19.05.2012 Finale Dahoam oder "Es gibt kein Alesia"

Fast wie im richtigen Leben: man weiß nie, wozu’s gut ist. Nachher hast Du es wohl nicht mehr sehr bedauert.

Aus solchen und ähnlichen Erfahrungen, die die meisten nur zu gut kennen werden, leitet sich zumindest für mich die Schlussfolgerung ab, die Dinge, die ich jetzt gerade sowieso nicht ändern kann, weitestgehend zu akzeptieren. Wie oft gibt es Niederlagen oder Misserfolge, die sich später als segensreich herausstellen; und andererseits Siege oder Erfolge, die im Rückblick recht banal sind.

Auf den FC Bayern bezogen: dafür, dass die ungewöhnlich schmerzhaften Niederlagen von 1999 und 2012 so schnell in Sprungbretter für große Triumphe verwandelt werden konnten, gibt es sicherlich viele Faktoren. Wesentlich hat dazu aber aus meiner Sicht auch der Umstand beigetragen, dass sowohl Hitzfeld als auch Heynckes im Moment der Niederlage menschliche Reife bewiesen und damit dem Team durch ihr Vorbild schon den Boden für die kommenden Erfolge bereitet haben.

Ich selbst habe mehr als einmal im Nachhinein erfahren dürfen, dass ich in dem Moment, als ich einen persönlichen Rückschlag bzw. Misserfolg als aktuell unabwendbar akzeptiert und mich darauf konzentriert habe, das mit Anstand zu akzeptieren, bereits den Grundstein dafür gelegt habe, das Erwünschte später doch zu erreichen (ohne Erfolgsgarantie natürlich) - denn häufig ist das, was man für endgültig hält, nur eine Momentaufnahme.

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Gab ja insgesamt sechs Mannschaften, die das Vizetriple, nun ja, errangen:
Neben dem FCB, klar, Leverkusen 2002. Und auch Barca, mit frappierender Parallele: Die verloren 1986 im Meistercup auch quasi zuhause (Sevilla) gegen einen gefühlten Freilosgegner (Steaua Bukarest) im Elferschießen. Benfica wurde 2013 die dritte Silbermedaille im Europa League-Finale auch von Chelsea umgehängt. Im Europacupfinale der Pokalsieger (gegen den HSV) komplettierte Anderlecht 1977 das Vizejahr ebenso wie Real Madrid 1983. Die Königlichen verloren unter dem Trainer Alfredo di Stefano zusätzlich sogar den Supercup und den seinerzeit ausgetragenen Ligapokal.

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War Chelsea ein gefühlter Freilosgegner, als Barça-Bezwinger? Ähnlich wie jetzt Villareal, Sieger gegen Juve? Wenn ja, könnte das genau der psychologische Rucksack gewesen sein, der am Ende den Ausschlag gab. Dem Spiel der Bayern war das 90 Minuten lang nicht anzusehen, aber als die Partie ins Rutschen geriet, war das vielleicht ein Faktor. Die Choreo „Unsere Stadt, unser Stadion, unser Pokal“: vielleicht doch etwas anmaßend. In Norddeutschland wird solch von keinem Zweifel angenagter Besitzerstolz bündig mit „all mien“ ausgedrückt, im Hochdeutschen geläufig in der (selbst-)ironischen Floskel „meine Frau, mein Haus, mein Boot“ o.ä. Merkwürdig, dass damals niemand darüber gestolpert ist. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Das sind allerdings nur Assoziationen, ich sage nicht: so war es. Aber die atmosphärische Ausgangslage hätte evtl. besser sein können.

Dann gibt es ja noch die These, die Endspiele der Bayern in der CL und im Vorgängerwettbewerb seien dann erfolgreich gewesen, wenn sie schwer ins Spiel gefunden hätten; umgekehrt hätten sie stets dann verloren, wenn die Finals sich gut angelassen hätten. Nach meiner Erinnerung könnte da was dran sein - wenn man, was naheliegt, die beiden 74er Spiele als eines betrachtet. Als klarer Außenseiter starteten sie nur einmal, 1975 gegen Leeds, wegen der bis dahin sehr dürftigen Saison. Leeds hatte hingegen im HF das von Cruyff angeführte Barça eliminiert. Entsprechend war auch bis zu Roths 1:0 der Spielverlauf. Sonst gab es meist Anlass zu Optimismus, und entweder gab der Gegner sofort ordentlich Gas und erarbeitete sich ein Chancenplus, wie z.B. 1976 St. Etienne, 2013 Dortmund oder 2020 Paris oder ging glücklich in Führung wie 2001 Valencia, und am Ende gewannen die Bayern. Oder das Spiel schien zunächst klar in deren Richtung zu laufen, wie 1982 gegen Aston Villa, 1987 gegen Porto oder … Und alles endete in einer riesigen Enttäuschung.

Mögliches Fazit, ein bisschen konträr zur Dusel-These: sie müssen sich die großen Erfolge hart erarbeiten; wenn es leicht zu sein scheint, misslingt es.

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