aus der Welt schaffen konnte, wurde erstmal 30 Minuten diskutiert, wer schuld ist.

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Danke @Jo_1 für deinen sehr anregenden Beitrag. Dazu ein paar Gedanken von mir, die mehr oder weniger mit deinen Ausführungen zusammenhängen.

Ich glaube, was die Rotation an sich angeht, wird deren Bedeutung für den Erfolg oder Misserfolg eines Teams im allgemeinen überschätzt. Es gibt gute Analysen, die zeigen, dass über eine Saison gesehen Teams, die viel rotieren, genauso erfolgreich spielen wie Teams, die wenig rotieren, zB. diese hier von der UC Berkeley (Saison 2017/18):

Chelsea, who didn’t play in the Champions League last season and were able to focus on domestic competitions, scored 93 points and ran away with the Premier League, while making the second fewest changes per game out of any team in the set. Real Madrid, juggling not only the Champions League but the Club World Cup, made the most changes by far—and also won their league with 93 points. Celta Vigo also made more than four changes per game, but finished a measly 13th in La Liga with just 45 points. West Bromwich Albion also finished with just 45 points, but made only 1.29 changes from game to game. The r2 value below .01 means that there is not even a point to running a significance test—it is clear there is no correlation.

Und ich möchte wetten, dass wenn man versucht, diese Beobachtung zu Hause vor seinem eigenen Rechner mit eigenen Beispielen nachzuvollziehen, man auf zahlreiche Fälle stoßen wird, bei denen genau wie in diesem Artikel viel Rotation mal mit viel und mal mit wenig Erfolg verbunden ist. Einen konsistenten und eindeutigen statistischen Zusammenhang - egal ob positiv oder negativ - gibt es da wohl nicht. (Interessanterweise gibt es in Bezug auf die Stabilität des Kaders von Saison zu Saison aber Untersuchungen, die zeigen, dass eine gewisse Kontinuität dort durchaus erfolgsförderlich ist.)

Viel entscheidender für die Leistung der Mannschaft als die Menge der von Spiel zu Spiel rotierten Spieler dürften allerdings der Zusammenhalt der Spieler im Team („Cohesion“) und die Balance von Kooperation und Wettbewerb der Spieler untereinander („Cooperation v. Competition“) sein.

„Cohesion“ meint hier sowohl soziale Kohäsion, also dass die Spieler sich untereinander gut verstehen und auf der menschlichen Ebene eine Einheit bilden, als auch funktionale Kohäsion, also dass sie auf dem Platz eine effektiv agierende funktionale Einheit formen, wobei letzteres wohl der wichtigere der beiden Faktoren ist. Es ist wichtiger, dass die Spieler als Profis auf dem Platz gut funktionieren (ein „collective mind“ bilden), als dass sie sich privat alle super verstehen.

Zwar zeichnet ein gutes Team immer aus, dass sich die Spieler auch persönlich untereinander gut verstehen (ein „guter Haufen“ sind), allerdings kann zu große Nähe manchmal sogar leistungsabträglich werden, nämlich dann, wenn ein zu gutes privates Verhältnis zu einem Nachlassen der Wettbewerbsspannung im Team führt und die intrinsische Motivation, es den Teamkollegen und dem Trainer im Training mal so richtig zu zeigen, unterminiert wird.

Hier kommt die „Competition“ ins Spiel. Damit Teams Höchstleistungen erreichen können und ständig „wach“ bleiben, ist es wichtig, dass sich die Spieler stets untereinander herausfordern und gegenseitig antreiben.

Ganz entscheidend für all diese Faktoren (Kohäsion, Kooperation, Kompetition → Erfolg) ist die Präsenz von Leadern bzw. Führungsspielern im Team. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Teams die einen festen Stamm an sozialen und funktionalen Führungsspielern haben, erfolgreicher sind als solche ohne einen solchen. Besonders interessant dabei ist, dass es ein wichtiger Erfolgsfaktor erfolgreicher Teams ist, dass sie gleich mehrere dieser Führungsspieler haben, also Spieler, die ihre Mitspieler während eines Spiels auf dem Platz taktisch und technisch anleiten.

Und anders als bei der Rotation im allgemeinen ist es dann für die Leistung des Teams tatsächlich relevant, dass dieser Stamm sich idealerweise nicht nur auf die verschiedenen Aufgabenbereiche auf dem Feld verteilt (Abwehr, Mittelfeld, Angriff) - also die berühmte „Achse“ bildet -, sondern darüber hinaus im Zeitablauf auch konstant bleibt und von Spiel zu Spiel möglichst wenig Disruptionen ausgesetzt ist (will sagen, die Leute sollten nach Möglichkeit immer spielen).

Ich glaube daher, dass viel entscheidender für den kontinuierlichen Erfolg der Bayern als die so oft und so hitzig debattierte Frage der Rotation (die ich leistungstechnisch in ihrer Wichtigkeit für wirklich stark überbewertet halte) die Tatsache ist, dass sie es im Laufe des letzten Jahrzehnts eigentlich fast immer geschafft haben, eine solche feste Achse aus Führungsspielern in ihrem Team zu vereinen. Zur Zeit sind es von hinten nach vorne: Neuer, (Alaba*) Kimmich und Müller (*deshalb finde ich Alabas Abgang auch so schmerzlich). Davor waren es andere, danach werden es hoffentlich wieder andere sein.

Und wenn ihr mir damit einen Schlenker zu der anderen hier kürzlich so hitzig geführten Diskussion über Salihamidžić und die Transferleistungen der Bayern erlaubt: So spannend all die Diskussionen über Roca, Sarr, Hernandéz, Sabitzer usw. und die vermeintliche Unfähigkeit der sportlichen Leitung vernünftige Spieler zu transferieren auch sein mögen, für mich sind das alles „akzidentelle“ Betrachtungen. Richtig zum Schwur kommt es - und dann wird sich die Qualität der sportlichen Leitung auch zeigen - wenn es zur Staffelübergabe in der Achse kommt, wenn also demnächst Neuer und Müller ersetzt werden müssen.

Im Mittelfeld ist ein guter Übergang von Schweinsteiger über Alonso und Thiago zu jetzt Kimmich gelungen, in der Abwehr hat nach Jahren von Boateng und dann Alaba der Abgang insbesondere von Alaba ein Loch hinterlassen, im Tor und im Sturm stehen die Lackmustests noch aus. Und das sind zwei verdammt große Lackmustests.

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